Keltenzauber
Griff legte er ihr seinen Arm um die Schultern und, fassungslos mußte sie feststellen, wieder hatte sie ein Messer an der Kehle. Der Kerl ließ mit dem Fuß die Tür ins Schloß fallen, ehe er sie mit dem Messer weiterdrängte. Wie viele kamen wohl noch aus der Vergangenheit, um ihr einen Dolch an den Hals zu drücken, schoß ihr durch den Kopf? Sie traten in den Türrahmen der Wohnzimmertür. Wie auf Befehl sprangen die Männer auf. Sie zogen ihre Dolche und starrten verblüfft, so schien ihr, den Fremden an. Kannten sie ihn? Flanna fiel die andere Färbung seines Tuches auf. Waren das nicht die Farben der MacBochra?
Ich schluckte. Wenngleich ich auf der einen Seite zufrieden mit mir war, ich hatte mich nicht getäuscht was unseren Verfolger anbelangte, so war ich doch zutiefst beunruhigt und voller Angst um die Füchsin. „Verflucht! Was tust du hier?“
Der Mann schüttelte den Kopf und verstärkte den Griff.
Flanna fühlte sich gar nicht wohl. Offenbar kannten sie sich, doch ebenso offensichtlich, mochten sie sich nicht.
Der Magen des Mannes grummelte laut. Er hatte anscheinend Hunger. Das war die Gelegenheit! Sie legte ihm mutig die Hand auf den Arm.
„Ich wäre dir dankbar, wenn du mich loslassen würdest. Dann könnte ich Essen holen?!“ Sie spürte wie sich sein Griff lockerte. Wenigstens war er ansprechbar.
„Falls es zwischen euch Streitereien gibt, so würde ich vorschlagen, diese vorerst zur Seite zu stellen, jedenfalls in meinem Haus.“
„Sie sollen mir erst beschwören, daß sie mich in Ruhe lassen!“ Sein Griff verstärkte sich wieder.
Flanna sah Dougal hilfesuchend an. „Ist das möglich?“ Sie konnte den ängstlichen Ton in ihrer Stimme nicht verdrängen, obwohl sie doch viel lieber selbstsicher gewirkt hätte.
Ich hob die flache Hand und nickte. Wir durften das Leben der Füchsin nicht gefährden. „Aye, solange wir Gäste in deinem Haus sind, werden wir ihm nichts tun.“ Ich kniff die Lippen zusammen. „Das Gebot gilt andersherum auch für dich, Duncan!“ Ich steckte meinen Dolch wieder weg.
Flanna spürte, wie der Mann seinen Griff lockerte und schließlich die Hand fort nahm und die andere von ihrer Schulter löste. Er zog sein Messer zurück. Sie stürzte zur Seite, in Dougals Nähe. Endlich konnte sie den Mann aus sicherer Entfernung betrachten. Er sah verlottert, verfroren und verängstigt aus. Er tat ihr leid. Seine dunkelblonden Haare brauchten dringend eine Bürste und er ein Bad.
Seine Kleidung war feuchtschwer und hing an ihm wie ein Sack. Dougal räusperte sich neben ihr. „Ich warte auf deine Antwort?“ Der Mann wand sich an Flanna. Sie konnte erkennen, daß er gegen Tränen ankämpfte. „Ich hole Essen“, sagte sie schnell und ging hinüber zur Küche.
Ich starrte unbeirrt zu Duncan herüber. Aye, er sah erbärmlich aus. Ein Wunder? Wenn er ebenso lang in dieser Zeit weilte wie wir, und das allein, dann wäre es wunderlich, wenn er besser aussehen würde. Hatte ihn denn sein Vater nicht ausgestattet? Ihn mit allen lebensnotwendigen Dingen bestückt? Ich wurde das Gefühl nicht los, daß Duncan nicht von seinem Vater geschickt worden war. Er tat mir beinahe leid. Allerdings nur beinahe, denn er war ein MacBochra.
Die fünf Menschen belauerten jede Handlung des anderen. Flanna konnte es körperlich spüren. Sie beeilte sich, ihm ein paar Scheiben Brot zu schneiden und zu belegen und stellte das Essen anschließend auf den Tisch. Die anderen standen wie erstarrt. Mit einer einladenden Geste bat sie den Neuankömmling sich zu setzen.
Duncan war unsicher. Konnte er es wagen sich zu setzen? Er beobachtete Dougal.
Flanna sah Dougal ärgerlich an. „Bitte setzt euch doch, sonst stehen wir noch morgen früh hier herum.“
Dougal schaute sie ertappt an und kam ihrem Wunsch nach.
Schließlich kam Duncan zögernd an den Tisch und setzte sich auf die äußerste Kante eines Stuhls. Einen Atemzug lang hatte er sich in der Gewalt, doch unerwartet plötzlich griff er nach einer Scheibe Brot und begann zu essen. Er hatte geglaubt nie mehr in seinem Leben ein Brot essen zu können. Es schmeckte gut. Ungewohnt, aber durchaus genießbar. Er entspannte sich ein bißchen. Hätte er sich doch bloß eher getraut, schoß ihm durch den Kopf, doch die Angst war zu groß gewesen. Er spürte die beobachtenden Blicke auf sich gerichtet, trotzdem zwang er sich die Brote zu Ende zu essen. Schließlich schluckte er den letzten Bissen herunter und
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