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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ansehnliche, sogar hübsche Witwe befand sich also in der Lage einer Frau, welche sich durch einen vierten Gatten gern über den Verlust der drei ersten hätte trösten lassen.
    Das war freilich ein schwieriges Ding, wenigstens wenn man sie näher kannte, trotz ihres Reichthums und vornehmen Stammbaumes, denn durch das Ungestüm ihres Auftretens, durch ihr echt kurdisches heftiges Temperament war sie eher dazu angethan, jeden Bewerber um ihre Hand, wenn sich ja ein solcher einstellte, zurückzuschrecken. Ihr Bruder Yanar, der sich zu ihrem Beschützer, zu ihrem Leibwächter aufgeworfen, hatte ihr den Rath ertheilt, zu reisen – der Zufall spielt ja auf Reisen oft eine so große Rolle! Das war also der Grund, warum die beiden aus Kurdistan weggegangenen Personen sich auf dem Wege nach Trapezunt befanden.
    Der Seigneur Yanar war ein hochgewachsener Mann von fünfundvierzig Jahren, hatte ein von Ungeduld zeugendes Aussehen und etwas drohend-wilde Züge – einer jener Kampfhähne, die schon mit gerunzelten Augenbrauen auf die Welt gekommen waren. Mit seiner Adlernase, den tief in ihren Höhlen liegenden Augen, dem geschorenen Kopfe und dem gewaltigen Schnurrbarte näherte er sich mehr dem armenischen als dem türkischen Typus. Den Kopf bedeckt von einer, mit lebhaft rothem Seidenstoffe umwundenen Filzmütze, bekleidet mit einem Rocke mit offenen, geschlitzten Aermeln, mit goldgestickter Weste und langen Beinkleidern, die ihm über die Knöchel herabfielen, die Taille umwunden von einem Wollenshawl, an dem sich ein ganzes Magazin von Dolchen Pistolen und Yatagans befand – bot er einen wirklich erschrecklichen Anblick.
    Meister Kidros sprach zu ihm auch nur mit größter Ehrerbietung und etwa in der ängstlichen Art und Weise eines Mannes, der gezwungen wäre, vor der Mündung einer mit Kartätschen geladenen Kanone eine Rede zu halten.
    »Ja, Seigneur Yanar, sagte eben Kidros, jedes Wort mit besonders bezeichnender Geste begleitend, ich wiederhole Ihnen, daß der Richter noch heute Abends hier sein muß, und daß er morgen in aller Frühe die Untersuchung vornehmen wird.
    – Meister Kidros, antwortete Yanar, Sie sind der Verwalter dieser Karawanserai, und Allah soll Sie erdrosseln, wenn Sie nicht darauf halten, daß die Reisenden hier in Sicherheit sind.
    – Gewiß, Seigneur Yanar, gewiß!
    – Nun, vergangene Nacht sind Uebelthäter, Diebe oder Andere, eingebrochen… haben die Frechheit gehabt, in das Zimmer meiner Schwester, der edlen Sarabul, einzudringen!«
    Yanar wies dabei auf eine der offenen Thüren in der Mauer, welche den Hofraum zur rechten Hand abschloß.
    »Die Schurken! rief Kidros.
    – Und wir werden die Karawanserai nicht eher verlassen, erklärte Yanar, bis sie entdeckt, dingfest gemacht, verurtheilt und gehangen worden sind!«
    Ob wirklich ein Diebstahlsversuch in der vergangenen Nacht gemacht worden sei, davon schien Meister Kidros nicht so vollständig überzeugt zu sein. Gewiß war nur, daß die noch ungetröstete Witwe aus einer oder der anderen Ursache wach geworden und ganz außer sich mit großem Geschrei, nach ihrem Bruder rufend, aus dem Zimmer gestürzt war, daß sie die ganze Karawanserai in Aufruhr gebracht, und daß die Uebelthäter, wenn es überhaupt solche gab, spurlos entwischt waren.
    Was auch an der Sache sein mochte, jedenfalls legte sich Scarpante, dem kein Wort dieses Gesprächs entgangen, sofort die Frage vor, welchen Vortheil er vielleicht aus dem Vorkommniß ziehen könne.
    »Und wir sind Kurden, fuhr der Seigneur Yanar fort, während er sich möglichst in die Brust warf, um diesem Worte das größte Gewicht zu verleihen, wir sind Kurden von Mossul, Kurden aus der prächtigen Hauptstadt Kurdistans, und werden niemals zugeben, daß irgend einem Kurden ein Schaden zugefügt werde, ohne von der Gerechtigkeit volle Entschädigung zu verlangen.
    – Doch von welchem Schaden sprechen Sie, Seigneur? wagte Meister Kidros zu fragen, während er aus Klugheit schon einige Schritte zurückwich.
    Von welchem Schaden? rief Yanar.
    – Ja… Seigneur!… Unzweifelhaft haben Uebelthäter sich erfrecht, in das Zimmer Ihrer edlen Schwester einzudringen, eigentlich aber haben sie doch nichts geraubt…
    – Nichts!… antwortete der Seigneur Yanar, nichts… allerdings, aber nur in Folge des muthigen Auftretens meiner Schwester. Sie versteht auch ebenso geschickt mit einer Pistole wie mit dem Yatagan umzugehen.
    – Und außerdem, fuhr Meister Kidros fort, haben die Uebelthäter, sie mögen

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