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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ihn angesetzt haben.«
    »Und dann hat er einen Unfall gebaut, und als er wieder zu sich kam, war das kleine grüne
    Männchen verschwunden.«
    »Grau. Es war grau.«
    »In Blaukirch.«
    »Landkreis Stutzenhausen.«
    »In einer Scheune.«
    »Durch das Dach gefallen.«
    Der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt seufzte. »Wie man sich doch in seinen Mitmenschen täuschen kann. Es ist immer wieder erstaunlich, geradezu beunruhigend … Ich hätte gewettet, dass er auf meine Show hereingefallen ist. Wirklich. Ich habe Ihnen eine Wette angeboten, stimmt’s? Vielleicht kann ich doch nicht so gut heucheln, wie ich dachte. Und wie raffiniert er das gegen mich ausspielt! Er langt sich nicht einfach an den Kopf – nein, er fährt seine klapprige Kiste in den Graben und beruft sich darauf, ich hätte ihn auf einen Außerirdischen angesetzt. Ich! Wie steh ich jetzt da? Ochsenfrosch, Ochsenfrosch – ich wollte, ich könnte dich in den Irak schicken.«
    »Ich habe ihm erst mal einen Krankenwagen geschickt.«
    »Wie? Ach so, ja. Gut, sicher, die sollen ihn durchchecken. Und so lange … Haben wir nicht einen verlässlichen Mann dort in der Gegend?«
    »Anaconda. Ist allerdings eine Frau.«
    »Eine Frau. So weit ist’s also schon. Unsere verlässlichsten Männer sind Frauen. Okay, sie soll nach Blaukirch fahren und sich unauffällig umsehen. Und wenn es dort keine Scheune mit einem Loch im Dach gibt, dann reicht das hoffentlich endlich, um Ochsenfrosch heim ins Terrarium zu schicken.«
    Es begann sachte zu schneien. Kelwitt streckte die Hand aus und fing ein paar der Flocken auf. Grenzflächenschnee der siebten Kategorie. Einige der Muster waren sogar für die achte Kategorie gut. Unglaublich – und das fiel hier einfach so vom Himmel. Es wurde Zeit, dass er wieder einen ruhigen Fleck fand, um in seinem Mu’ati nachzulesen, was das alles zu bedeuten hatte.
    Ein wunderschöner Planet. Das konnte einfach kein schlechtes Omen sein. Wann hatte er denn auf Jombuur das letzte Mal Grenzflächenschnee gesehen? Auf der Wanderung über die Kahlebene, und da war er noch fast ein Geschlüpfter gewesen. In der Donnerbucht-Region fiel fast immer nur Federballenschnee, wenn man von den Tagen der tiefsten Sonnenverdunkelung absah. Da konnte man draußen auf dem Meer auch mal ein paar Silberplattenflocken erwischen, Jamuunis ewiges Symbol für die Vergänglichkeit des Seins.
    Die Bewohner dieses Planeten schienen all diese Herrlichkeiten aber wie selbstverständlich hinzunehmen. Einer kam ihm entgegen, auf einem ebenso lauten wie langsamen Fortbewegungsgerät mit absurd großen Hinterrädern hockend, und würdigte den fallenden Schnee mit keinem Blick, sondern starrte stattdessen unentwegt Kelwitt an. Kelwitt erwiderte den Blick und betrachtete das merkwürdig bleiche, flache Gesicht. Dieser hier schien zwar auch Nickhäute über seinen Augen zu besitzen, aber er benutzte sie nicht. Dafür stand bei ihm die Öffnung am unteren Gesichtsende unentwegt offen, regungslos. Bei den anderen Planetenbewohnern, die er gesehen hatte, als er aus dem Raumboot ausgestiegen war, hatte sich diese Öffnung ständig bewegt, sodass er angefangen hatte zu vermuten, dass sie damit die tiefen Laute erzeugten, mit denen sie sich wahrscheinlich verständigten. Ob dieser hier Geräusche erzeugte, war nicht festzustellen, denn die Maschine, auf der er saß, übertönte alles. Er schien die Maschine auch nicht anhalten zu können, obwohl er unverkennbar an Kelwitt interessiert war, so wie er den Blick auch im Weiterfahren unverwandt auf ihn gerichtet hielt. Kelwitt überlegte, ob er womöglich ein Gefangener war und auf das Transportgerät gekettet, um ihn an einen anderen Ort zu bringen. Dass das Fahrzeug sich so langsam bewegte, ließ diese Hypothese glaubhaft erscheinen.
    Kelwitt war erleichtert, als der Planetenbewohner außer Sicht war. Er merkte, wie seine Seitenherzen und das Mittelherz außer Takt schlugen. Das war vielleicht doch ein zu aufregender Tag gewesen, als dass er sich einem weiteren Kontakt gewachsen gefühlt hätte. Er sehnte sich geradezu nach der Ruhe des Räumbootes.
    In diesem Moment hielt, mit einem quietschenden Geräusch, eine der normalen Transportmaschinen des Planeten hinter ihm. Als Kelwitt sich erschrocken umdrehte, sah er zwei Planetenbewohner aussteigen: einen großen auf der einen, und einen kleinen mit einem langen, hellen Kopfpelz auf der anderen Seite des Gefährts.
    »Was ist das?!« Wolfgang Mattek raste durch sämtliche Erinnerungen

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