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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Race, welche jetzt Europa und Asien bevölkert, aus diesem halb europäischen und halb asiatischen Lande hervorgegangen. Bekanntlich wurde dieselbe deshalb ja auch die kaukasische Race genannt.
    Drei große Straßen überschreiten diesen ungeheuren Bergwall, den die Gipfel des Chat-Elbrus von viertausend Meter, des Kazbek von viertausendfünfhundert Meter – der Höhe des Mont-Blanc – und des Elbrus, von fünftausendsechshundert Meter, beherrschen.
    Die erste dieser, in strategischer und commercieller Hinsicht doppelt wichtigen Straßen verläuft von Taman nach Poti längs der Küste des Schwarzen Meeres; die zweite von Mosdok nach Tiflis über den Pas des Darial; die dritte von Kizliar nach Baku über Derbend.
    Es versteht sich von selbst, daß der Seigneur Keraban in Uebereinstimmung mit seinem Neffen von diesen drei Straßen die erste wählte. Was hätte es genützt, sich in die Irrgänge des Kaukasus zu begeben und große Schwierigkeiten, in deren Folge aber Verzögerungen zu erfahren? Ein Weg führt bis zum Hafen von Poti, und Städtchen und; Dörfer fehlen am Ufer des Schwarzen Meeres nirgends.
    Wohl gab es auch die Eisenbahn von Rostow nach Vladi, ferner die von Tiflis nach Poti, welche man nach einander hätte benützen können, da ihre Endpunkte höchstens hundert Werst auseinanderliegen. Ahmet vermied aber vorsorglich, diese Beförderungsweise in Vorschlag zu bringen, auf die sein Onkel bekanntlich nicht gut zu sprechen war, als es sich vorher um die Eisenbahnen von Tauris und die vom Chersones handelte.
    Da also Alles übereinstimmte, verließ der Wagen, der unzerstörbare Wagen, an dem nur wenige leichte Reparaturen vorgenommen wurden, am Morgen des 7. September die Stadt Rajewskaja und rollte auf der Straße längs des Ufers hin.
    Ahmet war entschlossen, mit größter Schnelligkeit zu reisen. Nur vierundzwanzig Tage blieben ihm noch für die ganze weitere Wegstrecke übrig, wenn er Scutari zur festgesetzten Zeit erreichen wollte. In diesem Punkte stimmte auch sein Onkel mit ihm überein. Van Mitten hätte es jedenfalls vorgezogen, gemächlich zu reisen, dauernde Eindrücke in sich aufzunehmen und nicht gezwungen zu sein, schon nach so kurzer Zeit einzutreffen. Van Mitten wurde aber um seine Meinung nicht gefragt. Er war nur als Tischgenosse zu seinem Freunde Keraban eingeladen, nichts weiter, und man führte ihn eben nach Scutari. Was konnte er mehr verlangen?
    Zur Beruhigung seines Gewissens glaubte Bruno jedoch, als sie das russische Kaukasien betraten, ihm einige Vorstellungen machen zu sollen.
    Nachdem der Holländer ihn angehört, fragte er, was dabei eigentlich seine Gedanken seien.
    »Nun. Mynheer, sagte Bruno, warum sollten wir den Seigneur Keraban und den Seigneur Ahmet nicht ohne Ruh’ und Rast längs der Küste des Schwarzen Meeres allein reisen lassen?
    – Sie verlassen, Bruno? hatte Van Mitten geantwortet.
    – Ja, sie verlassen, Mynheer; sie verlassen, nachdem wir ihnen glücklich Reise gewünscht haben.
    – Und hier bleiben?
    – Ja, freilich, hier bleiben, um mit Gemüthlichkeit den Kaukasus zu besuchen, da ein Unstern uns einmal hierher geführt hat. Ich denke, wir sind hier nicht weniger als in Constantinopel sicher davor, von Madame Van…
    – Sprich diesen Namen nicht aus, Bruno!
    – Ich werde ihn verschweigen, Mynheer, um Ihnen gefällig zu sein. Doch ihr allein danken wir, in ein solches Abenteuer gerissen zu sein. Tag und Nacht im Postwagen fahren, auf die Gefahr hin, im Sumpfe stecken zu bleiben oder in brennenden Feldern geröstet zu werden, offen gestanden, das ist zu viel, das ist zu viel! Ich schlage Ihnen keineswegs vor, sich darüber mit Seigneur Keraban in eine Unterhandlung einzulassen – denn Sie müssen ihm doch unterliegen – aber ihn ganz ruhig seines Weges ziehen zu lassen und ihm nur in aller Freundschaft anzukündigen, daß Sie ihn in Constantinopel wieder treffen würden, so bald es Ihnen einmal beliebte, dahin zurückzukehren.
    – Das wäre nicht passend, erwiderte Van Mitten.
    – Es wäre aber weise, versetzte Bruno.
    – Du hast Dich wohl so schwer zu beklagen?
    – Nun ich dächte! Und überdies – ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist – fange ich an abzumagern.
    – Nicht besonders, Bruno, nicht auffallend!
    – Doch, ich fühl’ es ja! Wenn ich eine solche Lebensweise weiter führe, bin ich nächstens zum Skelet heruntergekommen.
    – Hast Du Dich gewogen, Bruno?
    – Ich wollte mich in Constantinopol wiegen lassen, antwortete Bruno,

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