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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Küstendienst längs Kleinasien versieht.
    – Den Küstendienst Kleinasiens? rief Keraban. Folgt unsere Reise nicht demselben Küstengebiet?
    – Ganz recht, lieber Onkel.
    – Nun, dieser Schurke Saffar, antwortete Keraban, wird mir also noch einmal in den Weg kommen,
Vallah-billah tielah!
Weh’ ihm!«
     

    Das war der Seigneur Keraban (S. 220.)
     
    Nachdem er diese Formel, welche »der Eid Gottes« ist, ausgesprochen, konnte der Seigneur Keraban wohl nichts Schrecklicheres mehr sagen; er schwieg.
    Wie sollte aber nun, da kein Wagen mehr zur Hand war, die Reise fortgesetzt werden? Den ganzen Weg zu Pferde zurückzulegen, das konnte dem Seigneur Keraban nicht im Ernste vorgeschlagen werden. Seine Corpulenz, machte das unausführbar.
     

    Keraban wendete sich zurück und ballte die Faust gegen die Kosaken. (S. 225.)
     
    Wenn er von einem Pferde hätte leiden müssen, so mußte gewiß das Pferd noch mehr von ihm leiden. Es wurde also beschlossen, sich nach Choppa, dem nächstgelegenen Dorfe, zu begeben. Bis dahin waren es nur wenige Werst, die Keraban zu Fuße überwinden wollte – Bruno aber auch, denn er war von dem Ritt so gerädert, daß er sein Thier unmöglich wieder besteigen konnte.
    »Nun, und das Geldanlehen, welches Sie anbringen wollten?… sagte er zu seinem Herrn, den er etwas zur Seite genommen hatte.
    – In Choppa!« tröstete ihn Van Mitten.
    Dieser sah nicht ohne einige Unruhe den Augenblick herannahen, wo er fast gezwungen war, diese delicate Frage zu berühren.
    Wenige Minuten später begaben sich die Reisenden die Straße hinab, welche neben dem Ufer von Lasistan verläuft.
    Zum letzten Male wendete sich der Seigneur Keraban, ihnen die Faust zeigend, zurück zu den Kosaken, die ihn so unhöflich in den Wagen gesteckt – ihn… in einen Eisenbahnwagen, und bei einer Wendung der Küste verlor er die Grenze des russischen Reiches aus den Augen.
Zweites Capitel.
In welchem Van Mitten sich entschließt, dem Drängen Brunos nachzugeben, und was daraus entsteht.
    »Ein sonderbares Land! schrieb Van Mitten in sein Notizbuch, in dem er einige flüchtig aufgefaßte Eindrücke notirte. Die Frauen bestellen das Land und schleppen Lasten, während die Männer Hanf hecheln und Wolle spinnen!«
    Der gute Holländer täuschte sich damit nicht. So ist es noch heute Sitte in der entlegenen Provinz Lasistan, mit welcher der zweite Theil der Reise anging.
    Es ist ein noch wenig bekanntes Land, jenes Gebiet, welches mit der kaukasischen Grenze beginnt, der Theil des türkischen Armeniens, der zwischen dem Charchut-und Tschorockthale einerseits, und der Küste des Schwarzen Meeres andererseits liegt. Seit Th. Deyrottes haben nur wenige Reisende jene Districte des Paschaliks Trapezunt besucht und sich in deren mittelhohen Gebirgen verirrt, deren Kämme sich bis zum See von Van vielfach verschlingen und die Hauptstadt Armeniens, Erzerum, den größten Ort des Vilajets, das über eine Million Einwohner zählt, einschließen.
    Dieser Landstrich hat wichtige geschichtliche Ereignisse erlebt. Von den Höhen herab, auf denen beide Zweige des Euphrat ihre Quellen haben, zog Xenophon mit seinen Zehntausend gegen die Heersäulen des Artaxerxes Mnemon bis zum Ufer des Phasis. Dieser Phasis ist nicht der Rion, welcher in Poti mündet; das ist vielmehr der Kur, der aus kaukasischem Gebiete herabrinnt, und er verläuft nur unsern jenem Lasistan, durch welches der Seigneur Keraban eben mit seinen Leuten ziehen wollte.
    O, wenn Van Mitten Zeit gehabt hätte, welch’ kostbare Beobachtungen würde er ohne Zweifel gemacht haben, wo Xenophon der Heerführer, Geschichtsschreiber und Philosoph den Taoquen und Chalyben beim Hervorbrechen aus dem Lande der Karduquen eine Schlacht lieferte, und wo der Berg Chenium liegt, von dem aus die Griechen die so oft ersehnten Flotten des Pontus Euxinus mit Jubelruf begrüßten!
    Van Mitten fand aber keine Zeit, etwas zu sehen, keine Muße zu Studien, oder vielmehr man ließ ihm keine dazu. Und da kam auch Bruno auf sein Anliegen zurück und stachelte seinen Herrn an, von Keraban so viel zu leihen, als sie brauchten, um sich von ihm trennen zu können.
    »In Choppa!« erwiderte Van Mitten vertröstend.
    Man begab sich also auf Choppa zu. Würde sich aber dort ein Beförderungsmittel finden, ein Gefährt, welches nur einigermaßen im Stande war, den an der Eisenbahn von Poti zertrümmerten Reisewagen zu ersetzen?
    Das war denn doch ein sehr ernsthaftes Ding. Noch hatte man gegen

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