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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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knisternden Flammen. (S. 269.)
     
    »Ahmet!!… Ahmet!«
    Zum letzten Male wurde jetzt dieser Name so deutlich ausgerufen, daß ein Zweifel unmöglich war.
    »Amasia!… Amasia!…« rief Ahmet dagegen und stürzte sich damit in die schäumende Brandung, in der er verschwand.
    In diesem Augenblicke erreichte eine der Tromben den Vordertheil der Tartane, zog sie unwiderstehlich in ihren Strudel und schleuderte sie auf die Felsklippen zur Linken, da wo ein großer Block nahe der nordwestlichen Landspitze hervorragte.
    Hier zerbarst das kleine Fahrzeug mit einem Krachen, das einen Augenblick selbst das Getöse des Sturmes übertönte. Dann versank es mit rasender Schnelle, und auch das Meteor ging durch den Anprall zu Grunde, indem es gleich einer riesigen Bombe zerplatzte und dem Meere seine flüssige Basis, den Wolken aber die Dunstmassen wiedergab, die seinen sich windenden Helmbusch bildeten.
    Man mußte wohl Alle, welche die Tartane trug, ebenso wie den muthigen Retter für verloren halten, der es gewagt hatte, den jungen Mädchen Hilfe zu bringen.
    Keraban wollte sich ebenfalls in das gurgelnde Wasser stürzen, um seine Rettung zu versuchen… seine Gefährten mußten ihn mit Gewalt zurückhalten, um ihn zu hindern, sich dem gewissen Untergange zu weihen.
    Inzwischen war auch, beleuchtet von den fortwährend zuckenden Blitzen, Ahmet wieder sichtbar geworden. Mit übermenschlicher Kraft hatte er sich auf den Felsblock geschwungen und hielt eine der Schiffbrüchigen in seinen Armen!… Die andere klammerte sich an seine Kleidung und stieg mit ihm empor… Außer diesen Beiden schien aber Niemand gerettet zu sein. Unzweifelhaft war die ganze Besatzung der Tartane, welche sich bei der Annäherung der Trombe in’s Meer geworfen hatte, untergegangen, und die jungen Mädchen waren wohl die einzig Ueberlebenden aus diesem Schiffbruche.
    Als Ahmet sich außer dem Bereiche der Wellen sah, maß er mit den Augen die Entfernung vom Felsen bis zum Lande – es konnten höchstens fünfzehn Fuß sein. Und als dann einmal eine ungeheuere Woge zurückfloß, so daß kaum einige Zoll Wasser über dem Sande zurückblieben, eilte er mit seiner Bürde, gefolgt von dem anderen jungen Mädchen, nach dem Felsen am Strande, den er auch glücklich erreichte. Eine Minute später befand sich Ahmet inmitten seiner Freunde. Dort sank er, nachdem er noch die, welche er gerettet, in deren Arme gelegt, von Anstrengung und Erregung überwältigt zusammen.
    »Amasia!… Amasia!« rief Keraban.
    Ja, das war Amasia… Amasia, die er in Odessa zurückgelassen, die Tochter seines Freundes Selim! Sie befand sich an Bord jener Tartane, sie wäre beinahe, dreihundert Lieues von ihrer Heimat, am anderen Ende des Schwarzen Meeres jämmerlich umgekommen! Und mit ihr war Nedjeb, ihre Dienerin. Was konnte hier vorgefallen sein?
    Weder Amasia noch die junge Zigeunerin hätte es jetzt sagen können, denn Beide hatten das Bewußtsein verloren.
    Der Seigneur Keraban nahm das junge Mädchen in seine Arme, während einer der Thurmwächter Nedjeb aufhob. Ahmet war wieder zu sich gekommen, aber noch ganz außer Stande, seine Gedanken zu beherrschen, wie Einer, dem die Empfindung für die Wirklichkeit noch mangelt; dann begaben sich Alle nach Atina, wo einer der Fischer ihnen in seiner Hütte Obdach gewährte.
    Amasia und Nedjeb wurden vor den Kamin gesetzt, in dem ein helles Feuer von dürren Weinreben loderte.
    Ueber das junge Mädchen herabgeneigt, unterstützte Ahmet deren Kopf. Er rief sie… er sprach auf sie…
    »Amasia!… Meine geliebte Amasia!… Sie hört mich nicht!… Sie antwortet nicht!… Ach, wenn Sie todt wäre, müßt’ auch ich sterben!
    – Nein, sie ist nicht todt, versicherte Keraban, sie athmet ja!… Ahmet… Nein, nein, sie lebt!…«
    Da erhob sich Nedjeb erst langsam und warf sich dann mit einem Schrei der Verzweiflung über Amasia.
    »Meine Herrin!… Meine einzig geliebte Herrin!… schluchzte sie… ja… sie lebt… sie öffnet die Augen!«
    In der That hoben sich einen Augenblick die Lider des jungen Mädchens.
    »Amasia!… Amasia!« rief Ahmet.
    – Ahmet… mein theurer Ahmet!« antwortete das junge Mädchen schwach.
    Keraban drückte Beide herzhaft an seine Brust.
    »Was für eine Tartane war denn das? forschte Ahmet.
    – Dieselbe, welche wir besuchen sollten, Herr Ahmet, ehe Sie von Odessa abreisten, antwortete Nedjeb.
    – Die »Guidare« mit dem Capitän Yarhud?
    – Ja!… Er war es, der uns Beide weggeführt hat.
    – In

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