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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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erleben.«
    »Oder Sie, kommt drauf an, von welcher Seite man die Dinge betrachtet.«
    Puterrot vor Zorn, wirbelte Bartosz herum, riss seine Tokarew in die Höhe und richtete sie auf Sydows Stirn. »Na schön«, knirschte er, ein wildes Zucken im Gesicht. »Dann sind Sie eben als Erstes dran. Es sei denn, der Herr Kriminalhauptkommissar erklärt sich bereit zu kooperieren. Falls nicht, sehe ich mich gezwungen, Sie an Ort und Stelle zu liquidieren. Was ist, Sydow – haben Sie etwa die Sprache …«
    Es sollte die letzte Drohung sein, die Mischa Bartosz, Oberleutnant in Diensten der DDR-Staatssicherheit, von sich gab. Die letzte in einer langen Reihe, welche sich im Verlauf seiner elfjährigen Karriere angesammelt hatte. Der Tod traf ihn unvorbereitet, so plötzlich, dass Bartosz selbst dann, als die Kugel in seinen Schädel eindrang, erstaunlich lang mit aufgerissenem Mund stehen blieb. Etliche Sekunden später erst, die Pistole immer noch in der Hand, schwand die Erstarrung, welche ihn befallen hatte, und ein Laut löste sich von seinen Lippen, ein Geräusch, bei dem es einem eiskalt den Rücken hinunterlief. Daraufhin ließ er seine Pistole fallen, verlor die Balance und torkelte auf Sydow zu, der, wie gebannt durch das bizarre Spektakel, erst im letzten Moment zur Seite trat und Zeuge wurde, wie Bartosz unweit von ihm zusammenbrach.
    Der Schusswechsel, der im gleichen Moment begann, dauerte nicht lange, alles in allem nur wenige Sekunden. Danach lag der Stasi-Agent, welcher die Szene aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, ebenfalls am Boden, von einer Kugel getroffen, die aus kurzer Entfernung auf ihn abgefeuert worden war.
     
    *
     
    »Kompliment, Kroko«, stieß Sydow voller Bewunderung für seinen Assistenten hervor, den Daumen demonstrativ nach oben gereckt. »Hab gar nicht gewusst, wie treffsicher du bist.«
    »Man tut eben, was man kann«, erwiderte Eduard Krokowski und steckte seine Waffe ins Halfter zurück, bemüht, nach außen hin kühl und abgeklärt zu wirken. »Apropos. Du tust gut daran, Naujocks eine Flasche Schampus zu spendieren. Wenn du dich schon bedankst, dann bei ihm.«
    Spürbar entspannt, zog Sydow seinen Assistenten am Ohr und drückte dem Leiter der Spurensicherung die Hand. »Gute Arbeit, Waldi«, spendete er demonstrativ Lob, wobei sich die Erleichterung, die er empfand, allerdings in Grenzen hielt. »Ohne dich und Kroko wären wir glatt aufgeschmissen, was, Juri?«
    »Das kannst du aber laut sagen!«, verkündete Kuragin im Brustton der Überzeugung. Und fügte, aufgrund der unerwarteten Wendung nach wie vor ein wenig perplex, mit hintergründigem Lächeln hinzu: »Daran erkennt man eben den Profi, Tom. Auf die Idee, dass dein Telefon abgehört wird, konnte wirklich nur ein geborener Kriminalist kommen. Schade, dass ich nicht eingeweiht gewesen bin. Sonst hätte ich das Spektakel noch viel mehr genießen können.«
    »Hoch gepokert und gewonnen!«, erwiderte Sydow und zog es vor, über Kuragins Vorwurf hinwegzuhören. »Pech für die Genossen, dass sie sich ihrer Sache zu sicher waren. Und überhaupt – wer weiß, was passiert wäre, wenn Kroko und Waldi nicht zur Stelle gewesen wären.« Sydow zog Krokowskis Fliege glatt und tätschelte ihm die Wange. »Pünktlich wie die Maurer. Und treffsicherer als John Wayne. So was macht euch beiden keiner …«
    »Euch dreien, wenn schon, denn schon«, meldete sich Heribert Peters zu Wort, über den Leichnam von Bartosz gebeugt und dermaßen in seine Arbeit vertieft, dass es den Anschein hatte, er befände sich in der Gerichtsmedizin. Und packte die Gelegenheit beim Schopf, um eine erneute Kostprobe seines Humors zu liefern: »Macht zusammen ein halbes Dutzend, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sieben, Heribert, sieben«, korrigierte ihn sein Freund und wies mit dem Daumen über die rechte Schulter. »Ein Unschuldiger, zwei von der Stasi, vier von der CIA. Macht zusammen sieben.« Sydow machte ein nachdenkliches Gesicht. Mit wie vielen Toten er im Verlauf seiner Tätigkeit konfrontiert worden war, konnte er beim besten Willen nicht sagen, und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht genau wissen. Fest stand, dass es zu viele gewesen waren, entschieden zu viele sogar. Sydow senkte den Blick und fuhr mit der Handfläche über die Stirn. Die bleierne Müdigkeit, welche ihn umfing, kam nicht von ungefähr. Wäre die Sorge um Lea nicht gewesen, welche alles andere überwog, hätte er sich in seinen Aston Martin gesetzt und wäre verduftet.

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