Keltenzauber
Geist gesehen!
Ich besann mich auf meine Erziehung und verneigte mich vor dem König und seinem Gefolge, ehe ich wieder in den Kreis meiner Familie zurücktrat. Ich sah zu Gavin herüber, doch er schien ebenso gebannt von Neal wie ich. So hatte auch er die starke Ähnlichkeit gesehen! Und wieder wanderte mein Blick unwillkürlich zu Neal. War es möglich, daß mir das Schicksal eine zweite Flanna gab? Vielleicht, weil ich niemals mehr zurückkehren konnte, zu ihr!?
Ich wollte nicht an eine Endgültigkeit denken. Ich würde es wieder versuchen!
Zielstrebig wandte ich mich zum Kampfübungsplatz. Ein paar raufwütige Männer würden sich sicher schnell finden lassen und dann ließ ich mir alle Gedanken aus dem Kopf prügeln.
Um uns hatte sich ein großer Kreis gebildet. Ich hörte anfeuernde Rufe für mich und meinen Gegner. Ein riesiger Pikte. Er hatte sich bis auf seine Unterkleidung ausgezogen und der Schweiß lief ihm über die Haut, sammelte die blaue Farbe zu Streifen. Wieder und wieder schlug er mit Wucht auf mich ein. So einen starken Gegner hatte ich lange nicht mehr gehabt. Doch ich schaffte alle Schläge abzuwehren und im Gegenzug Treffer zu landen. Durch seine Größe war er recht behäbig, aber seine Schläge waren wuchtig.
Der Schweiß lief auch mir aus allen Poren, obwohl ich nur mit dem leichten Tuch bekleidet war. Ich empfand die Schmerzen jedoch nahezu als angenehm. Es war abartig und ich beinahe süchtig danach. Ich konnte meine Gedanken vollkommen auf das Gewinnen lenken und das war gut.
Erst am späten Nachmittag hatte ich genug. Ich war übersät mit blauen Flecken, Schürf- und Schnittwunden. Doch ich fühlte mich gut, lebendig und zufrieden müde.
Eine zierliche Hand reichte mir ein Leinentuch zum Trocknen. Mein Blick folgte dem Arm bis hinauf ins Gesicht. Neal lächelte mich aufmunternd an. Ich nahm das Tuch und nickte ihr dankend zu.
„Ich habe euch zugesehen!“
„Habt ihr nichts besseres zu tun?“ fragte ich beinahe schroff.
Sie lachte. „Ihr sagt was ihr denkt, das gefällt mir.“ Sie machte eine Pause und sprach dann leiser weiter. „So wie der Rest.“
Ich sah in ihre vielversprechenden Augen. „Ich glaube ihr macht euch falsche Vorstellungen von mir.“
„Tue ich das?“
„Aye.“ Ich reichte ihr das Tuch zurück. „Ich bin nicht mehr frei!“ Einen Atemzug lang erkannte ich Trotz und Eifersucht in ihren Augen.
„Aber die Frau ist nicht an eurer Seite zu sehen.“
„Aye, zu sehen ist sie nicht, aber ich trage sie in meinem Herzen!“
„Und ihr meint dann wäre für keine andere mehr Platz?“
„Aye, das meine ich nicht nur.“ Ich mußte grinsen. „Ihr seht ihr übrigens sehr ähnlich.“
„Ich ihr?“
Das hörte sie wohl nicht so gern?!
„Warum lauft ihr dann einem Traum hinterher, wenn doch Besseres greifbar und in der Nähe ist?“
„Wißt ihr wie es ist, wenn einem das Herz herausgerissen wurde?“
„Das Leben geht weiter.“
Ich sagte nichts dazu, wandte mich ab und zog mein Hemd über. Nach einer Weile konnte ich ihr antworten. „Ich muß mein Herz erst wiederfinden, bevor ich frei sein kann.“
„Hättet ihr einen Einwand mir während des Treffens gelegentlich Gesellschaft zu leisten?“
Sie ließ nicht locker. Sollte ich sie dafür bewundern? „Ich würde euch nicht wirklich lieben können, nur euren Körper und dafür seid ihr als Mensch zu wertvoll.“
Sie stieß einen trockenen Lacher aus und beugte sich zu mir. „Ich werde euch mich lieben lehren!“ Sie drehte sich lächelnd um und schritt davon.
Gavin erschien wie aus dem Nichts neben mir. „Sie wäre kein schlechter Fang.“
„Aber nur ein Ersatz.“
„Du weißt nicht ob du Flanna je wiedersehen wirst!“
„Dann werde ich ohne Frau leben und sterben.“
„Was für eine Verschwendung!“
Ich sah ihn verärgert an. „Ich dachte du würdest mich verstehen?!“
Gavin schaute mich an. „Ich meinte Neal.“
Und plötzlich begriff ich. Er hatte Gefallen an ihr gefunden. Aber dann, dann mußte ihm auch die Füchsin gefallen haben. Plötzlich verstehend, sah ich ihm in die Augen. „Die Füchsin?“
„Aye, von Anfang an, aber es war offensichtlich für wen ihr Herz schlug.“
Ich erhob mich, legte den Arm um seine Schultern und drückte ihn. „Versuch dein Glück mit Neal und unterschätze sie nicht, sie weiß was sie will.“
Am Abend suchte Gavin vergeblich nach Dougal. Und er bemerkte, daß er nicht der einzige war, der suchend über die Köpfe
Weitere Kostenlose Bücher