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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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raussuchen können?«
    »Das schon«, antwortete Kuragin gedehnt, nicht ganz bei der Sache und so bedrückt, dass Sydow beinahe Mitleid mit ihm bekam. »Aber niemanden, auf den ich mich verlassen kann.«
    »Vertrauen oder nicht – ich darf doch annehmen, dass der Tote in der S-Bahn auf dein Konto geht, oder?«
    »Darfst du.« Für seine Verhältnisse ungewöhnlich einsilbig, durchschritt Kuragin einen der Kolonnadengänge, welche in den rückwärtigen Teil des Ehrenmals führten, wo mehr als zweieinhalbtausend Rotarmisten bestattet waren, hielt unvermutet inne und ließ den Blick auf den dortigen Gräbern ruhen. »Gerade noch mal gut gegangen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nichts, Tom, nichts!«, beeilte sich Kuragin, dessen Verhalten Sydow einmal mehr Rätsel aufgab, zu versichern. »Wo waren wir gerade stehen geblieben?«
    »Bei dem Kollegen, mit dem du heute Morgen aneinandergeraten bist.«
    »Stimmt!«, antwortete Kuragin, löste sich aus seiner Erstarrung und begann zu Füßen des Kriegerstandbildes, welches die Anlage überragte, auf und ab zu gehen. Ringsum herrschte Totenstille, und der einzige Laut, welcher in der Dunkelheit widerhallte, war das Geräusch seiner Schritte auf dem verwitterten Asphalt. Kuragin tat sich mit einer Antwort schwer, und Sydow fragte sich nicht zum ersten Mal, welche Überraschungen ihm am heutigen Tage noch zuteil werden würden. »Allerdings dürftest du mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich keine andere Wahl hatte.«
    »Komisch, aber ich war immer der Meinung, bei der CIA halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.«
    »Ich auch.«
    »Und wieso dann der Shoot-out in der S-Bahn?«
    »Weil es Leute gibt, denen das, was ich herausgefunden habe, nicht ins Konzept zu passen scheint.«
    »Mag sein, Juri«, wandte Sydow herausfordernd ein. »Aber das braucht dich nicht zu kümmern. Soweit ich weiß, hat doch wohl der Präsident das Sagen, oder?«
    »Tut mir leid, deine Illusion zunichte machen zu müssen, Tom«, hielt Kuragin dagegen, »aber so einfach, wie du denkst, liegen die Dinge nicht. Im Kongress, bei der CIA, dem Militär und sogar innerhalb der gegenwärtigen Administration scheint es Kräfte zu geben, denen der Ton, den Kennedy gegenüber Chruschtschow anschlägt, viel zu moderat ausfällt. Schon einmal etwas vom Kennedy-Syndrom gehört?«
    »›Krieg nur dann, wenn es sein muss‹– wüsste nicht, was es an dieser Maxime auszusetzen gäbe.«
    »Du sagst es, alter Junge. Verstehst du jetzt, warum man versucht hat, mich aus dem Weg zu räumen? Sämtliche Informationen, an die ich über meinen Mittelsmann herangekommen bin, laufen auf ein und dasselbe hinaus. Chruschtschow denkt nicht im Traum daran, in die Offensive zu gehen. Nirgendwo, Tom, am allerwenigsten in Berlin. Das eigentliche Problem besteht darin, dass Ulbricht die Leute davonlaufen, so viele, dass er sich etwas einfallen lassen musste, damit die DDR nicht … wie sagt man bei euch doch gleich?«
    »Den Bach runtergeht?«
    »Genau. Dumm nur, dass ich die Pläne meiner Ex-Kollegen durchkreuzt habe.«
    »Indem du vier von ihnen umgelegt hast, wolltest du sagen.«
    »Drei, alter Junge, drei. Mach mich nicht schlechter, als ich bin.« Auge in Auge mit Sydow, zündete sich Kuragin einen kubanischen Zigarillo an, auf den er auch jetzt, da er sich in Erklärungsnöten befand, nicht verzichten konnte.
    »Und Nummer vier?«
    »Mein ehemaliger Führungsoffizier. Alter Haudegen, mitunter etwas impulsiv. Aber loyal. Sehr sogar. Eine echte Vaterfigur. Eben so, wie man sich einen Iren aus der Bronx vorzustellen hat.«
    »Auf gut Deutsch, ihr seid in einen Hinterhalt geraten.«
    »Korrekt.«
    »Dieser … dieser – wie hieß dein Führungsoffizier doch gleich?«
    »Brannigan. James Landon Brannigan.«
    »Knapp 50, anscheinend gehbehindert, mittlere Größe?«
    »Wie ich sehe, bist du von deinem Assistenten umfassend informiert worden.«
    »Wieso wolltest du dich mit ihm treffen?«
    »Weil er Verbindungsoffizier zu den Briten und somit der Einzige war, der die Möglichkeit besaß, mich an Bord eines Flugzeuges zu schmuggeln. Wogegen meine beiden Widersacher in der Waldbühne etwas einzuwenden hatten.«
    »Frage: Kann es sein, dass es sich bei besagtem Herrn um einen kräftigen, durchtrainierten und etwa 1,80 Meter großen Schwarzen …«
    »Ich muss schon sagen, Tom! Du beeindruckst mich immer wieder.« Kuragin blieb stehen, zog noch einmal an seinem Zigarillo und schnippte ihn in den Schatten, welche die von vorn

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