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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erkennen ließen, aus denen lange, bläuliche Blitze hervorzuckten und geräuschlos weithin einen bleichen Schein verbreiteten, offenbar die Erscheinungen eines noch immer entfernten Gewitters.
    Ahmet und der Wächter hielten sich an der Umfassung der oberen Gallerie festgeklammert. Rechts und links auf der kleinen Plattform stehend, lugten sie scharf hinaus und suchten entweder den schon einmal bemerkten beweglichen Punkt, oder den Feuerschein eines Kanonenschusses, der ihnen dessen Stelle bezeichnen könnte.
    Sie sprachen übrigens nicht – und hätten einander auch nicht verstehen können – vor ihren Augen dehnte sich aber ein weiter Gesichtskreis aus. Das in dem Reflexionsapparate befindliche Licht der Laterne, welch’ ersterer sozusagen einen Lichtschirm bildete, konnte sie nicht blenden, und nur vor ihnen warf diese ihr Strahlenbündel auf einen Umkreis von mehreren Meilen hinaus.
    War aber nicht zu befürchten, daß auch diese Laterne plötzlich verlöschte? Dann und wann drang der heulende Sturmwind bis zur Flamme hinein, die davon so weit niedergedrückt wurde, daß sie fast jede Leuchtkraft verlor. Gleichzeitig stießen, gewaltigen, von einer Lampe herbeigelockten Insecten vergleichbar, vom Sturme aufgescheuchte Seevögel an den Apparat und zerschmetterten sich die Kopfe an dessen eisernem Schutzgitter, während sie ihr betäubendes Schreien und Krächzen noch mit dem Heulen und Pfeifen des Orkans vermengten. Die Fortbewegung der Luftmassen war jetzt eine so heftige, daß der obere Theil des Thurmes in sehr umfängliches Schwanken gerieth. Diese Thatsache selbst ist keineswegs zum Verwundern; manchmal unterliegen selbst die in Mauerwerk aufgeführten europäischen Leuchtthürme so starken Schwankungen, daß sich die Gewichtsschnuren der Pendeluhren darin verwickeln und diese außer Gang gesetzt werden; viel leichter kommt das natürlich bei solchen Bauwerken vor, deren Holzmaterial die Starrheit einer Steinconstruction unmöglich haben kann. Auf jenem lustigen Standpunkte hätte der Seigneur Keraban, den schon die Wellen des Bosporus unwohl machten, ohne Zweifel alle Symptome der Seekrankheit an sich verspürt.
    Ahmet und der Wächter bemühten sich also, innerhalb eines lichteren Striches den schon früher wahrgenommenen beweglichen Punkt wieder zu entdecken. Entweder aber war dieser gänzlich verschwunden, oder die Blitze erleuchteten eben nicht die Stelle, welche er einnahm. War es ein Fahrzeug, so lag ja die traurige Vermuthung nahe, daß dasselbe bei dem Wüthen des Orkans untergegangen sei.
    Plötzlich streckte Ahmet die Hand gegen den Horizont aus. Sein Auge konnte ihn nicht täuschen. Ein furchtbares Meteor wirbelte von der Meeresfläche bis zum Wolkenrande empor.
    Zwei anfänglich blasenartige Säulen, unten von wässeriger, oben von dunstartiger Beschaffenheit, vereinigten sich durch eine konische Spitze und trieben, wie belebt von einer schlangenwindungartigen, ungeheuer schnellen Bewegung, über das unter ihnen aufkochende Meer, während sie der Druck des Windes nach der einen Seite tief ausbog. Wurde es ein wenig ruhiger, so vernahm man ein scharfes Pfeifen von solcher Stärke, daß es auf weite Strecken hinaus hörbar sein mußte. Flackernde Zickzackblitze durchfurchten den oberen Theil der Säulen, der sich in der Wolkendecke verlor.
    Es waren zwei Wasserhosen, und der Seefahrer hat alle Ursache, bei dem Auftreten dieser furchtbaren Naturerscheinungen, deren wirklicher Entstehungsgrund noch nicht einmal festgestellt ist, zu erschrecken.
    Plötzlich krachte in geringer Entfernung von einer der Tromben ein dumpfer Donner, dem ein greller Lichtblitz vorausgegangen war.
    – Das war ein Kanonenschuß!« rief Ahmet, die Hand in der Richtung nach dem Pulverblitze ausstreckend.
    Der Wächter hatte eben auch alle Kraft seines Sehvermögens auf jene Stelle concentrirt.
    »Ja… da… da!« antwortete er.
    Und beim Aufleuchten eines weithin zuckenden Blitzes konnte Ahmet ein mit dem Sturme kämpfendes Schiff von geringem Tonnengehalte erkennen.
    Es war eine theilweise entmastete Tartane mit zu Fetzen gerissenem Großsegel. Ohne Hilfsmittel, sich in bestimmter Richtung zu halten, trieb dieselbe rettungslos der Küste zu. Mit den Klippen unterm Winde und den beiden Tromben, die auf sie zukamen, in der Nähe, konnte sie dem Untergange unmöglich entweichen. Verschlungen oder zerschmettert zu werden – das schien offenbar nur noch die Frage einer ganz kurzen Zeit.
    Und dennoch hielt diese Tartane noch

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