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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ist, dass der Typ alle Welt mit seinen ewigen Selbstmordversuchen erpresst. Er hat so lange Schlaftabletten geschluckt, bis sein Vater ihm ein Moped gekauft hat. In seiner alten Schule hat er sich im Klassenzimmer die Pulsadern aufgeschnitten, als er sitzenbleiben sollte. Und mir hat er gedroht, er bringt sich um, wenn ich nicht mit ihm schlafe.«
    Mattek spürte ein heißes Gefühl der Scham in sich aufwallen. »Ist das wirklich wahr?«
    »Was glaubst du, warum sie ihn nach Schloss Tiefenwart geschickt haben?«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ich hab ihm gesagt, er kann von mir aus vom Schlossturm springen.«
    »Und das hat er gemacht?«
    »Dazu ist er viel zu feige. Er hat vier Schlaftabletten genommen – vier bloß, viel zu wenig – und es so arrangiert, dass man ihn findet. Das macht er immer so, und alle fallen drauf rein.«
    Mattek blinzelte hilflos. »Das ist ja unglaublich.« Wenn das stimmte, dann waren die übrigen Anschuldigungen womöglich ebenso haltlos. Und er hatte die Abmeldung in heiligem Zorn unterschrieben … »Und die anderen Dinge?«
    »Welche anderen Dinge?«
    »Na, dass du … na ja, wie soll ich sagen … mit ziemlich vielen Jungs … hmm …«
    »… geschlafen habe?«
    Mattek schluckte und nickte. Mein Gott, was für eine Jugend wuchs da heran!
    Und nun zuckte sie, seine leibliche Tochter, auch noch ganz cool mit den Schultern und meinte nur: »Ehrlich, es ist dort so langweilig, dass man es anders nicht aushält.« Mattek verzichtete darauf weiterzufragen.
    Es bereitete Kelwitt einige Schwierigkeiten, sich überkopf hängend aus dem Gurt zu befreien, mit dem der Planetenbewohner ihn auf den Sitz geschnallt hatte. Der Gurtverschluss war, wie nicht anders zu erwarten, reichlich fremdartig, doch schließlich, nachdem er eine Weile daran herumgemacht hatte, ging er auf, und Kelwitt fiel unsanft hinunter auf die Innenseite des Daches.
    Dieses Fahrmanöver, so viel stand fest, war so bestimmt nicht geplant gewesen. Es musste sich, wie man auf Jombuur gesagt hätte, ein Unfall ereignet haben. Dergleichen schien also überall im Universum vorzukommen, interessant.
    Der Planetenbewohner lag seltsam verkrümmt da und rührte sich nicht. Kelwitt betastete vorsichtig seine Seiten, spürte aber keinen Herzschlag. Es konnte natürlich sein, dass diese Wesen keine Herzen besaßen, aber wahrscheinlicher schien ihm, dass der Planetenbewohner tot war.
    Das würde Schwierigkeiten geben. Erst recht, da es sich um einen ranghohen Planetenbewohner gehandelt hatte.
    Ob andere Orakelfahrten auch so aufregend verliefen?
    Er machte sich an der Luke des Transportfahrzeugs zu schaffen. Da gab es allerhand Druckknöpfe, Hebel und drehbare Armaturen, und eine von den drehbaren Armaturen bewirkte, dass sich die gläserne Scheibe hob. Kelwitt kurbelte so lange, bis die Scheibe ganz verschwunden war, und kroch dann durch die entstandene Öffnung hinaus.
    Der Boden war weich und angenehm feucht. Ringsum wuchsen große Pflanzen in die Höhe, die wenigstens zehnmal so groß waren wie ein Jombuuraner und sich weit ausladend verzweigten. Das Ganze erinnerte ihn an Bilder aus der 10. Epoche, die er einmal gesehen hatte. Es gab Theorien, dass das Land auf Jombuur früher einmal genauso fruchtbar gewesen war wie das Meer. Kaum vorstellbar, aber hier auf diesem Planeten schien das so zu sein …
    Was diesen Theorien zufolge natürlich hieß, dass es sich noch um eine primitive Kultur handeln musste. Die entsprechend gefährlich war und vielleicht nicht sehr sanft umspringen würde mit einem Fremden, der mit dem Tod eines ihrer Artgenossen zu tun hatte.
    Vielleicht, überlegte Kelwitt, während er sich die pflanzenbewachsene Böschung hinaufkämpfte, war es am besten, in das Raumboot zurückzukehren, um dort abzuwarten. Im Grunde war schon so viel passiert, dass ihm die Aussicht, sechs Tage einfach nur abzuwarten, gar nicht mehr so schrecklich vorkam.
    Er erreichte die steinerne Fahrstraße. Das war schon ein vertrauteres Gefühl. Die Richtung, aus der sie gekommen waren, war einwandfrei auszumachen. Er begann zu marschieren.
    »Ich fasse es nicht.« Demnächst würde der Kopf des Mannes mit der Bürstenfrisur abfallen, so
    unaufhörlich, wie er ihn hin und her schüttelte. »Der versucht es wirklich mit allen Tricks. Sind Sie
    sicher, dass Sie sich nicht verhört haben?«
    »Ganz sicher.«
    »Und er hat gesagt, dass er einen Außerirdischen gefunden hat?«
    »Den. Nicht einen Außerirdischen – den Außerirdischen. Auf den wir

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