Keltenzauber
keinen leichten Stand. Besonders Eithne schien es darauf anzulegen ihm Sticheleien an den Kopf zu werfen wo sie nur konnte. Dabei hatte Flanna den Eindruck, daß er völlig andere Gefühle für Eithne hegte. In seinen Augen las sie mehr als einmal völlige Hingabe.
Wie sollte sie diesen Menschen helfen? Erstens mangelte es ihr an Geld, zweitens wußte sie nicht an wen sie sich wenden sollte. Wo sollte sie einen ernstzunehmenden Druiden finden? Männer und Frauen, die sich als solche fühlten oder bezeichneten, die gab es genug, aber ehrliche, wahre Druiden? Einen, der fähig war andere Menschen in der Zeit reisen zu lassen? Und dies gezielt, so daß sie am gewünschten Ort landeten? Sie mußte nach Schottland, soviel stand fest. Vielleicht konnte Runa ihr helfen? Wenn sie Glück hatten, fanden sie die heiligen Steine. Und gegebenenfalls konnte Runa ihr einen wahren Druiden nennen? Schließlich hatte sie ebenfalls seltsames erlebt und war seitdem ein anderer Mensch geworden. Womöglich war es kein Zufall gewesen, daß sie auf Runas Anzeige geantwortet hatte? Sie fragte sich allerdings, wie sie es schaffen sollte, die fünf Menschen ohne Papiere über die Grenze zu schmuggeln? Es gab nur eine Möglichkeit; sie mußte jemanden finden der sie mit einem Segelboot in der Nacht hinüberschiffte. Sollten sie auf dem Wasser angehalten werden, dann würden sie gälisch reden und hoffen, daß ihr Gegenüber das nicht sprechen konnte.
Sie sah zum Wecker. Es war Zeit aufzustehen. Sie mußte neuzeitliche Kleidung für alle besorgen. Sie fragte sich allerdings, ob sie diese tatsächlich tragen würden? Duncan jedenfalls hatte die Jeans und das T-Shirt nicht schnell genug wieder ausziehen können. Und Dougal war ebenfalls wieder überglücklich in sein gewaschenes Leinenhemd geschlüpft. Wie sollte sie ihnen die Welt da draußen zeigen, wenn sie aussahen wie Schotten, aye… Sie mußte schmunzeln; sie liebte es, wenn Dougal dieses Wort sagte, so lässig und doch so bedeutungsvoll. Nun, dann sahen sie eben aus wie Schotten des neunten Jahrhunderts. Wenigstens hatten sie ihre großen Tücher und Hemden gewaschen, so sahen sie nicht mehr völlig heruntergekommen aus. Sie mußte erneut schmunzeln. Zumindest Eithne hatte das Duschen gefallen. Bei den anderen war sie sich nicht so sicher. Doch Eithne war inzwischen offener für die Errungenschaften der Neuzeit. Die Männer zeigten eher Abneigung und deutlich den Wunsch wieder zurückkehren zu können.
Sie drehte sich zurück auf die Seite und schob ihre Hände unter die Wange. Nur fünf Minuten. Sie sah den vom Fensterrahmen herunterfallenden Tropfen zu und durch das eintönige Geräusch dämmerte sie wieder ein. Ein feiner Duft zog ihr in die Nase, aufgebackenes Brot und Lupinenkaffe. Offensichtlich war sie heute die Langschläferin.
Ich mühte mich mit dem Backofen ab. Eithne stellte den Kaffe auf das Stövchen. Soviel Neues! Mir schwirrte der Kopf. Und doch hatten wir in der kurzen Zeit eine Menge gelernt. Ich schaute über die Schulter. Calum und Duncan stritten sich, doch Gavin griff schlichtend ein.
Jeden Morgen wenn ich erwachte, hoffte ich aufs Neue, daß alles nur ein böser Traum war und ich im Familienbett neben unseren Eltern und Geschwistern erwachen würde, doch es war eine leere Hoffnung. Manchmal ertappte ich mich sogar bei dem Gedanken an eine Zukunft in dieser Zeit. Was blieb uns anderes übrig, als mit diesem Gedanken zu spielen. Ohne Frage betete ich jede Nacht für eine Rückkehr, aber ebenso könnten meine Gebete unerhört bleiben. Wer wußte ob Ossian die selbe Macht besaß wie Gemmán? Wie gern würde ich meine Mutter in die Arme schließen oder meinen Vater. Sicher machten sie sich große Sorgen! Wußten sie denn wo sie nach uns suchen mußten? Vermutlich hatte Gemmán ihnen erzählt wir seien tot? Dann wäre es hoffnungslos.
Verflucht! Ich warf die heiße Scheibe Brot auf die Arbeitsplatte. Jedesmal wieder vergaß ich wie heiß es war, weil dieser dumme Herd keine offene Flamme hatte. Ich pustete mir auf die Finger.
„Wer geht sie wecken?“ fragte Eithne und sah mich eindringlich an.
Ich zog die Brauen in die Höhe. Warum ich?
Eithne nickte zufrieden. „Also du.“ Sie nahm die Kanne und ging zum Tisch.
Ich gab mich geschlagen. Ob sie noch schlief? Möglicherweise konnte ich ein bißchen nackte Haut von ihr sehen, schoß es mir durch den Kopf. Ein heißes Feuer zog durch meinen Körper. Sie war unsere Gönnerin. Ich sollte meine Gedanken
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