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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Granatagraffen des Gürtels, die Filigrannadeln in Form einer indischen
     

    Ein Haman zeigte Ahmet das Telegraphenbureau. (S 323.)
     
    Palme, und das strahlende, doppelreihige Halsgeschmeide, diese »Guerdanlicks« und
à jour
gefaßten Achaten, auf deren jedem der Name eines Iman eingravirt war. Nein, eine schönere Braut hatte man noch nicht durch die Straßen von Trapezunt wandeln sehen, und bei der heutigen Gelegenheit hätten sie ebenfalls mit einem Purpurteppich belegt sein können, wie seiner Zeit bei der Geburt des Constantin Porphyrogenetes.
    Doch wenn die edle Sarabul prächtig erschien, so sah der Seigneur Van Mitten großartig aus, und sein Freund Keraban überhäufte ihn denn auch mit
     

    Der Iman sprach ein einfaches Gebet. (S. 331.)
     
    Complimenten, die von Seiten eines Altgläubigen, der noch der orientalischen Tracht treu geblieben, nicht ironisch gemeint sein konnten.
    Man mußte übrigens zugeben, daß jenes Costüm Van Mitten einen martialischen Anstrich verlieh, ein stolzeres Ansehen, eine vortheilhaftere Physiognomie; so etwas Wildes, was zu seinem Rotterdamer Kaufmannstemperament allerdings verzweifelt wenig paßte. Wie hätte es auch anders sein können, mit dem leichten Musselinmantel mit Baumwollen-Applicationen, mit dem langen Beinkleide aus rothem Atlas, das sich in den sporenbesetzten Stiefeln verlor, welche selbst wieder in den tausend Fältchen ihrer Schäfte mit Goldfäden durchnäht waren; mit dem vorne offenen Rocke, dessen Aermel bis zur Erde herabfielen; mit dem Fez und seinem »Yeminis«-Schmucke, und endlich mit dem »Puskul«, dessen gewaltiger Durchmesser auf den hohen Rang hinwies, den der Gatte der edlen Sarabul in Kurdistan einst einnehmen sollte.
    Der große Bazar von Trapezunt hatte diese ganze Ausstattung geliefert, welche, wenn sie ihm auf den Leib gearbeitet worden wäre, Van Mitten nicht eleganter hätte kleiden können. Von dorther waren auch die herrlichen Waffen, von denen der Verlobte ein ganzes Arsenal in der gestickten und benähten Schärpe trug: Damascenerdolche mit grüner Jaspisscheide und doppelter Schneide; Pistolen mit silbernem Schafte, ein Säbel mit kurzer Klinge, dessen Schneide Sägezähne bildete und dessen Handgriff aus getriebenem Silber gearbeitet und reich ciselirt war; endlich ein Stoßdegen aus Stahl mit halberhabenen Verzierungen, der in eine gebogene Spitze, fast wie die alten Sicheln, ausging.
    O, Kurdistan konnte der Türkei ohne Scheu den Krieg erklären! Solche Kämpfer vermochten die Armeen des Padischah doch niemals zu überwinden. Armer Van Mitten! Wer hätte vorausgesetzt, daß Du Dich noch einmal in eine solche Tracht werfen solltest? Glücklicher Weise, sagte der Seigneur Keraban das immer, und diesem nachfolgend auch Ahmet, Ahmet nachahmend auch Amasia und Nedjeb und sagten überhaupt Alle, mit Ausnahme Brunos:
    »Bah, ‘s ist doch nur zum Spaße!«
    Die eigentliche Verlobung wurde in würdevollster Weise gefeiert. Außer daß der Bräutigam von seinem schrecklichen Schwager und dessen nicht minder schrecklichen Schwester etwas kalt gefunden wurde, verlief Alles nach Wunsch.
    In Trapezunt fehlte es nicht an richterlichen Beamten, welche es sich zur Ehre angerechnet hätten, diesen Ehecontract abzuschließen – um so mehr, als das nicht ohne einigen Profit für sie abging – man beauftragte aber den Richter, dessen Weisheit sich bei dem Vorfalle in der Karawanserai von Rissar in so glänzendem Lichte gezeigt hatte, mit dieser ehrenvollen Thätigkeit und der damit verbundenen Beglückwünschung der zukünftigen Ehegatten.
    Nach Unterzeichnung des Vertrags begaben sich unter ungeheurem Volkszulauf die beiden Verlobten nebst Gefolge dann nach der geschlossenen Stadt in eine Moschee, eine frühere byzantinische Kirche, deren Mauern mit schönen Mosaikarbeiten geschmückt sind. Hier ertönten kurdische Gesänge, welche ausdrucksvoller, melodischer und durch Klangfarbe und Rhythmus künstlerischer sind, als die türkischen und armenischen Gesänge. Einige, durch ihre Sonorität mehr ein einfaches metallisches Getöse erzeugende Instrumente vereinigten sich, übertönt von den scharfen Klängen kleiner Flöten, mit dem eigenartigen Concert für diese Gelegenheit besonders ausgewählter frischer Stimmen.
    Darauf sprach der Iman ein einfaches Gebet, und Van Mitten war nun verlobt, verlobt nach Recht und Gebrauch, wie der Seigneur Keraban – nicht ohne seine eigenen Hintergedanken – der edlen Sarabul gegenüber sich

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