Kennen Wir Uns Nicht?
...«
Hilflos zucke ich mit den Schultern und sehe mich auf dem Gehweg um. Fi liegt wieder in den Armen von Mister Cutie. Debs und Carolyn fuhren die schlimmste Dancing Queen-Vers ion auf, die ich je gesehen habe, so dass ich es dem Taxifahrer kaum verdenken kann. Der Verkehr rauscht vorbei, setzt uns unter Wasser. Regen trommelt auf meine durchgeweichte Jeansjacke und sickert mir ins Haar. Meine Gedanken rotieren im Kopf wie Socken im Wäschetrockner.
Wir werden nie ein Taxi finden. Wir werden die ganze Nacht hier draußen im Regen stehen. Diese Bananen-Cocktails sind Gift für mich. Ich hätte nach dem vierten aufhören sollen. Morgen wird mein Vater beerdigt. Ich war noch nie auf einer Beerdigung. Was ist, wenn ich anfange zu schluchzen und mich alle anstarren? Loser Dave liegt in diesem Moment wahrscheinlich mit irgendeiner anderen im Bett und sagt ihr, wie schön sie ist, während sie »Butch! Butch!« stöhnt. Ich habe Blasen an den Füßen und Frostbeulen ...
»Taxi!« Instinktiv schreie ich das Wort heraus, fast noch bevor ich das gelbe Licht in der Ferne entdeckt habe. Der Wagen kommt auf uns zu - blinkt links. »Nicht abbiegen!« Ich winke wie verrückt, leicht panisch. »Hier drüben! Hier!«
Ich muss dieses Taxi unbedingt kriegen. Ich muss. Mit der Jeansjacke auf dem Kopf renne ich den Bürgersteig entlang, stolpere fast und schreie, bis ich heiser bin: »Taxi! Taxi!« An der nächsten Ecke drängen sich die Menschen auf dem Bürgersteig. Ich weiche ihnen aus und hetze die Treppe zu einem protzigen Verwaltungsgebäude hinauf. Zu einer Art Balkon mit Stufen an beiden Seiten. Von da oben werde ich das Taxi heranwinken, dann die Treppe runterwetzen und einfach reinspringen. »TAXI! TAAA-XI!«
Ja! Es hält an. Gott sei Dank! Endlich. Ich kann nach Hause. Mir ein Bad einlassen und den Tag vergessen.
»Hier!«, rufe ich. »Ich komme schon, warten Sie ...«
Fassungslos sehe ich einen Mann im Anzug, der unten auf dem Bürgersteig direkt auf das Taxi zusteuert. »Das ist meins!«, kreische ich und springe die Stufen auf der anderen Seite hinunter. »Das gehört uns! Ich hab das Taxi angehalten! Wagen Sie ja nicht... Ahhh! Ahhhhhhhh!«
Selbst als mein Fuß schon schliddert, bin ich mir nicht sicher, was hier vor sich geht. Dann, als ich falle, kann mein Hirn es immer noch nicht fassen. Ich bin doch tatsächlich auf der gemeingefährlich glatten Sohle meiner blöden Billigstiefel ausgerutscht. Verzweifelt versuche ich, mich an die steinerne Balustrade zu klammern, schürfe mir die Haut ab, verrenke mir die Hand, lasse meine Handtasche fallen, greife nach irgendwas, verliere den Halt ...
Oh, Scheiße.
Der Bürgersteig kommt direkt auf mich zu, unausweichlich. Das tut bestimmt weh.
EINS
Wie lange bin ich wach? Ist schon Morgen?
Ich fühl mich ganz schön angeschlagen. Was habe ich gestern Abend bloß getrieben? Meine Güte, hab ich einen Schädel. Okay, ich trink nichts mehr, nie wieder.
Mir ist so duselig, dass ich gar nicht richtig denken kann, und schon gar nicht ...
Auuuuutsch. Wie lange bin ich schon wach?
Ich hab fürchterliche Kopfschmerzen und fühl mich total benebelt. Und mein Mund ist völlig ausgetrocknet. Das ist der schlimmste Kater meines Lebens. Ich trink nichts mehr, nie wieder.
Ist das eine Stimme?
Nein, ich muss schlafen ...
Wie lange bin ich wach? Fünf Minuten? Eine halbe Stunde vielleicht? Ist irgendwie schwer zu sagen.
Welcher Tag ist heute eigentlich?
Ich liege einfach nur still da. In meinem Schädel pocht der Schmerz wie ein Presslufthammer. Mein Hals ist trocken, und mir tut alles weh. Meine Haut fühlt sich an wie Sandpapier.
Wo war ich gestern Abend? Was ist in meinem Kopf los? Als läge über allem dichter Nebel.
Okay. Ich trinke nie wieder. Wahrscheinlich habe ich eine Alkoholvergiftung. Ich gebe mir alle Mühe, mich an gestern Abend zu erinnern, aber mir fällt nur wirres Zeug ein. Alte Erinnerungen und Bilder von früher, die in wahlloser Folge aufblitzen, als hätte ich einen iPod-Shuffle im Kopf.
Sonnenblumen schwanken vor blauem Himmel ...
Amy als neugeborenes Baby, das aussieht wie ein kleines rosa Würstchen im Schlafrock.
Ein Teller salzige Pommes frites auf einem Holztisch im Pub, warmer Sonnenschein in meinem Nacken, Dad sitzt mir mit seinem Panama-Hut gegenüber, bläst Zigarrenrauch aus und sagt: »Iss auf, mein Schatz!« ...
Sackhüpfen in der Schule. Oh Gott, bitte nicht schon wieder diese Erinnerung. Ich will sie verdrängen, aber es ist zu
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