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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ansehnlicher Corpulenz zu werden!«
    Van Mitten ergriff den Arm Brunos, der schon gegen diese sehr zur Unzeit angebrachte Corpulenz ankämpfen wollte, und Bruno schwieg still. Die Araba kam inzwischen ziemlich schnell vorwärts. Ohne das Schütteln des Gefährts, welches kräftige Stöße veranlaßte, die sich in mehr unangenehme als schmerzhafte Contusionen übersetzten, wäre gegen die Weiterbeförderung nicht viel einzuwenden gewesen.
    Die Straße war auch nicht ganz öde. Verschiedene Lasen belebten dieselbe, die von den Abhängen der Pontischen Alpen zum Verkauf oder Zwecks des Vertriebs ihrer Waaren herabkamen. Wäre Van Mitten nicht gar so sehr von seiner Interpellation eingenommen gewesen, so hätte er sein Reiseskizzenbuch mit Notizen über den Unterschied der Tracht der Kaukasier und der Lasen bereichern können. Hier tritt eine Art phrygischer Mütze, deren Bänder um den Kopf gewunden werden, an die Stelle georgischer Kopfbedeckung.

     
    »Also sollen wir da hinein kriechen?« (S. 229.)
     
    Auf der Brust der großen, wohlgebauten, weißhäutigen, eleganten und behenden Bewohner prangen die beiden, gleich den Pfeifen einer Panflöte angeordneten Patronenhülsentaschen, und ein Dolch mit langer Klinge, der an dem kupferbeschlagenen Gürtel hängt, vervollständigt ihre gewöhnliche Bewaffnung. Auch einige Esel trotteten die Straße entlang und brachten nach den Küstenortschaften Früchte und Felderzeugnisse aller Art, wie sie in der mittleren Bergzone gedeihen.
    Mit einem Worte, wäre die Witterung verläßlicher und der Himmel weniger drohend gewesen, so hätten die Reisenden sich, selbst unter den jetzigen Verhältnissen, über ihre Fahrt nicht besonders zu beklagen gehabt.
    Um elf Uhr Morgens gelangten sie nach Witse, dem Pyxites der Alten, dessen griechischer Name-Buchsbaum«, durch das hier so reichliche Vorkommen dieser Pflanze gerechtfertigt erscheint. Hier frühstückte man ein wenig – etwas zu wenig, nach der Ansicht des Seigneur Keraban – denn dieser ließ heute ein Grollen von unheimlicher Vorbedeutung hören.
    Van Mitten fand also noch immer keine günstige Gelegenheit, ihm mit wenigen Worten sein Anliegen vorzubringen. Als sie wieder abfahren wollten nahm ihn denn auch Bruno zur Seite.
    »Nun, Mynheer? fragte er.
    – Gewiß, Bruno, in der nächsten Ortschaft.
    – Wie?
    – Ja, ja, in Artachan!«
    Halb außer sich vor Schwachheit kroch Bruno murrend in eine Ecke der Araba, während sein Herr mit großem Interesse die romantische Umgebung betrachtete, in der sich holländische Sauberkeit mit der Schönheit italienischer Landschaften vermischte.
     

    Die Straße war auch nicht ganz öde. (S. 231.)
     
    In Artachan ging es ebenso wie in Witse und in Archawa. Um drei Uhr wurden die Pferde gewechselt, um vier Uhr fuhr man weiter. In Folge einer sehr ernsthaften Mahnung Brunos, der ihn nicht länger zaudern lassen wollte, entschloß sich nun aber sein Herr, vor der Ankunft in Atina, wo die Nacht zugebracht werden sollte, die ihm längst auf den Lippen schwebende Frage zu stellen.
    Bis nach diesem Dorfe waren fünf Lieues zurückzulegen, womit die Fahrtlänge des heutigen Tages volle fünfzehn Lieues erreichte. In der That war das für einen einfachen Karren recht anerkennenswerth. Der jetzt in nächster Zeit drohende Regen mußte diese Schnelligkeit freilich vermindern, da er den Zustand der Straße jedenfalls verschlechterte.
    Nicht ohne Unruhe sah Ahmet sich die Periode der schlechteren Witterung so beharrlich anzeigen. In der Entfernung stiegen Gewitterwolken empor. Die schwüle Atmosphäre erschwerte schon das Athmen. Höchst wahrscheinlich mußte am Abend oder in der Nacht auf dem Meere ein Unwetter losbrechen. Mit dem ersten Donnerschlage würde dann auch die, von den elektrischen Entladungen aufgeregte Luft von furchtbaren Stürmen gepeitscht werden, und diese Stürme endlich mußten offenbar einen heftigen Niederschlag der angesammelten Dunstmassen zur Folge haben.
    Mehr als drei Insassen konnte nun die Araba unmöglich aufnehmen. Weder Ahmet noch Nizib durften hoffen, unter der Plache derselben, welche einem wüthenden Sturme vielleicht selbst nicht Widerstand leisten konnte, Zuflucht zu finden. Den Reitern sowohl wie den Anderen mußte daran gelegen sein, das nächste Dorf zu erreichen.
    Zwei-oder dreimal steckte der Seigneur Keraban auch den Kopf zum Wagen hinaus und besichtigte den Himmel, der sich immer mehr und mehr bedeckte.
    »Schlecht Wetter im Anzuge, bemerkte er.
    – Ja,

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