Keltenzauber
versteinert und gebrochen. Als trüge er eine Last mit sich herum, die er nicht mehr schleppen konnte. MacDougal beschloß endlich anzufangen. Er trat vor:
„Werte Herren Lairds und Druiden.“ Er verneigte sich. „MacBochra!“ Er sah den Mann unfreundlich an. „Ich weiß, daß meine Söhne und meine Tochter in deiner Hand waren, wo sind sie aber jetzt?“
MacBochra schien mit sich zu kämpfen. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich sah er MacDougal haßerfüllt an. „Einer deiner Söhne hat meine Tochter geschändet und er hat die rechte Strafe dafür erhalten.“ Er nickte bestätigend.
MacDougal wurde schlecht. Konnte es möglich sein, daß MacBochra seine Söhne ohne ein Clansgericht verurteilt und bestraft hatte? Für etwas, was weder der eine noch der andere getan hatte! „Ich verstehe nicht.“
„Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach tot!“
„Heißt das du weißt es nicht?“ Warum mährte sich der Kerl nicht aus. „Und was ist mit Eithne?“
„Deine Tochter?“ MacBochra überlegte, sollte er MacDougal die Wahrheit sagen? Oder sollte er ihm unendlichen Schmerz bereiten und ihm eine Geschichte erzählen? Er sah sich in der Runde um. Wenn es irgendwann doch ans Licht kam, wäre er geliefert. Es waren zuviel ehrbare Herren anwesend. Er räusperte sich umständlich. „Deine Tochter ist bei deinen Söhnen, unangetastet, wenngleich es uns schwer fiel sie nicht ebenso zu schänden, wie einer deiner Söhne das mit meiner Tochter getan hat!“
„Meine Söhne würden niemals eine Frau schänden, nicht einer von ihnen und sicher würden sie keine MacBochra berühren, in welcher Art auch immer.“
„Willst du damit andeuten, daß mein Mädchen gelogen hat?“ MacBochra baute sich vor MacDougal auf.
„Ich sage lediglich, daß meine Söhne keine Schänder sind! Wenn das bedeutet, daß deine Tochter ihren eigenen Vater belogen hat, dann ist das nicht meine Schuld!“ Wütend starrte MacDougal MacBochra an.
MacBochra schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte er MacDougal gleich den Schädel eingeschlagen. Dieser verdammte Mistkerl unterstützte Coinneach MacAilpin und seine Sache und jeder wußte, daß es nicht gut sein konnte, wenn die Stämme vereint wurden.
MacDougal sah auf den Boden. Er ballte die Fäuste und versuchte sich in der Gewalt zu behalten. „Wo verdammt, sind meine Kinder? Hast du sie ermordet? Dann sag mir wenigstens wo ich ihre Leichen finde.“
„Ich mache mir doch nicht die Finger schmutzig.“ MacBochra seufzte. Wäre Duncan nicht mit hinterhergegangen, alles wäre viel einfacher. Er erwiderte den Blick MacDougals.
„Sie sind tot, reicht das nicht?“
MacDougal schnaubte. „Gib mir endlich eine Antwort oder hast du keine?“
„Sie sind fort. Du wirst ihre Leichen nicht finden, sosehr du auch suchst.“
MacDougal verlor die Geduld. Er sprang auf MacBochra zu, um ihn zu würgen, doch die Umstehenden hielten ihn zurück. „Er tut es mit Absicht!“ brüllte er. „Er will mich quälen!“ Es fehlte nicht viel, er konnte die Tränen bereits fühlen, doch diese Genugtuung wollte er MacBochra nicht geben. Er drehte sich um und atmete tief ein und aus.
„Gemmán hat deine Söhne verflucht!“ Nun war es raus. Mit einem Mal fühlte sich MacBochra leichter.
MacDougal drehte sich wieder um. „Was hast du gesagt? Gemmán?“
„Aye, Gemmán! Sie wollten nicht reden und sie haben geleugnet meine Tochter geschändet zu haben.“
„Mit Recht!“ MacDougal mochte nicht mehr denken. Was hieß verflucht? Er sah MacBochra herausfordernd an. „Ich werde Genugtuung von dir verlangen! Und kein anderer Mann wird sich daran beteiligen. Nur wir zwei!“ Er starrte auf den Boden. „Diese Kämpfe dauern schon viel zu lang an, das muß ein Ende haben!“
„Fordere was du willst! Von mir bekommst du es nicht. Beweise mir, daß deine Söhne meiner Tochter nichts getan haben, dann reden wir weiter!“ MacBochra wandte sich ab und schritt aus dem Kreis.
MacDougal wußte, es hatte keinen Zweck ihm an die Gurgel zu springen. So sollte es sein. Er mußte beweisen, daß seine Söhne unschuldig gestorben waren, dann würde er vermutlich Genugtuung erhalten und die Kämpfe würden aufhören!
Ein verpatztes Frühstück
Flanna starrte nach draußen. Es taute heftig. Überall tropfte es und der Boden war aufgeweicht und matschig. Und wie so oft in den letzten beiden Tagen, wanderten ihre Gedanken zu Dougal, seinen Geschwistern und deren Feind. Duncan tat ihr leid. Er hatte
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