Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mich. Wie sieht meine Unterwäsche aus?
    Unwillkürlich stöhne ich auf. Das könnte ziemlich peinlich werden. Womöglich ist es der ausgeleierte Slip mit dem grauen BH, den ich nur anziehe, wenn der Wäschekorb voll ist. Oder der verwaschene String mit dem Bild von Snoopy drauf.
    Es war bestimmt nichts Elegantes. Ich meine, so was würde ich für Loser Dave nicht anziehen. Das wäre reine Verschwendung. Unter Schmerzen bewege ich meinen Kopf hin und her, aber ich sehe keine Kleider oder irgendwas. Wahrscheinlich haben die Schwestern sie in einem Spezialofen für Sondermüll verbrannt.
    Und ich habe immer noch keine Ahnung, was ich hier soll. Mein Hals fühlt sich unangenehm kratzig an, und für ein kühles Glas Orangensaft würde ich alles geben. Wenn ich so darüber nachdenke: Wo sind eigentlich die Arzte und Schwestern? Was ist, wenn ich sterbe?
    »Hallo?«, krächze ich. Meine Stimme klingt, als würde jemand eine Egge über einen Holzfußboden ziehen. Ich warte auf Antwort ... aber alles bleibt still. Durch die dicke Tür kann mich sicher niemand hören.
    Da fällt mir ein, dass ich vielleicht einen Knopf an dem kleinen Schaltpult drücken könnte. Ich nehme den, der wie ein kleiner Mensch aussieht - und kurz daraufgeht die Tür auf. Es hat geklappt! Eine grauhaarige Krankenschwester in dunkelblauer Uniform tritt ein und lächelt mich an.
    »Hallo, Lexi!«, sagt sie. »Alles in Ordnung?«
    »Mh, okay, danke. Ich hab schrecklichen Durst. Und mein Kopf tut weh.«
    »Ich gebe Ihnen was gegen die Schmerzen.« Sie bringt mir einen Plastikbecher mit Wasser und hilft mir auf. »Trinken Sie das.«
    »Danke«, sage ich, nachdem ich einen Schluck Wasser genommen habe. »Also ... entweder bin ich hier in einem Krankenhaus oder auf einer High-Tech-Schönheitsfarm ...«
    Die Schwester lächelt. »Leider in einem Krankenhaus. Wissen Sie noch, wie Sie hierhergekommen sind?«
    »Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Ehrlich gesagt, bin ich etwas benommen.«
    »Das liegt daran, dass Sie einen kräftigen Schlag abbekommen haben. Direkt auf den Kopf. Können Sie sich an Ihren Unfall erinnern?«
    Unfall? Unfall? Und plötzlich - in einem Schwall - ist alles wieder da. Natürlich. Meine Jagd nach dem Taxi, die Treppe nass vom Regen, und wie ich dann auf meinen blöden, billigen Stiefeln ausgerutscht bin ...
    Junge, Junge! Ich muss mir den Kopf aber ordentlich angeschlagen haben!
    »Ja. Ich glaub schon.« Ich nicke. »Mehr oder weniger. Und ... wie spät ist es jetzt?«
    »Es ist acht Uhr abends.«
    Acht Uhr abends? Wow. Ich war den ganzen Tag weg?
    »Ich bin Maureen.« Sie nimmt mir den Becher ab. »Sie sind erst vor wenigen Stunden auf dieses Zimmer verlegt worden. Wir haben uns schon ein paarmal unterhalten.«
    »Tatsächlich?«, sage ich überrascht. »Was habe ich denn so gesagt?«
    »Sie waren kaum zu verstehen, aber Sie haben mich immer wieder gefragt, ob irgendetwas >ausgereihert< ist.« Sie runzelt die Stirn, wirkt ratlos. »Oder >ausgeleiert    Toll. Schlimm genug, dass ich überhaupt ausgeleierte Unterwäsche trage. Muss ich es dann auch noch wildfremden Leuten erzählen?
    »Ausgeleiert?« Ich gebe mir alle Mühe, verdutzt zu wirken. »Keine Ahnung, was ich damit gemeint haben könnte.«
    »Na, jetzt scheinen Sie ja wieder ganz klar zu sein.« Maureen schüttelt mein Kissen auf. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Ich hätte gern ein Glas Orangensaft, wenn Sie welchen haben. Und ich kann mein Handy nirgends finden, und meine Handtasche ...«
    »Ihre Wertsachen wurden sicher verwahrt. Da muss ich erst fragen.« Sie geht hinaus, und ich sehe mich im Krankenzimmer um, noch immer ganz umnebelt. Es kommt mir vor, als hätte ich erst eine winzig kleine Ecke des Puzzles zusammengesetzt. Ich weiß noch immer nicht, in welchem Krankenhaus ich liege. Wie ich hierhergekommen bin. Hat jemand meine Familie informiert? Und irgendwas zieht und zerrt an mir wie eine Unterströmung ...
    Ich wollte dringend nach Hause. Ja. Stimmt genau. Immer wieder habe ich gesagt, dass ich nach Hause wollte, weil ich am nächsten Tag früh hoch musste. Weil...
    Oh, nein. Oh, Scheiße.
    Dads Beerdigung. Um elf. Das bedeutet...
    Habe ich sie verpasst? Instinktiv versuche ich, aus dem Bett zu steigen, aber schon vom Sitzen wird mir schwindlig. Schließlich gebe ich mich widerwillig geschlagen. Wenn ich sie verpasst habe, dann habe ich sie eben verpasst. Daran kann ich jetzt auch nichts mehr ändern.
    Es ist ja nicht gerade so, als hätte ich meinen Dad

Weitere Kostenlose Bücher