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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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nach Urin, verschüttetem Bier und Hundekot riechenden Unterführung verhallt, wurde Tom Sydow klar, dass er den Abend mit Lea, auf den er sich wie ein kleines Kind gefreut hatte, endgültig abschreiben konnte.
    Und die Nacht vermutlich auch.
     
     

10
    111 Irving Avenue, Hyannis Port, Maine / USA
    | 11.35 h Ortszeit, 17.35 h Berliner Zeit
     
    Wie immer, wenn er das Wochenende in Hyannis Port verbrachte, war der Präsident spät aufgestanden. Heute, am Samstagmorgen, sogar noch etwas später als sonst. Kein Wunder, ging es ihm doch so schlecht wie seit Wochen nicht mehr. Gestern Nachmittag, während des Fluges in sein Urlaubsdomizil, war er von furchtbaren Unterleibsschmerzen geplagt und sie trotz der Narkotika, die man ihm daraufhin verabreicht hatte, nicht mehr losgeworden. Auf Anraten seiner Ärzte, die seinen Zustand mit Besorgnis sahen, hatte er sich daraufhin vorgenommen, richtig auszuspannen, ohne Rücksicht auf Verluste und nach Möglichkeit den ganzen Tag. Egal wie besorgniserregend die Nachrichten, speziell diejenigen aus Berlin, auch klingen mochten. Er würde jetzt in aller Ruhe frühstücken, dabei Zeitung lesen und das CIA-Memo auf dem Wohnzimmertisch einstweilen ignorieren.
    Und damit Schluss.
    Der Blick von der Terrasse des weiß getünchten, im Kolonialstil erbauten und unweit der protzigen Villa seines Vaters gelegenen Ferienhauses war atemberaubend wie immer, speziell an einem Tag wie heute. Kein Wölkchen trübte seinen Blick, auf dem Nantucket-Sund kreuzten die Segelboote und das Meer war ruhig und spiegelglatt. Von irgendwoher aus der Nähe erscholl das Lachen seiner Tochter Caroline, der es hier draußen nie langweilig zu werden schien. Und sein ganzer Stolz, Kennedy Junior, spielte mit seiner Nanny.
    Kennedy setzte sich an den opulent gedeckten Tisch, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und ließ sich von seiner Haushälterin, die ihn wie immer emsig umsorgte, Toast mit Rühreiern, Schinken und Speck und zum Abschluss ein Glas gekühlten Orangensaft servieren. Fast augenblicklich hellte sich sein bis dahin gequälter Gesichtsausdruck auf, und das berühmte Kennedy-Lächeln flog über sein Gesicht. So und nicht anders stellte er sich den Beginn des Wochenendes vor, von dem er hoffte, dass es ein möglichst geruhsames werden würde.
    Dass seine Hoffnung trog, wollte John F. Kennedy nicht wahrhaben, ebenso wenig wie die Schlagzeilen, auf die seine Augen fielen. Spekuliert wurde in der Politik bekanntlich viel, schließlich lebten diese Zeitungsfritzen davon. Im Hinblick auf die Sorgen, die ihn momentan plagten, hätte es ruhig ein bisschen weniger sein dürfen, weshalb es der Präsident bei einer oberflächlichen Lektüre beließ, die New York Times wieder zusammenfaltete und sich stattdessen noch eine Tasse Kaffee nachschenkte.
    Aus dem geruhsamen Samstagmorgen, wie er ihn sich vorgestellt hatte, sollte jedoch nichts werden. Schuld daran war wieder einmal das Telefon, dessen schrilles Läuten ihn aus sämtlichen Träumen riss. Nichts Gutes ahnend, ignorierte er es zunächst nach Kräften, doch als ihn seine Frau an den Apparat rief, beschlich ihn das dumpfe Gefühl, dass aus dem freien Tag, auf den er sich die ganze Woche gefreut hatte, vermutlich nichts werden würde.
    Eine Befürchtung, die sich prompt bewahrheiten sollte. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Mister President«, meldete sich eine wohlbekannte Stimme, worauf Kennedy tief durchatmete und sich mit verkniffener Miene in den Plüschsessel neben dem Telefon fallen ließ. »Aber es gibt da ein paar Dinge, über die Sie umgehend in Kenntnis gesetzt werden sollten.«
    »Lassen Sie mich raten, Luke«, versetzte der Präsident in der trügerischen Hoffnung, Luciano Calabrese von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen zu können, öffnete den Kragen seines Polohemdes aus dem Hause Fred Perry und zupfte lustlos an seinen hellblauen Shorts herum. »Es geht um Berlin.«
    »Sie sagen es, Mister President. Es hat Ärger gegeben – wieder mal .«
    »So viel, dass Sie nicht bis Montag warten konnten?«
    »Ich fürchte schon, Sir«, gab Calabrese, dem Kennedy am liebsten Gift verabreicht hätte, trotzig zurück. »Sonst käme es mir nicht in den Sinn, Sie zu behelligen.«
    »Nur zu, Luke. Ich bin ganz Ohr.«
    »Es geht um einen vom KGB angeworbenen Berliner, Sir. Ehemaliger DDR-Bürger, um es genau zu sagen.«
    »Hört sich nach einem Ian-Fleming-Roman an, wenn Sie mich fragen«, erwiderte Kennedy, der keinerlei Lust verspürte, sich

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