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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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einladend leuchtete es über den Schnee, der es glitzernd spiegelte. Was war das wohl? Eine Wohnhalle? Wieder eine Siedlung? Besser wir gingen nicht weiter. Im Schneegestöber verloren wir womöglich die Richtung, und obwohl es früh am Tag war, sollten wir uns zur Nacht vorbereiten.
    „Besser wir rasten bis morgen früh“, sagte ich und wunderte mich über meine rauh klingende Stimme.
    „Nein, ich will weiter.“ Eithne stapfte voran.
    „Eithne, es ist unvernünftig. Womöglich verlieren wir die Richtung.“ Calum versuchte Eithne am Ärmel festzuhalten.
    Eithne starrte auf den Schnee vor sich, als hätte sie weder mich noch Calum wahrgenommen.
    „Eithne!“ Gavin packte sie ebenfalls am Arm.
    „Nur bis zum Licht!“ preßte sie eigenwillig hervor. „Nur bis zum Licht!“ wiederholte sie wie entrückt und schüttelte den Arm, um die beiden loszuwerden.
    Gavin sah mich an.
    „Vielleicht gibt es dort einen Stall oder ähnliches?“
    Ich nickte ergeben und hoffte das Richtige zu tun. „Aye, bis zum Licht.“
    Wir kämpften uns mit neu erwecktem Eifer und einem Ziel vor Augen nach vorne. Es handelte sich tatsächlich um ein Haus. Einsam, mitten im Wald. Ich wunderte mich, da alle anderen Menschen hier in dieser Welt eher auf einem Fleck hockten. Befriedigt stellte ich fest, daß es hier keine ungastlichen Gatter gab. Eine Raufe mit Heu stand unweit des Hauses am Waldrand und eine Scheune gab es auch. Das Licht drang durch bunte Vorhänge freundlich nach draußen. Ich roch Holzbrandgeruch und entdeckte einen Rauchabzug auf dem verschneiten Dach.
    Ein unerwartet heftiges Heimweh durchzog mich. Das Gefühl von Einsamkeit wurde übermächtig. Ich sah vor meinem inneren Auge unsere Mutter, die an der Feuerstelle stand und in einem großen Topf rührte. Vater, der an einem neuen Schuh für seine Enkelin arbeitete, unsere Großeltern und die anderen Geschwister und Verwandten. Das Bild war so stark, daß ich glaubte wir brauchten nur über die Schwelle zu treten und schon wäre der Albtraum vorbei. Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen. Hier gab es das alles nicht!
     
     
    Flanna lief unruhig auf und ab. Sie mußte wieder und wieder an die vier jungen Schotten denken. Ging es ihnen gut? Inzwischen wußte sie wohl, daß keiner ihrer Bekannten mit ihrem Auftauchen zu tun hatten. Der Beweis, daß sie die Wahrheit gesagt haben mußten, lag vor ihr auf dem Tisch. Sie hob den Dolch auf und starrte ihn wiederholt an, als könnte er ihr sein Geheimnis erzählen oder sie zu Dougal führen. Sie hatte vorsichtig Erkundigungen eingeholt und war inzwischen sicher, daß dieser Dolch über alle Maßen alt war und trotzdem bemerkenswert neu aussah. Wenn ihnen etwas zugestoßen war, würde sie sich das niemals verzeihen können. Sie starrte zur Haustür. Der Bewegungsmelder sprang an. Vielleicht standen sie vor der Tür? Unsinn! Doch ihre Schritte lenkten sie zur Tür. Sie lachte über sich selber und trotzdem, ein innerer Zwang ließ sie den Schlüssel im Schloß drehen und die Tür öffnen.
    Mit großen Augen blickte ihr Dougal entgegen, völlig verschneit, einen wild wuchernden Dreitagebart an Kinn und Wangen, die dunklen Augen von tiefen Schatten umrahmt. Sie schlug die Tür wieder zu. Jetzt drehte sie durch. Unmöglich, daß die vier den Weg von Hannover bis zu ihr gefunden hatten. Sie konnten doch nicht ihrem Wagen gefolgt sein? Ihre Hand zitterte, während sie die Tür wieder öffnete. Davor standen noch immer vier verschneite und fassungslose Schotten.
    „Das kann nicht sein?!“ entfuhr es ihr. Sie trat einen Schritt hinaus in den Schnee und ihre Hand streckte sich zögernd nach Dougals Brust aus. Sicherlich würde sie ins Nichts greifen. Doch sie konnte ihre Hand nicht weiterführen, denn der breite Brustkorb Dougals versperrte ihr den Weg. „Ihr seid es wirklich?!“ Sie mußte unwillkürlich auflachen.
     
     
    Ich räusperte mich. Sie starrte uns so ungläubig an, als wären wir Geister. Dabei war doch sie einer! Ich mußte etwas sagen, um den Augenblick nicht verstreichen zu lassen und beeilte mich: „Wir haben es nicht darauf angelegt dich zu finden.“ Wie sie konnte ich es nicht fassen. Wie war es möglich, daß wir ausgerechnet wieder auf die Füchsin trafen? Unglaublich!
    „Und trotzdem seid ihr hier!“ Sie schüttelte den Kopf. „Kommt rein.“
    „Bist du sicher?“ fragte ich nach.
    „Ich bin sicher, jetzt!“ Sicher es war unvernünftig, sie wollte diesen Menschen jedoch trauen.

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