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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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seinen Auftrag zu erfüllen, Mord an einem unbescholtenen Bürger, der das Pech hatte, einem Lockvogel der Firma auf den Leim zu gehen und in ein Komplott verstrickt zu werden, welches mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen den Präsidenten gerichtet ist, und, weil es so schön war, versuchter Mord an einem CIA-Agenten, der das Pech hatte, auf Dokumente zu stoßen, die einigen Herren nicht in den Kram passen – ein dickes Sündenregister, findest du nicht auch? Und dann, als Krönung des Ganzen, der Überfall auf eine sowjetische Raketenbatterie, mit dem Ziel, sämtliche Geschosse …«
    »Wie bitte? Das ist doch wohl nicht dein Ernst.«
    »… auf Ziele in Westberlin abzufeuern.« Außer sich vor Erregung, schnappte Kuragin nach Luft. »Du hast richtig gehört, Tom! Auf Ziele in Berlin! Pech, dass ich meinen Ex-Kollegen zuvorgekommen bin. Oder Glück, kommt drauf an, von welcher Seite aus man die Dinge betrachtet. Du verstehst, was ich damit sagen will, alter Freund? Wenn das nicht ausreicht, um Dulles und Calabrese das Genick zu brechen, will ich Nikita Sergejewitsch Chruschtschow heißen.«
    »Und ich John Fitzgerald Kennedy. Oder Fidel Castro, wenn dir das lieber ist«, kalauerte Sydow und hatte es plötzlich sehr eilig, Kuragin den Umschlag zu überreichen, auf den es anscheinend nicht nur die CIA, sondern zu allem Unglück auch noch die Stasi abgesehen hatte. Er war heilfroh, ihn endlich los zu sein, gab es doch Dinge, an denen er momentan weitaus mehr zu kauen hatte. Abgesehen von Berlin, dessen Schicksal auf Messers Schneide stand, stand die Frage, was aus seiner Familie werden würde, natürlich an erster Stelle. Für ihn, Sydow, hatte sie oberste Priorität, bedeutsamer als alles, womit er am heutigen Tage konfrontiert worden war. Sollte ihn der Herr Kriminalrat ruhig schikanieren, Prügel zwischen die Beine werfen und vom Dienst suspendieren. Es berührte ihn nicht. Derzeit gab es Wichtigeres zu tun, weit Wichtigeres sogar.
    »Freut mich, dass dir dein Humor nicht abhanden gekommen ist«, erwiderte Kuragin, nachdem er das Kuvert in Empfang genommen, ins Licht getreten und einen neuerlichen Blick auf die Uhr geworfen hatte. »20 vor zwölf. Ich muss jetzt wirklich los. Höchste Zeit, dass der Umschlag in die richtigen Hände …«
    »Finde ich auch.«
    Beim Klang der Stimme, die ihnen aus der Dunkelheit entgegenhallte, waren Sydow und Kuragin zunächst wie erstarrt. Vor allem Letzterer, dem Geschehen bereits um Stunden voraus, war so überrascht, dass er sich nicht von der Stelle rührte.
    »An Ihrer Stelle, Herr Kommissar, würde ich die Finger von meiner Waffe lassen. Und was Sie betrifft, Kuragin: Her mit dem Umschlag, aber ein bisschen plötzlich!«
    »Die Genossen von der Staatssicherheit – welch unerwartete Ehre.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Kuragin«, erwiderte die Gestalt, welche soeben aus dem nahen Birkenwäldchen auftauchte, auf ihn zu trat und die Hand nach dem Umschlag ausstreckte. Die Tokarew in seiner Hand sprach eine deutliche Sprache, was Sydow jedoch völlig kalt zu lassen schien. »Ich darf dann wohl bitten, oder?«
    »Überlegen Sie sich genau, was Sie tun.«
    »Heißt das, Sie wollen mir drohen?«, zischte Bartosz, die eine Körperhälfte im Licht, welches durch die Kolonnaden flutete, die andere im Schatten, von wo aus Sydow jede seiner Bewegungen beobachtete. Im Gegensatz zu Kuragin blieb er erstaunlich ruhig, was dem Oberleutnant der Stasi, dessen Blick zwischen ihm und Kuragin hin und her pendelte, aber nicht aufzufallen schien. »Na los, her mit dem Umschlag!«
    »Zu Ihrer Information, Genosse: Über die Pläne Ihrer Regierung, so sie in die Tat umgesetzt werden sollten, wissen nicht nur wir beide Bescheid.«
    Bartosz ließ sich nicht beirren. »Ich zähle jetzt bis drei«, flüsterte er, nur noch wenige Meter von Kuragin entfernt. »Sollten Sie bis dahin keine Vernunft angenommen haben, wird mein Begleiter, der unweit von hier Stellung bezogen hat, das Feuer auf Sie eröffnen.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Genosse. Freiwillig werde ich Ihnen den Umschlag jedenfalls nicht herausrücken.«
    »Dann eben nicht. Schade, ich hätte gern noch ein wenig mit Ihnen geplaudert.«
    »Um mich anschließend zu liquidieren? Vergessen Sie’s, Towarischtsch.«
    Kuragins Widersacher schoss die Zornesröte ins Gesicht. »Her mit dem Umschlag!«, kochte Bartosz, weit entfernt von dem Gentleman, als den er sich mit Vorliebe präsentierte. »Oder Sie werden ihr blaues Wunder

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