Keltenzauber
Wahrscheinlich war es kein Zufall, daß eine Nachfahrin der MacBochras auf MacDougal traf.
In mir erwachte erneut Mißtrauen. Was hatte sie beschlossen? War es gut für uns? Ich schaute sie fragend an.
„Seid willkommen und seid meine Gäste!“ Sie schaute jeden von uns eine Weile an. „Ich glaube euch, eure Geschichte. Es ist irrsinnig, der Dolch jedoch“, sie zeigte nachdenklich auf Gavins Dolch, den sie noch in der Hand hielt und betrachtete ihn erneut, ehe sie ihn Gavin zurückgab, „der Dolch ist alt!“
Gavin lachte und schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn erst vor einem Mond vom Schmied erhalten.“ Er sah sie belustigt an.
Ich erkannte wie die Belustigung aus Gavins Augen verschwand, als er den Sinn ihrer Worte begriff. Wenn sie recht hatte, und daran zweifelte ich keinen Atemzug länger, dann befanden wir uns wirklich und wahrhaftig in der Zukunft. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Warum schenkte sie uns soviel Vertrauen?
„Und du traust uns?“
Sie nickte. „Ich gebe euch Unterkunft, Essen und Hilfestellung was eure Heimreise angeht.“ Sie schaute auf. „Dafür erwarte ich eine Gegenleistung.“
Ich horchte auf. Was erwartete sie von uns?
„Solange ihr bei mir seid, will ich alles über euch und eure Zeit wissen, und“, sie überlegte kurz, „eure Sprache. Ich meine viele der Worte die ihr sprecht kenne ich nicht und sicherlich werdet ihr manch ein Wort von mir hören, welches euch seltsam vorkommt.“ Sie lachte schüchtern. „Diese neuen Worte sind im Laufe der Zeit entstanden und teilweise sogar Kunstworte.“
Unwillkürlich atmete ich erleichtert aus. „Ist das alles?“
Sie nickte. „Und euer Ehrenwort, daß ihr mir keine Messer mehr an den Hals drückt.“
Ich lächelte beschämt und sah die anderen an, ehe ich mich ihr wieder zuwandte.
Sie lächelte.
Vermutlich war das übertrieben, doch mir schien es nötig, um ihr unsere Gunst zu bezeugen. Ich kniete mich nieder und beugte den Kopf. „Ich schwöre bei meiner Ehre, beim Leben meiner Brüder und meiner Schwester, daß dir meine Treue sicher ist und ich dir niemals ein Leid zufügen werde!“ Ich erhob mich. Ein Stich in der Seite entlockte mir einen Schmerzenslaut. Ich ärgerte mich über meine Unzulänglichkeit. Trotzdem sah ich sie offen lächelnd an.
Gavin und Calum knieten sich ebenfalls nieder und wiederholten meine Worte, während ich meine Augen nicht von ihrer wilden Schönheit lassen konnte. Sie war der einzige Halt im wirbelnden Durcheinander. Wir durften nichts mehr unternehmen, was ihre Zuwendung gefährdete.
Eithne nickte, kniete sich dennoch nicht hin. Ihr Stolz verbot ihr eine solche Handlung. Entweder die Füchsin traute ihr oder sie tat es nicht, dann war es ihr egal. Herausfordernd sah sie wieder auf.
Die Füchsin nickte, offensichtlich verwirrt durch unseren Schwur. Ich spürte ein warmes Ziehen im Bauch.
Wärme in der Fremde
Zögernd traten wir ein. Ich sah mich in dem Raum um. Er war lang und dünn, ein Gang, der andere Räume miteinander verband. In der Mitte befand sich eine Treppe die nach oben führte. Die Füchsin ließ die Tür zufallen, ging voraus und öffnete die zweite Tür rechts. Ein warmes Licht empfing uns. An der Wand links neben der Tür stand ein Kamin, in dem ein Feuer brannte. So wie zu Hause, ging es mir durch den Kopf. In der Ecke auf der rechten Seite entdeckte ich Bänke und eine Holzplatte davor. Zu meinem Entsetzen sichtete ich an der Wand gegenüber eine schwarze Truhe. Allerdings bewegten sich keine Menschen darin. Mir kam ein schrecklicher Verdacht. Was wenn ihre kleinen Menschen gestorben waren und sie neue brauchte? Ich starrte die schwarze flache Fläche an. Ich war versucht zu fliehen, so lange es möglich war. Sie lud mit einer freundlichen Geste zum Hinsetzen ein und Calum und Gavin setzten sich zögerlich zwischen die Kissen auf die Bank. Eithne blieb neben mir stehen.
„Macht es euch gemütlich.“ Sie sah mich fragend, durchdringend an. „Wie geht es deiner Wunde?“
„Schon viel besser, die Haut ist bereits geschlossen.“ Sie nickte. „Möchtet ihr etwas trinken oder essen?“ Calum nickte eifrig, bevor ihm einfiel, daß es unhöflich war, sich sofort auf das Essen zu stürzen. Gavin sah ihn ärgerlich an. „Etwas zu trinken wäre nett“, beeilte sich Gavin zu sagen. „Klar!“ sagte die Füchsin schmunzelnd. „Was habt ihr denn die ganze Zeit gegessen? Und wie um alles in der Welt seid ihr ausgerechnet hierher gekommen?“
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