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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Befürchtung, dass der Vogel bereits ausgeflogen war. Niemand antwortete ihm, woraufhin er die Tür aufstieß, in Deckung ging und so lange wartete, bis sich etwas rührte. Dass dieser Fall nicht eintrat, war allerdings keine große Überraschung für ihn. Dank seiner profunden Kenntnisse war der Zarewitsch mittlerweile mit sämtlichen Tricks, Kniffen und Winkelzügen vertraut, mit deren Hilfe man allzu hartnäckige Verfolger an der Nase herumführen konnte.
    Auch und gerade dann, wenn es sich um den einstigen Lehrmeister handelte.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ließ dieser seine Waffe wieder unter dem Jackett verschwinden und einen Fluch vom Stapel, der das größte Raubein zum Erröten gebracht hätte. Zählte das Ambiente, in dem er sich bewegte, doch zum Feinsten, was es derzeit in Berlin gab. Fenster mit Blick auf den Grunewald, scharlachrote Tapeten, Rokoko-Spiegel, Chaiselongue, Kronleuchter aus venezianischem Glas und kein Quadratzentimeter Boden, über dem nicht ein sündhaft teurer Perserteppich oder Läufer ausgebreitet war.
    Nicht zu vergessen der Aktenkoffer, der auf einem aus Mahagoni gefertigten Schreibsekretär stand und sich bei näherem Hinsehen als leer erwies.
    Brannigan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Während all der Jahre, in denen er mit ihm zusammengearbeitet hatte, war der Zarewitsch stets ein Snob geblieben. Sämtlichen Versuchen, ihn zum American Way of Life zu bekehren, zum Trotz. Ein Snob und einer der gerissensten Hunde, denen er, Jim Brannigan, über den Weg gelaufen war.
    Wie um dies zu bestätigen, läutete im selben Moment das Telefon. Nichts Gutes ahnend, nahm Brannigan ab und lauschte.
    Und war erneut baff.
    »Na, wo bleiben denn deine guten Manieren, Jim?«, spöttelte die Stimme am anderen Ende der Leitung, die Stimme eines Mannes, den er wie aus dem Effeff kannte. »Jetzt komm schon, so überrascht, wie du aus der Wäsche guckst, kannst du ja nun wirklich nicht sein.«
    »Wusste gar nicht, dass du unter die Hellseher gegangen bist, Juri.«
    Kuragin stieß ein heiseres Lachen aus. »Das nun nicht gerade«, gestand er mit verbittertem Unterton ein. »Schließlich bin ich ja bei der CIA.«
    »Bei der CIA? Da habe ich aber etwas anderes gehört.«
    »Was du nicht sagst, Jim«, amüsierte sich Kuragin, längst nicht so jovial, wie man es von ihm gewohnt war. »Bist eben immer schon viel zu vertrauensselig gewesen.«
    »Ich?«
    »Ja, du – James Landon Brannigan. Aber lassen wir das. Vorerst.«
    »Mit anderen Worten: Du willst dich mit mir treffen.«
    »Bingo, Jim. Wo und wann genau, bekommst du gleich schriftlich.«
    »Schriftlich, aha.«
    Kuragin gluckste. »Keine Bange, Jim – du musst dich nur umdrehen, hinüber zum Teetisch gehen und den Umschlag öffnen, den ich für dich deponiert habe. Anschließend wirst du ein bisschen schlauer sein, zumindest, was unser freundschaftliches Tête-à-Tête am heutigen Abend angeht. Ach, und Jim: Das mit dem Peilsender tut mit leid. Ehrlich.«
    »Dreimal kurz gelacht.« Brannigan schnitt eine Grimasse und knurrte: »Wozu eigentlich dieses Theater? Dieses dämliche Versteckspiel, das du zu meinen Ehren inszenierst? Kannst du mir das verraten?«
    »Später, Jim. Eins kann ich dir aber jetzt schon versprechen. Du wirst voll und ganz auf deine Kosten kommen.«
    »Anders ausgedrückt, du bist einer Riesensauerei auf der Spur.«
    »So könnte man es umschreiben, Jimmy-Boy. Wenn meine Karten auf dem Tisch liegen, werden in Washington Köpfe rollen. Und nicht zu knapp.«
    »Du steckst in der Klemme, weißt du das, Juri?«
    »Fragt sich, wer hier mehr in der Klemme steckt, mein Freund – du oder ich.« Kuragin pausierte, schlug dann aber einen versöhnlicheren Tonfall an und sagte: »Offen gestanden, Jim, ich brauche deine Hilfe. Ja, du hast richtig gehört. Dein einstiger Musterschüler bittet dich um einen Gefallen.«
    »Und um welchen, wenn man fragen darf?«
    »Das, großer Bruder, wirst du noch früh genug erfahren«, erklärte die Stimme am anderen Ende der Leitung, womit sich Brannigan allerdings nicht zufriedengab. »Falls es bis dahin nicht zu spät ist, Jimmy-Boy. Für Berlin, meine ich.«
    »Spuck’s aus, Juri. Was hast du vor?«
    »Nur keine unziemliche Hast, Jim. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du deine Beziehungen spielen lässt und mir einen kleinen Gefallen erweist.«
    »Gefallen?«
    »Jetzt tu doch nicht so, Jim. Oder glaubst du im Ernst, ich würde dir alles haarklein auseinanderdividieren? Am

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