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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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was der Mann von ihm wollte, und ging bereitwillig mit ihm mit, zum Scheunentor hinaus – wo es kurz stehen blieb und sich, staunend, wie es schien, umsah – und zum Wagen des Mannes. Der setzte es auf den Rücksitz, schnallte es an, bekräftigte noch einmal, dass sie niemandem etwas darüber sagen dürften, versprach, dass in den nächsten Tagen jemand kommen würde, um sich um alles zu kümmern, stieg dann ein und fuhr davon.
    »Allerhand!«, schnaubte der Birnbauer Anton und schüttelte grimmig den Kopf.
    »Das war einer von einem anderen Stern, glaubst du?«, meinte die Frau vom Brunnenwirt. »Wie der ausg’sehen hat … Sie seufzte. »Und so süß!«
    Die Adern am Hals des Brunnenwirts waren immer noch zu sehen.
    »So leicht kommt mir der nicht davon«, schwor er. »Heut’ Nachmittag hol’ ich ein paar Leut’ und schaff den Satellit oder was das war fort. Und wenn sie den zurückhaben wollen, dann zahlen die mir erst das neue Dach, das sag ich dir!«
    Es waren Landbewohner. Ganz offensichtlich, denn sie hatten eine unverkennbare Lederhaut. Und lange Hälse auch. Aber blauhäutig waren sie nicht. Kelwitt erkannte mit wachsender Begeisterung, welch eine Fülle von Orakelzeichen da draußen darauf wartete, von ihm gedeutet zu werden.
    Deshalb zögerte er auch nicht, hinauszusteigen, als die drei großen Planetenbewohner sich in einer unverkennbaren Geste des Willkommens zurückzogen. Er vergewisserte sich nur, das Buch von Mu’ati im Umbindbeutel zu haben, denn das würde er brauchen.
    Sie sahen sehr fremdartig aus, und ihre Größe konnte einem fast Furcht einflößen. Drei absonderlich flache, bleiche Gesichter waren ihm entgegengerichtet, und drei Paar winzige Augen, über die sich in regelmäßigen Abständen dünne Nickhäute senkten, beobachteten ihn aufmerksam. Eigentlich vier Paar, denn es gab noch einen vierten, etwas kleineren Planetenbewohner, der auf vier Beinen stand und ein etwas jambuuranerähnliches Gesicht aufwies. Der Vierbeinige war am ganzen Körper behaart wie ein Meergrasstein, die Zweibeiner dagegen nur auf der Oberseite des Kopfes. Kelwitt machte die Geste der Begrüßung, und obwohl sie ihn sicher nicht verstehen konnten, fing er an zu erklären, wer er war und woher er kam.
    Die Reaktionen darauf verblüfften ihn maßlos. Der kleinere Planetenbewohner fing beim ersten Wort an, einen wahren Grundschleimertanz zu vollführen, und als Kelwitt erschrocken innehielt, suchte das vierbeinige Wesen rasch das Weite. Womöglich war es so etwas wie ein Anführer, jedenfalls wandten sich die anderen drei Planetenbewohner daraufhin von ihm ab und verließen das große Gebäude, in dem er gelandet war, durch das offenstehende Tor. Kelwitt sah sich um. Das war alles sehr verwirrend. Vielleicht hatte die Regel, dass Kontaktaufnahmen nur durch Sternfahrer mit besonderer Ausbildung zu erfolgen hatten, doch ihren Sinn. Was war das zum Beispiel für eine Halle, in der er sich befand? Ein großes, düsteres Gebäude, das, abgesehen von einem breiten Gang in der Mitte, angefüllt war mit etwas, das ihn jetzt, da er es von außen sah, sehr an eingetrocknetes Meergras erinnerte.
    Auf Jombuur hätte man so etwas natürlich nicht aufbewahrt, aber hier mochte es sich durchaus um ein Nahrungsmittel der Planetenbewohner handeln. Und wie das Loch im Dach bewies, war er mit seinem Raumboot mitten hineingestürzt. Sicher waren sie ihm böse deswegen, und die Geste, sich von ihm abzuwenden, sollte das vielleicht ausdrücken.
    Da entdeckte Kelwitt einen fünften Planetenbewohner, der sich näherte. Offenbar ein Ranghöherer, jedenfalls war er auch auf den Schultern und auf der Brustmitte behaart, und nachdem er in der brummelnden, fast unhörbar tiefen Sprache der Planetenbewohner mit den anderen gesprochen hatte, deutete er auf Kelwitt in einer Art, die an die Geste der Zuneigung erinnerte. Diese Wesen konnten doch unmöglich etwas von jombuuranischer Gestik verstehen? Dennoch war Kelwitt verwirrt genug, um mit dem Ranghöheren mitzugehen, als ihn der aus dem Gebäude hinauskomplimentierte.
    Was für eine wunderbare Welt! Kelwitt konnte es kaum fassen. Land zwar, ja – aber feuchtes, beinahe nasses Land, wie man es auf Jombuur nur an den Lagunenrändern oder in den Farmhäusern der Lederhäute fand. Und überall, auf jedem Fleck, neben jedem Stein schien etwas zu wachsen, in der überquellenden Üppigkeit eines Meeresbodens. Unfassbar, dass diese Wesen sich damit abgaben, irgendetwas davon getrocknet aufzubewahren

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