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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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weiß. Ich finde, wir sollten uns davor hüten, voreilige Schlüsse zu ziehen.«
    »Wie du meinst.« Sydow drückte das Kreuz durch, schlug mit der flachen Hand auf die Oberschenkel und stand ebenfalls auf. Auf der Bahnsteiguhr war es genau Viertel nach vier, und allmählich wurde ihm klar, dass aus dem gemeinsamen Abend mit Lea nichts werden würde. »Sieht so aus, als müssten wir hier campieren.«
    »Nur Geduld, Tom – in der Ruhe liegt die Kraft.« Beinahe gleichzeitig wandten sich Sydow und sein wohlbeleibter Freund der Waggontür zu, von der aus die Stimme von Waldemar Naujocks, Leiter der Spurensicherung, kam. »Die Lage ist ernst – aber nicht hoffnungslos.«
    »Freut mich zu hören, Waldi«, entgegnete Sydow, nachdem er zusammen mit Peters den Waggon betreten und ihm bis zu der Stelle gefolgt war, wo der Unbekannte sein Leben ausgehaucht hatte. Davon zeugte der dunkelrote Fleck, auf den Naujocks und ein halbes Dutzend Beamte, die sämtliche Waggons unter die Lupe genommen hatten, zu Beginn ihrer Untersuchung gestoßen waren. »Schon irgendwelche Erkenntnisse?«
    »Mehr, als unter den gegebenen Umständen zu erwarten gewesen wäre«, antwortete Naujocks, einer der größten Fans, die Elvis Presley jemals gehabt hatte, zumindest in den Reihen der Berliner Polizei. Seine Haartracht, auf die er besonders stolz war, sorgte zwar hin und wieder für Sticheleien, aber davon ließ sich Naujocks nicht beeindrucken und verwandte mehr Zeit auf seine Elvis-Tolle wie sämtliche Sekretärinnen im Präsidium auf ihr tägliches Make-up. »Hat sich jedenfalls gelohnt, die Bude auf den Kopf zu stellen.«
    »Sag bloß, du hast schon eine Theorie«, murmelte Sydow, beugte das Knie und betrachtete den Fleck, dessen Farbtönung derjenigen von verschüttetem Rotwein glich.
    »Zumindest so was in der Art, Tom«, entgegnete Naujocks, der sich nicht weiter mit dem Blutfleck aufhielt, sondern Sydow bedeutete, ihm in den hinteren Bereich des Waggons zu folgen. »Rate mal, was ich gefunden habe.«
    »Den Feierabend?«
    »Selten so gelacht.« Naujocks lächelte gequält und deutete auf den Sitz, neben dem er gerade Aufstellung genommen und mit der Attitüde eines Museumsführers auf ein winziges Loch im Polster des Fenstersitzes rechts von ihm gedeutet hatte. »Wenn du es genau wissen willst – das da.«
    »Lass mich raten: Es handelt sich um ein Einschussloch.«
    »In der Tat, Mister Holmes.«
    »Um ein Loch, das von einem aus nächster Nähe abgefeuerten und vermutlich aus einer Makarow stammenden Projektil verursacht wurde.«
    »Das Merkwürdige daran?«
    »Besteht darin, dass es keinerlei Indizien dafür gibt, wo die übrigen aus der Waffe des Mordopfers stammenden Patronen abgeblieben sind.«
    »So sie denn nicht schon vorher verballert wurden«, fügte Peters griesgrämig hinzu.
    »Möglich, aber nicht gerade wahrscheinlich, Heribert«, widersprach Sydow, kratzte sich an der Nasenspitze und wechselte einen Blick mit Naujocks, auf dessen pausbäckigem, von einem Paar dunkler Koteletten flankierten Gesicht sich ein spitzbübisches Lächeln ausbreitete. »Irgendwo müssen die blauen Bohnen schließlich abgeblieben sein. Ihr habt ja wohl alles abgesucht, Waldi, oder?«
    »Worauf du dich verlassen kannst, Tom«, versicherte Naujocks und fuhr mit dem Kamm durch das dunkle, mit reichlich Gel versehene Haar. Um im Anschluss an diese Geste demonstrativer Abgeklärtheit seinen Köder auszuwerfen: »Weißt du, was ich glaube, Tom?«
    Sydow schüttelte den Kopf.
    »Dass die Person, auf deren Konto der Mord an Herrn Inkognito geht, eine kugelsichere Weste getragen haben könnte.«
    »Jetzt geht aber deine Fantasie mit dir durch, Waldi.«
    »Warum so skeptisch?« Keineswegs gekränkt, ließ Naujocks nicht locker und redete wie ein Wasserfall auf seine Kollegen ein: »Die beiden kriegen sich in die Wolle, Mister Unbekannt springt auf und feuert auf seinen Kontrahenten. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch, versteht sich. Wäre dem nicht so gewesen, hätten zwei, drei Kugeln ja wohl gereicht. Eine davon bleibt jedenfalls im Sitz stecken, die übrigen, so zumindest meine Theorie, in der kugelsicheren Weste. Gut möglich, dass unser Dickerchen bereits im Aufbruch begriffen war und die Schüsse aus größerer Distanz, ich würde sagen aus vier oder fünf Metern, abgegeben worden sind. Sonst hätte es den Täter vermutlich erwischt, kugelsichere Weste hin oder her.«
    »Durchaus plausibel, Waldi«, gestand Sydow gedankenverloren ein und deutete

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