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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr davon? Habe ich mir welche aus Acryl besorgt? Die müssen irgendeine großartige, neue Klebetechnik haben, denn man sieht gar keinen Übergang und nichts.
    »Ihre Handtasche ist übrigens hier drinnen«, fügt Maureen hinzu, als sie die Tüte auf mein Bett stellt. »Ich geh nur eben und hole Ihnen den Saft.«
    »Danke«, sage ich und betrachte staunend die Plastiktüte. »Und danke für die Tasche. Ich dachte schon, man hätte sie mir geklaut.«
    Na, wenigstens ist meine Handtasche wieder da. Mit etwas Glück ist mein Handy noch aufgeladen, und ich kann ein paar SMS verschicken ... Als Maureen die Tür öffnet, um hinauszugehen, greife ich in die Tüte ... und hole eine echte Louis Vuitton-Tasche mit kalbsledernen Griffen hervor, schick und teuer.
    Na, super. Ich seufze enttäuscht. Das ist nicht meine Tasche. Man hat mich mit jemandem verwechselt. Als würde ich - Lexi Smart - eine Louis Vuitton-Tasche besitzen.
    »Entschuldigen Sie, diese Tasche gehört mir nicht!«, rufe ich, doch die Tür ist schon zu.
    Wehmütig betrachte ich das gute Stück eine Weile und überlege, wem sie wohl gehören könnte. Bestimmt irgendeinem reichen Mädchen hier auf dem Gang. Dann lasse ich sie auf den Boden fallen, sinke in mein Kissen und schließe die Augen.

ZWEI
    Ich wache auf. Morgenlicht dringt durch die Ritzen unter den zugezogenen Vorhängen herein. Ein Glas Orangensaft steht auf dem Nachttisch, und Maureen macht sich in einer Ecke des Zimmers zu schaffen. Der Tropf ist wie von Zauberhand aus meinem Arm verschwunden, und ich fühle mich schon viel normaler.
    »Hi, Maureen«, sage ich mit rauer Stimme. »Wie spät ist es?« Sie dreht sich um, mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Sie erinnern sich an mich?«
    »Natürlich«, sage ich überrascht. »Wir haben uns doch gestern Abend schon unterhalten.«
    »Ausgezeichnet! Das bedeutet, Sie haben die posttraumatische Amnesie überstanden. Machen Sie nicht so ein besorgtes Gesicht!«, fügt sie hinzu. »Eine gewisse Orientierungslosigkeit ist nach Kopfverletzungen nichts Ungewöhnliches.«
    Unwillkürlich fasse ich mir an den Kopf und ertaste einen Verband. Wow. Ich muss auf dieser Treppe wirklich schlimm gestürzt sein.
    »Sie machen sich gut.« Sie streicht mir über den Arm. »Ich hole Ihnen frischen Orangensaft.«
    Es klopft an der Tür, und eine große, schlanke Frau von Mitte fünfzig kommt herein. Sie hat blaue Augen, hohe Wangenknochen und gewelltes, blondes Haar, leicht ergraut und strähnig. Sie trägt eine rote Steppweste über einem langen, bedruckten Rock und eine Bernsteinkette. In der Hand hält sie eine Papiertüte.
    Es ist Mum. Jedenfalls bin ich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass sie es ist. Ich weiß gar nicht, wieso ich eigentlich zögere.
    »Wie überheizt es hier drinnen immer ist!«, ruft sie mit ihrer dünnen Kleinmädchenstimme.
    Okay, das ist definitiv meine Mutter.
    »Ich kipp gleich um!« Sie wedelt sich Luft zu. »Und ich hatte eine schrecklich stressige Fahrt ...« Sie wirft einen Blick zum Bett herüber, als fiele es ihr jetzt erst ein, und sagt zu Maureen: »Wie geht es ihr?«
    Maureen lächelt. »Lexi geht es heute schon viel besser. Längst nicht mehr so verwirrt wie gestern.«
    »Gott sei Dank!« Mum spricht etwas leiser. »Es war ja, als würde man mit einer Verrückten sprechen oder einer ... geistig Behinderten.«
    »Lexi ist nicht verrückt«, sagt Maureen ganz ruhig, »und im Übrigen versteht sie alles, was Sie sagen.«
    In Wahrheit höre ich kaum zu. Ich kann mich gar nicht von Mum abwenden. Was ist bloß los mit ihr? Sie sieht so anders aus. Dünner. Und irgendwie ... älter. Als sie näher kommt und das Licht vom Fenster auf ihr Gesicht fällt, wird es nicht besser. Im Gegenteil.
    Ist sie krank?
    Nein. Das wüsste ich. Aber, ehrlich: Sie sieht aus, als wäre sie über Nacht vergreist. Ich werde ihr zu Weihnachten Creme de la Mer schenken.
    »Da bist du ja, Schätzchen«, sagt sie überdeutlich, mit lauter Stimme. »Ich bins. Deine Mutter.« Sie reicht mir die Papiertüte, in der sich eine Flasche Shampoo befindet, und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Als ich ihren vertrauten Duft nach Hunden und Teerosenparfum rieche, kommen mir glatt die Tränen. Mir war gar nicht bewusst, wie verlassen ich mich gefühlt habe.
    »Hi, Mum.« Ich will sie umarmen, greife aber ins Leere. Sie hat sich schon wieder abgewendet und sieht auf ihre kleine, goldene Uhr.
    »Ich furchte, ich kann nicht lange bleiben«, sagt sie angespannt, als bliebe die

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