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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die kleine Karawane niemals aus den Augen verloren. Immer folgte er ihrer Spur, aber so, daß er nie gesehen werden konnte, da er ja Ahmet ebensogut, wie den beiden jungen Mädchen von Person bekannt war.
    So spionirte er, entwarf Pläne, die ihm entwischte Beute wieder zu erlangen, und schrieb auf jeden Fall auch an Scarpante. Dieser Intendant des Seigneur Saffar mußte nach einer in Constantinopel getroffenen Verabredung schon seit einiger Zeit wieder in Trapezunt sein. Deshalb bestellte ihn Yarhud für den nächsten Tag zu einem Zusammentreffen nach der Karawanserai von Riffar, ohne ihm vorläufig etwas vom Schiffbruche der »Guidare« und von den schlimmen Folgen dieses Unfalls mitzutheilen.
    Ahmet hatte also alle Ursache wachsam zu sein. Seine Ahnungen täuschten ihn nicht. Yarhud gelang es während der Nacht sogar, so nahe heran zu schleichen, daß er sich davon überzeugte, daß die beiden jungen Mädchen in der Araba selbst schliefen. Zum Glück für ihn bemerkte er, daß Ahmet scharfe Wache hielt, und er konnte sich noch entfernen, ohne gesehen worden zu sein.
    Statt aber im Rücken der Karawane zu bleiben, begab sich der Maltesercapitän jetzt nach Westen, auf den Weg nach Trapezunt. Es kam ihm nur darauf an, den Seigneur Keraban und seine Begleiter zu überholen. Vor ihrer Ankunft in der Stadt wollte er mit Scarpante jedenfalls Rücksprache genommen haben. Einen kleinen Umweg einschlagend, trieb er das Pferd, welches ihn seit dem Aufbruche aus Atina trug, schnell auf die Karawanserai von Riffar zu.
    Allah ist groß! Zugegeben; aber er hätte gewiß noch weiser gehandelt, wenn er auch den Capitän Yarhud jene Mannschaft von Schurken nicht überleben ließ, die bei dem Schiffbruche der Tartane zugrunde gegangen war.
     

    Der Kiel wurde durch angezündete Aeste beleuchtet. (S. 276)
     
    Am folgenden Tage, dem 16., war Alles mit dem Morgenrothe und in bester Laune auf den Füßen – mit Ausnahme Brunos, der sich die Frage vorlegte, wie viel Pfund er noch bis zur Ankunft in Scutari verlieren werde.
    »Meine kleine Amasia, sagte der Seigneur Keraban, sich die Hände reibend, komm, lass’ Dich umarmen.
    – Gern, lieber Onkel, sagte das junge Mädchen, vorzüglich wenn Sie mir gestatten, Ihnen schon jetzt diesen Namen zu geben.
    – Ob ich Dir das gestatte, meine liebe Tochter? Du kannst mich sogar Deinen Vater nennen, denn ist Ahmet nicht etwa mein Sohn?
    – Er ist es so sehr, Onkel Keraban, sagte Ahmet, daß er sich sogar erlaubt zu befehlen, wie es zuweilen das Recht des Sohnes gegenüber dem Vater sein kann.
    – Zu befehlen? Und was?
    – Daß wir sofort abreisen. Die Pferde sind bereit, und wir müssen nothwendig heute Abend in Trapezunt sein.
    – Da werden wir auch sein, sagte Keraban, und am folgenden Tage mit dem Aufgang der Sonne wieder weiter fahren. – He, Freund Van Mitten, es stand ja wohl geschrieben, daß Sie noch eines Tages Trapezunt sehen sollten?
     

    Yarhud bemerkte, daß Ahmet scharf Wache hielt. (S. 279.)
     
    – Ja, Trapezunt… Welch schöner Name! antwortete der Holländer. Trapezunt und seine Hügel, das die zehntausend Spiele und gymnastischen Kämpfe unter dem Vorsitze des Dracontius feierte, wenn ich meinem Reiseführer vertrauen darf, der mir sehr gut redigirt scheint Wahrhaftig, Freund Keraban, ich bin nicht böse darüber, Trapezunt sehen zu sollen.
    – Gestehen Sie also zu, Freund Van Mitten, daß Sie von dieser Reise recht angenehme Erinnerungen mit heimbringen werden?
    – Sie hätten nur weniger lückenhaft sein sollen!
    – Nun, Alles in Allem haben Sie sich gewiß nicht zu beklagen.
    – Wir sind noch nicht am Ende!…« murmelte Bruno seinem Herrn in’s Ohr, gleich einem Unheil verkündenden Wahrsager, dessen Amt es ist, überall an die Unbeständigkeit menschlicher Dinge zu erinnern.
    Die Karawane verließ den Khan um sieben Uhr Morgens, das Wetter besserte sich mehr und mehr, der Himmel klärte sich auf und die Sonne saugte den Morgennebel bald weg.
    Zu Mittag hielt man in dem Flecken Of, dem Ophis der Alten, wo die berühmten Familien Griechenlands herstammen. Hier wurde unter Inanspruchnahme der Vorräthe in der Araba, welche fast zu Ende gingen, in einem bescheidenen Gasthofe gefrühstückt.
    Ueberdies hatte der Gastwirth hier halb den Kopf verloren und zeigte gar kein Bestreben, sich um seine Gäste zu bekümmern. Die Frau des braven Mannes war nämlich schwer erkrankt, und hier draußen gab es keinen Arzt. Einen solchen von Trapezunt herkommen zu lassen,

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