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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Wahrheit lieber gewesen wäre, sie hätte mich in Ruhe gelassen. Sie hielt das gelbe Etwas in der linken Hand und drehte mit der rechten einen weiteren merkwürdigen Verschluß auf. Großzügig und vorsichtig drückte sie einen weißgelben fingerdicken Wurm aus dem gelben Etwas auf die heilende Wunde auf meinem Oberarm. Ich biß die Zähne zusammen, doch der Wurm schmerzte mehr als erwartet und war fürchterlich kalt. Zart schmierte sie die Masse mit einem Finger um die Wunde und legte am Ende ein dünnes Stück weißen Stoff darüber. Sie griff nach einer roten Rolle, zog hautfarbene Streifen davon ab und biß diese mit den Vorderzähnen durch. Das wiederholte sie sechsmal, hielt die merkwürdig klebrigen Streifen mit einer Hand fest, ehe sie die einzelnen Streifen über den Wundstoff legte und ihn auf der Haut festklebte. Ich tastete vorsichtig die Streifen ab, sie klebten als wären sie in die Haut eingebrannt.
    „So, das sollte halten.“ Sie hob das Hemd hoch, welches sie mitgebracht hatte. „Hier, das könnte passen, es ist von Micha, einem Freund.“
    Ich schaute das Hemd an. „Glaubst du es ist ihm recht?“
    Sie nickte. „Er ist zur Zeit in Südamerika.“
    Wo das war wußte ich nicht, sie würde es mir zu gegebener Zeit erzählen?! Ich griff nach dem Hemd und war mir doch nicht sicher, wie ich es anzuziehen hatte. Ich fand keine Bänder. Sie half mir ohne ein weiteres Wort.
    „Die Wunde ist gut verheilt!“
    Ich nickte.
    „Mit was habt ihr sie behandelt?“
    Eithne lachte. Wußte sie denn nicht wie eine Wunde behandelt wurde, wenn keine Kräuter oder Heiler zur Stelle waren?
    Ich sah Eithne böse an und beeilte mich der Füchsin zu antworten. „Pinkel natürlich“, sagte ich, und konnte doch nicht verhindern, daß in meiner Stimme ein leiser Spott mitschwang, weil sie die einfachsten Dinge nicht wußte. „Und ein paar Druidengriffe und Behandlungen.“
    Die Füchsin nickte und schluckte eine Bemerkung herunter. Sie setzte sich und lehnte sich an ein Kissen zurück. Plötzlich sah sie mich geradewegs mit ihren klaren, hellbraunen Augen an. Sie lächelte, ehe sie den Kopf schüttelte. „Außer mir wird es kaum jemanden geben, der eure Geschichte glauben wird.“
    Gavin sah mich an.
    Sie sprach weiter. „Es gibt keine Ausweise, keine Arbeit, gegebenenfalls könnte ich euch auf den Mittelalterlichen Märkten unterbringen?“ sagte sie wie zu sich selber. „Und bestimmt gibt es jede Menge Ärger.“ Sie schaute betroffen durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen aus dem Fenster. „Ich weiß, wenn ich ehrlich bin, gar nicht, wie ich euch helfen kann. Ich meine, wie ihr wieder in eure Zeit zurückkehren könnt.“ Sie schaute mir wieder in die Augen. „Ich weiß nicht, ob ihr jemals eure restliche Familie wiedersehen werdet.“
    In ihren Augen las ich ehrliche Anteilnahme. Mit einem Mal war ich müde. Ihr Zugeständnis, daß sie uns wider aller Vernunft glaubte, aber nicht wußte, wie sie uns helfen konnte, ließ mich unerwartet verzweifeln. Durch dieses Vertrauen, das sie uns vorbehaltlos schenkte und durch die Tatsache, daß wir, so unwahrscheinlich mir das erschien, wirklich und leibhaftig in die Zukunft verbannt worden waren, gab sie mir auf der einen Seite Sicherheit, auf der anderen stürzte sie mich in ein tiefes, dunkles Loch. Sie nahm mir jegliche Hoffnung, daß alles nur ein schrecklicher Traum war. Ich schloß die Augen, preßte die Lider zusammen und konnte doch nicht verhindern, daß der Schmerz über die gewonnene Erkenntnis mir die Tränen aus den Augenwinkeln trieb. Ich kämpfte dagegen an, doch der grausige Gedanke zwang mich in ein lautes Schluchzen auszubrechen.
     
     
    Gavin saß stocksteif da. Er konnte sich nicht erinnern, wann er Dougal das letzte Mal auf diese hoffnungslose Art hatte weinen sehen. Er sah hilflos zu Calum und Eithne. Die zuckten betroffen die Schultern, wußten weder was sie tun noch sagen konnten, um Dougal Trost zu geben. Sie fühlten sich selber elend.
     
     
    Flanna schluckte. Sie hatte die falschen Worte gewählt. Es war ihre Schuld, daß er so niedergeschlagen war. Auf der anderen Seite fühlte sie sich bestärkt. Die Geschichte konnte nur echt sein, so unglaubwürdigsie war. Oder diese Leute waren begnadete Schauspieler! Sie erhob sich und stellte sich hinter ihn, legte ihm eine Hand auf seine Hände, die er vor das Gesicht geschlagen hatte. Mit der anderen fuhr sie ihm zärtlich tröstend durch sein braunes Haar. Sicherlich machte sie wieder einen

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