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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und Alle folgten dem Wagen nach, dessen unförmige Masse in der tiefen Dunkelheit kaum noch zu erkennen war.
    Um nicht zu stürzen, mußte man hier auch mit großer Vorsicht hingehen. Die da und dort sehr unebene Straße bot dem Fuße keinen sicheren Stützpunkt. Nach Osten zu stieg sie allmählich an. Zum Glücke wurde die gasgeschwängerte Atmosphäre von keinem Windhauch bewegt. So stiegen die Dünste gerade in die Höhe, statt auf die Reisenden herabzufallen, und diese wurden weit weniger belästigt.
    Sie gingen immer in kurzen Schritten wohl eine halbe Stunde weiter. Voran wieherten die Pferde und schlugen häufig aus; der Kutscher hatte Mühe, sie zu halten. Die Radachsen knarrten, wenn die Räder sich in einem ausgefahrenen Geleise bewegten. Der Wagen war jedoch solid gebaut, wie der Leser weiß, und hatte schon in den Sümpfen der unteren Donau hinreichende Proben abgelegt.
    Noch eine Viertelstunde, und die Gegend der Eruptionshügel mußte überschritten sein.
    Plötzlich leuchtete es zur Linken des Wagens hell auf. Einer der Hügel hatte sich entzündet und es schoß eine intensive Flamme in die Höhe. Die Steppe wurde davon auf die Entfernung einer Werst erleuchtet.
    »Es raucht also doch Jemand!« rief Ahmet, der ein wenig vor den Anderen ging, und jetzt besorgt umkehrte.
    Niemand rauchte.
    Da hörte man von weiter Ferne den Kutscher laut rufen; er klatschte dazu laut mit der Peitsche. Das Gespann war nicht mehr zu regieren. Erschrocken gingen die Pferde durch und der Wagen wurde mit rasender Schnelligkeit mit fortgerissen.
     

    Alle gingen hinter der im Schritt weiterfahrenden Chaise her. (S. 173.)
     
    Alle waren stehen geblieben. Die Steppe bot bei der tiefdunklen Nacht einen entsetzenerregenden Anblick.
    Die aus dem ersten Hügel hervorbrechenden Flammen hatten sich schon andern in ihrer Nachbarschaft mitgetheilt. Nun entstand eine Explosion nach der andern und es krachte durcheinander wie die Batterie eines Feuerwerks, dessen funkelnde Garben sich kreuzen.
    Jetzt lag die ganze Gegend in glänzender Illumination und man erkannte Hunderte großer feuerspeiender Bodenerhebungen, deren Gase inmitten des Auswurfs von schlammigen Massen brannten, die einen mit dem düsteren Schein des Petroleums, die anderen verschieden gefärbt durch die Gegenwart von Schwefel, Feuerstein und kohlensaurem Eisen.
    Gleichzeitig hörte man ein dumpfes Grollen im Mergel des Erdbodens. Würde sich vielleicht gar die Erde aufthun und unter dem Hochdrucke eruptiver Stoffe sich in einen Krater verwandeln?
    Hier drohte eine entsetzliche Gefahr. Unwillkürlich hatten Seigneur Keraban und seine Gefährten sich von einander entfernt, um wenigstens nicht Alle zusammen verschlungen zu werden, aber es durfte Niemand stehen bleiben, sondern Alle mußten schnell weiter eilen, da es von Wichtigkeit war, diese gefährliche Zone bald im Rücken zu haben Die jetzt gut erleuchtete Straße schien leicht gangbar und verlief in mannigfachen Windungen durch die in Brand stehende Steppe.
     

    Die Straße verlief durch die in Brand stehende Steppe. (S. 177.)
     
    »Vorwärts! Vorwärts!« drängte Ahmet.
    Niemand antwortete, aber Alle gehorchten dem Rufe. Jeder eilte in der Richtung des vorausgefahrenen Wagens diesem nach, obgleich man ihn nicht mehr sehen konnte. Jenseits des Horizonts schien auf der Steppe wieder nächtliches Dunkel zu herrschen. Dort lag offenbar die Grenze der Hügelregion, über welche man hinauskommen mußte.
    Plötzlich donnerte eine heftige Explosion auf der Straße selbst auf. Aus einem sehr großen Hügel schoß ein Feuerstrahl empor, unter dem der Erdboden einen Augenblick lebhaft zitterte.
    Keraban wurde umgeworfen und man sah, wie er sich durch die Flammen arbeitete. Wenn er sich nicht erheben konnte, war’s um ihn geschehen.
    Mit einem Schrei eilte Ahmet seinem Onkel zu Hilfe. Er packte ihn, noch ehe das lodernde Gas ihn hatte fassen können. Halb erstickt durch die Ausströmung von Wasserstoffgas, schleppte er ihn mit sich fort.
    »O, lieber Onkel!« rief er.
    Nachdem sie ihn an einen sicheren Ort gebracht, versuchten Van Mitten, Bruno und Nizib ihm etwas Luft in die Lungen zu treiben.
    Endlich ließ sich ein Brum! Brum! von guter Vorbedeutung vernehmen. Die Brust des soliden Keraban begann sich in beschleunigtem Tempo zu senken und zu heben, um das verderbliche Gas auszutreiben.
    Dann athmete er tief auf, kam wieder zur Besinnung und zum Leben, und seine ersten Worte lauteten:
    »Wagst Du es noch immer zu

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