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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Quittung?« Ochsenfrosch riss die Augen auf, als wolle er seinem Tarnnamen Ehre machen. »Ach so. Nein. Ist das …? Aber ich denke, ich kann noch eine kriegen.«
    »Gut. Tun Sie das.«
    »Aber, Chef …?«
    Hörte das denn nie auf? »Irgendwelche Probleme damit?«
    »Wäre es möglich, das Geld noch dieses Jahr …?« Der magere Mann, der es auf unerfindliche Weise geschafft hatte, Agent zu werden, vollendete den Satz nicht, sondern hielt mit sonderbar wippendem Kehlkopf inne und schaute ihn hundeäugig an. Für einen Augenblick hatte Ameisenbär das irreale Gefühl, er müsse nur einen Stock hinaus aufs Feld werfen, und Ochsenfrosch würde ihn laut bellend apportieren.
    »Noch dieses Jahr?«, wiederholte er.
    »Ja. Wenn es möglich wäre.«
    »Ich verstehe das Problem nicht, fürchte ich.«
    »Das Jahr 2000, Chef«, sagte Ochsenfrosch, als sei damit alles erklärt. »Der Millenium-Bug.«
    »Der – was?«
    Es war ein Schauspiel. Der Kehlkopf wippte auf und ab, die Augen rollten, die Hände gestikulierten, als würgten sie unsichtbare Geister. Aus dem, was Ochsenfrosch an abgerissenen, aufgeregten Sätzen hervorwürgte, entnahm er so viel, dass dieser befürchtete, am ersten Januar 2000 würden die Computer dieser Welt sich an den Jahreszahlen verschlucken und zusammenbrechen und das Finanzsystem mit ihnen. Mindestens.
    »Das ist doch ausgemachter Unsinn«, fuhr er ihn barsch an. »Als Nächstes soll ich dann an Hexen glauben, an Pyramiden oder UFOs …« Er hielt inne. Warf einen Blick zurück auf den Eingang des Rübenkellers. Musterte Ochsenfrosch, der ein Gesicht machte wie ein Geisteskranker.
    »Oh, verdammt«, knurrte er. Das Finanzsystem. Banken. Jede Menge Computer, richtig. Und wie war das eigentlich mit seinen eigenen Ersparnissen? Den Versicherungen? Unvorstellbar, wenn das alles … Aber dahinten lag ein genauso unvorstellbares Gerät, und was das betraf, war es Ochsenfrosch gewesen, der recht gehabt hatte.
    Was für eine kranke Welt!
    »Oh, verdammt noch mal«, wiederholte er und riss die Autoschlüssel aus der Tasche. »Also gut, Sie kriegen Ihr Geld noch vor Silvester.«
    Kelwitts Zustand schien sich zu verschlechtern. Sie hatten ihn noch einmal mit kaltem Salzwasser abgewaschen. Sabrina war die Nacht über bei ihm geblieben. Den zweiten Weihnachtsfeiertag über war er kaum ansprechbar und verdöste die ganze Zeit. Am Nachmittag bestand immer noch keine Verbindung mit dem Mutterschiff, und Tik gab zu, dass es sich nun tatsächlich ernsthaft verspätet hatte.
    »Und was sollen wir jetzt tun?«, fragten die Matteks.
    »Die gegebene Situation«, erklärte die Stimme aus der silbern schimmernden, nahtlosen Schulterspange, »liegt außerhalb des Bereiches, in dem ich sinnvolle Ratschläge geben kann.«
    »Mit anderen Worten: Das Ding hat keine Ahnung!« brauste Sabrina auf.
    Es war gespenstisch, mit dieser mechanischen Stimme zu reden, die sie als Kelwitts Stimme wahrzunehmen gelernt hatten, während Kelwitt mit schlierig weißen Augen dalag und ab und zu seltsame Geräusche mit seinen Kauwerkzeugen machte.
    Wolfgang Mattek, der die ganze Zeit nichts gesagt, nur im Sessel gesessen und zugeschaut hatte, sprang plötzlich auf und stieß hervor: »So geht das nicht weiter! Es muss etwas geschehen!«, und fegte aus dem Zimmer. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer fiel donnernd ins Schloss. Kelwitt fuhr vor Schreck hoch und ließ wohl einen seiner unhörbaren Schreie los, jedenfalls fing die Wohnzimmergardine wieder einmal an, leise rauschend zuzufahren, und in der Nachbarschaft bellten etliche Hunde auf wie angestochen.
    Aus der Diele hörten sie das Klicken der Telefonanlage. »Er wird nicht die Polizei anrufen, oder?«, wandte Sabrina sich an ihre Mutter. »Nicht wahr?«
    »Dein Vater weiß, was er tut.«
    Sabrina und Thilo wechselten einen vielsagenden Blick.
    Es dauerte eine ganze Weile, dann kehrte Wolfgang Mattek zurück, das Mobilteil seines Telefons noch in der einen, den Kalender in der anderen Hand. »Also«, erklärte er. »Morgen früh werdet ihr beide mit Kelwitt zum Arzt gehen.«
    »Zum Arzt?!«, riefen seine Kinder.
    »Die Praxis macht morgen den Jahresabschluss und ist eigentlich erst nachmittags geöffnet, aber ihr könnt schon vormittags kommen, ab acht.«
    »Die Praxis? Welche Praxis?!«
    Mattek sah seine Sprösslinge an, als hege er plötzlich ernsthafte Zweifel an ihrer Intelligenz. »In der Nähe gibt es ja wohl nur einen Arzt, oder? Die Praxis von Doktor Lacher natürlich.«
    »Doktor

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