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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Brief Yarhud’s ein Zusammentreffen bestimmt.
    – Der Hund! polterte Saffar, wie kommt es, daß er dann nicht hier ist?
    – Er muß jede Minute eintreffen.
    – Und wie kommt er auf den Gedanken, die junge Amasia erst hierher zu führen, statt sie sogleich nach Trapezunt zu schaffen?«
    Man sieht, daß Saffar und Scarpante noch nichts von dem Schiffbruche der »Guidare« wußten, und keine Ahnung von den Folgen desselben hatten.
    »Der von Yarhud an mich gerichtete Brief, fuhr Scarpante fort, kam aus dem Hafen von Atina. Von dem entführten jungen Mädchen erwähnt er nichts und bittet mich nur, heute Abend in der Karawanserai von Rissar zu sein.
    – Und er selbst ist noch nicht da! rief der Seigneur Saffar, während er einige Schritte auf den Thorweg zu that. Er mag sich hüten, meine Geduld auf die Probe zu stellen! Mir ahnt, daß irgend ein unglücklicher Vorfall…
    – Warum, Seigneur Saffar? Auf dem Schwarzen Meere ist schlechtes Wetter gewesen. Wahrscheinlich hat die Tartane nicht nach Trapezunt gelangen können, und ist ohne Zweifel bis zum Hafen von Atina zurückverschlagen worden…
    – Und wer sagt uns, Scarpante, daß es Yarhud überhaupt gelungen ist, das junge Mädchen aus Odessa zu rauben?
    – Yarhud ist nicht allein ein kühner Seefahrer, Seigneur Saffar, antwortete Scarpante, sondern auch ein geschickter Mann!
    – Die Geschicklichkeit reicht nicht allemal aus,« ließ sich da die Stimme des maltesischen Capitäns vernehmen, der seit einigen Augenblicken unbeweglich auf der Schwelle der Karawanserai gestanden hatte.
    Der Seigneur Saffar und Scarpante drehten sich sofort um und der Intendant rief:
    »Yarhud!
    – Endlich bist Du da! fuhr der Seigneur Saffar, auf den Mann zugehend, ihn in barschem Tone an.
    – Ja, Seigneur Saffar, erwiderte der Capitän, der sich ehrerbietig verneigte, ja… da bin ich… endlich!
    – Und die Tochter des Banquiers Selim? fragte Saffar. Ist Dein Vorhaben in Odessa mißlungen?…
    – Die Tochter des Banquiers Selim, erklärte Yarhud, hab’ ich vor etwa sechs Wochen entführt, gleich nach der Abreise ihres Verlobten Ahmet, den sein Onkel zu einer Reise um das Schwarze Meer nöthigte; darauf bin ich unverzüglich nach Trapezunt unter Segel gegangen; bei dem wechselnden Wetter der Tagundnachtgleiche wurde meine Tartane jedoch, trotz aller Anstrengung, nach Osten verschlagen und auf die Felsen von Atina geworfen, wo meine gesammte Mannschaft umgekommen ist.
    – Deine ganze Mannschaft? rief Scarpante.
    – Ja!
    – Und Amasia?… fragte Saffar, den der Verlust der »Guidare« nicht besonders zu berühren schien, nun lebhafter.
    – Sie wurde gerettet, antwortete Yarhud, gerettet mit einer jugendlichen Dienerin, die ich gleichzeitig mit ihr fortschleppen mußte.
    – Nun, aber wenn sie gerettet worden ist… fragte Scarpante.
    – Ja, wo ist sie denn? rief Saffar.
    – Seigneur, erklärte der Maltesercapitän, das Schicksal ist gegen mich, oder vielmehr gegen Sie!
    – So sprich doch, mahnte Saffar, der schon eine sehr drohende Haltung annahm.
    – Die Tochter des Banquiers Selim, antwortete Yarhud, wurde durch ihren Verlobten Ahmet gerettet, den ein höchst beklagenswerther Zufall gerade nach dem Orte des Schiffbruches geführt hatte.
    – Gerettet… durch ihn? rief Scarpante.
    – Und in diesem Augenblicke…? rief Saffar.
    – In diesem Augenblicke fährt das junge Mädchen unter dem Schutze Ahmets, des Onkels Ahmets und einiger Personen, welche diesen begleiten, nach Trapezunt. Von da aus wollen alle nach Scutari, um die Hochzeit des jungen Paares zu feiern, welche noch vor Ablauf dieses Monats stattfinden muß.
    – Tölpel! wetterte der Seigneur Saffar, sich Amasia entreißen zu lassen, statt sie selbst zu retten!
    – Ich hätte das mit Gefahr meines Lebens gethan, Seigneur Saffar, erwiderte Yarhud, und sie befände sich jetzt in Ihrem Palaste in Trapezunt, wenn jener Ahmet nicht in dem Augenblicke des Schiffbruches zur Stelle gewesen wäre.
    – O, Du bist der Aufträge, die man Dir anvertraut, unwürdig! versetzte Saffar, der einen Ausbruch von Zorn kaum zu bemeistern vermochte.
    – Hören Sie mich an, Seigneur Saffar, sagte da Scarpante. Bei ruhiger Betrachtung werden Sie zugestehen, daß Yarhud gethan hat, was er nur konnte.
    – Alles! versicherte der Maltesercapitän.
    – Alles ist noch nicht genug, bemerkte Saffar, wenn es sich um die Ausführung meiner Pläne handelt.
    – Was geschehen ist, ist geschehen, Seigneur Saffar, fiel Scarpante ein.

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