Kennwort: Schwarzer Ritter
daran, dass er sie genauso heftig begehrte wie sie ihn, aber ihr Herz wäre nicht dabei, wenn sie sich liebten, während ihre Gedanken schwer wie Blei wogen.
Mit einem kleinen Seufzer des Bedauerns fuhr sie mit den Händen über seine Brust und gab ihm einen sanften Schubs. „Das Hähnchen wartet …“
„Es kann nicht mehr davonfliegen ….“
„Nun mal im Ernst. Ich muss mit dir reden.“
Er zog sie wieder an sich und hielt sie fest. „Später.“
„Nein.“ Sie berührte seinen hochgezogenen Mundwinkel und fragte sich, wie lange dieses Lächeln noch andauern würde, wenn er erst einmal erführe, wie sie einen Teil des Nachmittags verbracht hatte. „Das kann nicht warten.“
„So ernsthaft?“ Nach einem letzten Kuss, diesmal auf ihre Nasenspitze, ließ er sie los, ging hinüber zum Geschirrschrank und kramte in der Schublade. Als er den Korkenzieher gefunden hatte, öffnete er die Flasche Chardonnay, die er mitgebracht hatte. „Ist etwas passiert nach unserem Gespräch?“
Sie sah ihm zu, während er den Wein in zwei hochstielige Gläser goss, die sie auf die Anrichte gestellt hatte. Er lächelte immer noch, aber seine wachsamen blauen Augen blickten jetzt ein wenig bohrender und aufmerksamer. Egal, wie gelassen er war: Der Polizist in ihm war immer im Dienst.
Sie nahm das Glas, das er ihr reichte, und trank sich mit einem Schluck Mut an. „Ich habe heute mit einer Frau gesprochen.“
„Eine mögliche Mandantin?“
Sie nickte. „Sie hat in der vergangenen Woche mein Interview auf CNN gesehen und dachte, ich könnte ihr vielleicht helfen.“
Sein Blick verriet Neugier. „Was hat sie denn angestellt?“
„Nichts. Es ist ihr Verlobter, der Hilfe braucht. Offenbar ist er der Hauptverdächtige bei einem Mord, den er nicht begangen hat, wie er sagt.“
Mitch wandte seinen Blick nicht von ihr ab. „Warum hat er denn seine Verlobte geschickt? Warum ist er nicht selbst gekommen?“
Kate spürte ihre trockene Kehle und den Stein in der Brust. Sie nahm noch einen Schluck Wein, aber sie konnte ihn nicht genießen. „Er kann nicht. Er versteckt sich. Er … er ist geflohen, bevor die Polizei ihn festnehmen konnte.“
Jetzt verschwand das gelassene Lächeln aus seinem Gesicht. Schweigen machte sich breit. Als er sprach, klang seine Stimme vorsichtig. Kein gutes Zeichen. „Hat dieser potenzielle Mandant auch einen Namen?“
Da der Wein nicht half, setzte sie das Glas ab. „Todd Buchanan.“
Mitch stand bewegungslos. Seine Miene war neutral und undurchdringlich. Sie standen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, aber plötzlich schienen Meilen zwischen ihnen zu liegen.
„Todd Buchanan ist hier? In Washington?“
„Nein, seine Verlobte ist alleine gekommen, und bevor du fragst: Ich weiß nicht, wo Todd ist.“
„Was ist mir der Frau? Wie heißt sie? Wo wohnt sie?“
Obwohl Kate diese Frage erwartet hatte, reagierte sie mit einem kurzen, nervösen Lachen. „Mitch, du weißt ganz genau, dass ich dir das nicht sagen kann.“
„Warum nicht, zum Teufel?“ Sie spürte seinen wachsenden Ärger hinter der dünnen Schicht von Selbstkontrolle wachsen, eine Selbstkontrolle, die er wahren wollte. „So, wie die Dinge liegen, ist sie eine Mitschuldige, und wenn sie und Todd zusammenleben, begünstigt sie auch einen Flüchtigen. Hast du ihr die Konsequenzen von Beihilfe und Begünstigung erklärt?“
„Das war nicht nötig. Sie weiß, was sie tut.“
Er stellte sein Glas ab, ohne einen Schluck Wein genommen zu haben. „Und was ist mit dir, Kate? Weißt du denn, was du tust? Du musst mir sagen, wo sie sich aufhält.“
„Nein, das muss ich nicht. Da gibt es erstens die Schweigepflicht den Mandanten gegenüber …“
„Du hast seinen Fall schon übernommen? Ohne vorher mit mir darüber zu reden?“
„Du brauchst nicht zu schreien“, entgegnete sie scharf, „ich bin nicht taub.“ Dann schalt sie sich, weil sie die Beherrschung verloren hatte, obwohl sie sich doch vorgenommen hatte, es nicht so weit kommen zu lassen. Sie holte tief Luft und zählte bis fünf. „Nein, ich habe seinen Fall noch nicht übernommen. Ich wollte zuerst mit dir darüber sprechen, ruhig und vernünftig. Aber ich habe Todds Verlobter versprochen, dass ich weder ihren Namen noch ihren Aufenthaltsort nennen würde, bevor sie Washington wieder verlassen hat.“
„Jetzt sag bloß, du denkst im Ernst daran, einen kaltblütigen Mörder vor Gericht zu vertreten.“
„Korrigier mich, falls ich mich irre, aber so
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