Keraban Der Starrkopf
Karawanserai zu verlassen.
– Ja, versicherte Yarhud, das ist Ahmet, seine Verlobte, deren Dienerin, die beiden männlichen Diener…
– Vorsichtig! Vorsichtig! mahnte Scarpante, der Yarhud ein Zeichen gab, sich zu verbergen.
– Und Sie können schon die Stimme des Seigneur Keraban hören? fuhr der maltesische Capitän fort.
– Keraban?…« rief Saffar verwundert.
Damit stürzte er auf das Thor zu.
»Was haben Sie denn, Seigneur Saffar? fragte Scarpante ganz überrascht, warum erregte Sie der Name Keraban so sehr?
– Er!… Ja, das ist er!… Das ist der Reisende, den ich schon an der kaukasischen Eisenbahn getroffen… der mir Widerstand leisten und meine Pferde nicht vorwärts gehen lassen wollte!
– Er kennt Sie also?
– Ja… es würde mir nicht schwer werden, hier jenen Streit wieder aufzunehmen… ihn fest zu halten…
– Damit würde der Neffe noch nicht gehalten sein, meinte Scarpante.
– Des Neffen würde ich mich ebenso zu entledigen wissen, wie des Onkels.
– Nein, nein, keinen Streit… keinen Lärm! erwiderte Scarpante eindringlich. Glauben Sie mir, Seigneur Saffar, jener Keraban kann Ihre Anwesenheit nicht muthmaßen. Er darf vor Allem nicht wissen, daß Yarhud die Tochter des Banquier Selim in Ihrem Auftrage entführt hatte…. Damit wäre Alles auf’s Spiel gesetzt!
– Meinetwegen, sagte Saffar, ich ziehe mich zurück und überlasse Alles Deiner Gewandtheit, Scarpante! Aber daß Du zum Ziele kommst!
– Ich komme zum Ziel, Seigneur Saffar, wenn Sie mich frei handeln lassen. Kehren Sie noch heut’ Abend nach Trapezunt zurück…
– Ich werde zurückkehren.
– Auch Du, Yarhud, verläßt sofort die Karawanserai, fuhr Scarpante fort. Du bist bekannt und darfst hier nicht wieder erkannt werden.
– Da sind sie schon! sagte Yarhud.
– Verlaßt mich… laßt mich allein! rief Scarpante, indem er den Capitän der »Guidare« zurückschob.
– Wie sollen wir aber verschwinden, ohne von den Leuten da gesehen zu werden? fragte Saffar.
– Hier durch!« antwortete Scarpante und öffnete eine, links in der Mauer angebrachte kleinere Thür, welche nach dem Freien hinausführte.
Der Seigneur Saffar und der maltesische Capitän schlüpften sofort hinaus.
»Es war hohe Zeit, sagte Scarpante für sich, und nun heißt’s Augen und Ohren offen halten!«
Siebentes Capitel.
In welchem der Richter von Trapezunt in sehr erfinderischer Weise zu seiner Untersuchung vorschreitet.
Nach Zurücklassung der Araba und der Reit-und Zugthiere in den außerhalb gelegenen Ställen waren der Seigneur Keraban und seine Begleiter eben in die Karawanserai eingetreten. Meister Kidros begleitete sie mit vielen Verbeugungen und stellte die angezündete Laterne, die im Innern des Hofes eine nur sehr geringe Helligkeit verbreitete, in eine Ecke.
»Ja wohl, Seigneur, wiederholte Kidros mit tiefer Verbeugung, treten Sie ein! – Bitte, treten Sie ein. Das ist hier die Karawanserai von Rissar.
– Und wir befinden uns nur noch zwei Lieues von Trapezunt? fragte der Seigneur Keraban.
– Zwei Lieues, nicht mehr!
– Gut. Daß indessen ordentlich für unsere Pferde gesorgt wird. Wir brauchen sie morgen bei Tagesanbruch wieder,« schloß Seigneur Keraban seine Unterredung.
Damit wendete er sich zu Ahmet, der eben Amasia nach einer Bank geleitete, wo sie sich neben Nedjeb niedersetzte.
Der Seigneur Saffar und der maltesische Capitän schlüpften sofort hinaus. (S. 295.)
»Da seh’ Einer! rief er im Tone heit’rer Laune. Seit mein Herr Neffe diese Kleine wiedergefunden, beschäftigt er sich nur noch mit ihr allein, und ich bin genöthigt, von Ort zu Ort für unser Fortkommen zu sorgen.
– Das ist auch ganz natürlich, Seigneur Keraban, wozu diente denn sonst ein Onkel? bemerkte Nedjeb.
– Es soll Niemand Ursache haben, sich über mich zu beklagen, sagte Ahmet lächelnd.
– Auch nicht über mich, fügte das junge Mädchen hinzu.
– O, ich beklage mich auch über Keinen… nicht einmal über den braven Van Mitten, der doch den Gedanken… ja, den unverzeihlichen Gedanken gefaßt hatte, mich unterwegs zu verlassen.
Meister Kidros begleitete sie. (S. 295.)
– Bitte, sprechen wir davon nicht mehr, meldete sich Van Mitten, weder jetzt noch jemals.
– Bei Mohammed! rief der Seigneur Keraban, warum nicht davon sprechen? So ein kleines Wortgeplänkel über diesen Gegenstand… oder über jeden beliebigen andern, das brächte uns das Blut gut in Fluß.
– Ich glaubte, lieber Onkel,
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