Keltenzauber
heruntergekommen.“
Ich sah Gavin und Calum dankbar an. Hätte meine Mutter mich zuvor gesehen, sie wäre wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. Ich drückte sie an mich und gab ihr einen Kuß auf den Scheitel. Ich wußte keine Antwort zu geben. Und mein einziges Bestreben lag darin, eine weitere Gelegenheit zu erhalten, um in die andere Zeit zu reisen.
Eithne stand im Kreis der anderen und schaute mich still an. Sie trug ihre kleine Tochter auf dem Arm. Ich trat zu ihr und schaute auf das kleine Bündel herunter. Das kleine runde Gesicht erinnerte mich schmerzhaft an ein anderes. Ich wollte nicht wieder in Trauer verfallen!
„Darf ich sie einmal nehmen?“
Eithne nickte und gab sie mir vorsichtig. „Solange du nicht mit ihr kämpfen willst!“ sagte sie halb lachend, halb weinend.
Die runden Augen von Duana sahen zu mir auf und erweichten mein Herz. „Sie ist süß!“ Ich lächelte sie an.
„Aye!“ sagte eine tiefe Stimme neben mir. „Und sie will nur etwa hundert Mal in der Nacht trinken!“ Duncan lachte. Er legte mir seine Hand auf die Schulter. „Geht es dir gut?“
Ich nickte. „Und euch, außer daß ihr nicht schlafen könnt?“
Er lachte wieder und legte seinen Arm um Eithnes Schulter. „Sehr gut!“
„Ich freue mich für euch!“ Zärtlich strich ich meiner Schwestertochter über die winzige Nase, ehe ich sie an Eithne zurückreichte.
Der König der vier Reiche war ein großer Mann. Er sah gut aus, hatte allerdings eine riesige Narbe mitten im Gesicht, die es in zwei Hälften zu teilen schien. Er lächelte alle herzlich an und freute sich ehrlich, daß so viele Clansleute zusammenkamen.
Ich wußte mit wieviel Mißtrauen dieser große Mann beobachtete wurde. Er hatte gewagt, was sich zuvor keiner getraut hatte. Und er hatte nicht nur gewagt, sondern erreicht, was für alle neu war. Hatte bisher jeder Clanführer seinen eigenen Clan geführt und sich wie ein König im kleinen Reich gefühlt, so hatten sie sich nun einem einzigen König unterworfen und sollten in Notzeiten gegen andere Feinde zusammenhalten. Ein neuer Gedanke!
Unter seinen Gefolgsmännern entdeckte ich sogar einige Pikten, die sich zur Feier des Tages mit blauer Farbe bemalt hatten. Und zwischen ihnen konnte ich Britonen erkennen. Es schien wirklich eine Einigkeit zu herrschen?! Mir fiel alles wieder ein, was ich in Flannas Zeit über meine eigene Zeit gehört hatte. Ich könnte mich als Hellseher versuchen und die anderen täuschen, weil ich soviel mehr wußte als sie!
Plötzlich erstarrte ich. Aus der Menge hinter dem König trat eine Frau. Ihr Haar war rotbraun, wie das der Füchsin. Und ihr Gesicht! Mir stockte der Atem. War es Flanna?
Tanz und Kampf
Ich trat einen Schritt auf sie zu. Konnte es wahr sein? War die Füchsin mir in meine Zeit gefolgt? Ich sah ihr in die Augen und erschrak. Nicht die Füchsin stand dort in der Menge, sondern eine Frau die ihr zum Verwechseln ähnelte. Eine Zwillingsschwester konnte nicht ähnlicher sein und doch, ihre Augen, ihr Lächeln. Das war nicht die Füchsin!
Coinneach schmunzelte leicht, kaum erkennbar. Wer es nicht sehen wollte, könnte es leicht übersehen.
„Darf ich euch meine Brudertochter vorstellen!“ Er zeigte auf sie. „Das ist Neal.“ Er tauschte hintergründige Blicke mit einem seiner Männer und dann mit MacDougal. „Ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Mann, der die Verbindung der Stämme stärkt.“ Coinneach ließ sein wachsames Auge über die anwesenden jungen Männer wandern. Wohlwollend verharrte er auf Dougal, der fortdauernd Neal anstarrte. Hatte er womöglich so schnell den Richtigen gefunden?
Konnte es möglich sein, daß ein Mensch einem anderen so glich? Ich schluckte. Was hatte MacAilpin gesagt? Einen passenden Mann? Könnte ich mir ein Leben an ihrer Seite vorstellen? Sollte ich jegliche Anstrengungen zur Füchsin zu gelangen aufgeben und diese junge Frau, Neal, ehelichen? Wäre sie ein annehmbarer Ersatz für die Füchsin?
Was dachte ich mir da in meinem kranken Hirn zusammen? Es gab keinen Ersatz für die Füchsin! Und sah diese Frau ihr noch so ähnlich, sie war es nicht! Und sie würde niemals einen Sohn mit mir bekommen, der Douglas hieß! Ein Schauer rieselte mir unwillkürlich über den Rücken.
Trotzdem, ich konnte meine Augen nicht von ihr lassen.
Neal warf ihm ein schüchternes Lächeln zu. Was starrte er so? Er sah gut aus, wäre nicht die schlechteste Wahl. Er wirkte als hätte er einen
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