Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
Vom Netzwerk:
den Vorhang zuzuziehen, bevor ich meine Hände vor mein Gesicht stürzte und die Tränen laufen ließ.
    In der Frühe verließ ich die Halle meines Vaters und wanderte auf die Berge zu. Mein Schritt war schwer. Es war besser so. Niemand sollte durch meine Unachtsamkeit oder Gefühlskälte verletzt werden. Es reichte, daß Duncan eine Zeitlang unbrauchbar war. Und das in der Zeit da sein Kind geboren wurde. Ich ärgerte mich über meine Unfähigkeit, atmete tief ein und aus. Besser ich war bei der Geburt nicht zugegen, es würde die Wunde vertiefen. Mit jedem Schritt den ich tat, fühlte ich mich leichter!
     
     
    Das Treffen der Clans versammelte dieses Jahr alle umliegenden Clans auf einem Platz nahe unserer Siedlung. Ich war gespannt auf die Neuigkeiten, die hier, wie jedes Jahr, unter die Menschen gebracht wurden. Und ich wußte, die Frauen würden mit klopfenden Herzen all die Borten, Stoffe, Schuhwerk und Schmuck und andere wichtige und unwichtige Waren begutachten und tauschen; so wie die Männer ins Schwitzen kamen, wenn sie die Messer und Schwerter der Schmiede und die Bögen werteten und kauften oder tauschten. Und dieses Jahr gab es ein besonderes Treffen, denn Coinneach MacAilpin hatte sein Kommen angekündigt. Ich wußte, daß er bereits andere Treffen im Süden und Osten besucht hatte.
    Ich suchte in dem Gewirr aus Menschen die geliebten Gesichter meiner Familie. Waren sie bereits angekommen? Ich ging mit großen Schritten über den Platz.
    Gavin beobachtete Dougal still. Sollte er doch sie finden, er würde ihm nicht nachlaufen. Offensichtlich wußte er nicht, welche Wirkung sein Aussehen auf die Menschen drumherum hatte? Er sah zum Fürchten aus. Groß, einen ungepflegten Bart an Kinn und Wangen, die Haare ungekämmt zu einem lockeren Schwanz gebunden, die Kleidung vor Dreck starrend. Anscheinend hatte er nicht in der Nähe von Wasser gelebt? Dougal hatte sich vollkommen verwahrlosen lassen. Sein Körper wirkte hart, gestählt vom harten Leben in der Wildnis. Gavin erkannte ihn kaum wieder. Und trotzdem schien er zufriedener, als vor seiner Flucht in die Einsamkeit. Er stieß Calum, der sich neben ihm unterhielt, in die Seite und deutete zu Dougal hin.
    Calum bekam große Augen. „Kennen wir ihn?“
    „Ziemlich heruntergekommen!“
    „Wenn Mutter das sieht geht es ihr noch schlechter.“
    „Das wird es.“
    „Er weiß nicht wie er aussieht, oder?“
    „Vielleicht ist es ihm egal?“
    „Er muß doch merken wie ihn die anderen ansehen?“
    In diesem Augenblick sah Dougal zu ihnen herüber und entdeckte sie. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen kam er großen Schrittes zu ihnen.
     
     
    Oh, ich freute mich sie zu sehen. Sie hatten mir gefehlt. Es war gut eine Familie zu haben. „Gavin, Calum!“ Ich drückte sie beide an mich.
    „Du stinkst!“ sagte Calum angewidert.
    Ich schaute verdutzt an mir herunter. „Aye, kann sein, daß ich die Pflege meines Körpers und meiner Kleidung vernachlässigt habe.“ Ich grinste schief, hoffte auf Vergebung. „Wo sind die anderen?“
    Gavin zeigte nach hinten. „Ich freue mich auch dich zu sehen!“
    Ich sah ihm ertappt in die Augen. Er hatte Recht, ich war unmöglich. „Tut mir leid. Ich freue mich wirklich euch gesund zu sehen!“ Ich schaute zu Boden. „Wie geht es Duncans Arm? Und was ist mit Eithne?“
    Gavin wußte nicht ob er ihm lieber eine reingehauen hätte oder ihn an seiner Brust erdrücken sollte, vor Liebe und Zorn. Er entschied sich gegen beides. „Eithne hat ein kleines Mädchen bekommen, Duana heißt sie und es geht beiden bestens. Und Duncan kann den Arm inzwischen wieder gebrauchen!“
    Ich nickte, hatte aber wohl den vorwurfsvollen Unterton Gavins bemerkt.
    „Du solltest nicht so zu Mutter gehen!“ sagte Calum streng. „Geh zum See und wasche dich und deine Sachen!“
    „Ich helfe dir mit dem Bart und den Haaren, wenn du willst?“ Gavin wollte sich nicht aufdrängen und doch verlangte es ihn, mit ihm zu reden und bei ihm zu sein.
     
     
    Ich überlegte nicht lange, sie hatten wohl Recht. Meine Wahrnehmung schien in den Bergen gelitten zu haben?!
     
     
    Dougals Mutter war bemüht ihre wahren Gefühle zu verbergen, aber es gelang ihr nicht besonders gut. Sie drückte ihren Sohn ans Herz.
    „Kannst du nicht auf dem Treffen nach einem netten Mädchen Ausschau halten und deinen Kummer vergessen?“ Sie wünschte sich nichts mehr als das er glücklich war. „Wie lange willst du so weitermachen? Sie dich an. Völlig

Weitere Kostenlose Bücher