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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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konnte jetzt aber nicht zurückweichen, vorzüglich, da Keraban ihn stirnrunzelnd direct weiter ausfragte.
    »Was haben Sie denn, Van Mitten? Es sieht ja aus, als ob Sie irgend welche Hintergedanken hegten?
    – Ich?
    – Ja, Sie! So erklären Sie sich doch deutlich! Ich liebe die Leute nicht, welche nur eine sauertöpfige Miene machen, ohne sich auszusprechen.
    – Ich? Eine sauertöpfige Miene machen?
    – Haben Sie mir etwas vorzuwerfen? Führe ich Sie nicht nach Scutari, da ich Sie dorthin zum Abendessen einlud? War es mein Fehler, daß unser Reisewagen durch die verwünschte Eisenbahn zertrümmert wurde?«
    Gewiß war es sein Fehler, nur seiner! Der Holländer hütete sich jedoch weislich, ihm das entgegen zu halten.
    »Ist es mein Fehler, wenn uns jetzt schlechtes Wetter droht, und wir nur eine Araba als einziges Beförderungsmittel haben? Nun, heraus mit der Sprache!«
    Van Mitten wußte in seiner Verlegenheit gar nicht, was er antworten sollte. Er begnügte sich also, seinen wenig geduldigen Gefährten zu fragen, ob er in Atina oder vielleicht in Trapezunt bleiben wolle, im Fall das schlechte Wetter die Reise zu schwierig mache.
    »Schwierig heißt doch nicht unmöglich, nicht wahr? antwortete Keraban; und da ich am Ende des Monats in Scutari eintreffen muß, werden wir eben unseren Weg fortsetzen, und wenn sich alle Elemente dagegen verschwören sollten.«
    Van Mitten raffte allen seinen Muth zusammen und brachte nicht ohne sichtliches Zögern seinen berühmten Vorschlag an.
    »Gut, Freund Keraban, sagte er, wenn Sie das auch nicht allzusehr belästigt, so möcht’ ich doch für Bruno und mich um die Erlaubniß bitten… ja, um die Erlaubniß, in Atina zurückbleiben zu dürfen.
    – Sie verlangen von mir die Erlaubniß, in Atina zu bleiben? herrschte ihn Keraban, jede Silbe betonend, an.
    – Ja… die Erlaubniß… die Ermächtigung… denn ich möchte nichts ohne ihre Zustimmung thun… Sie zu… zu…
    – Mich zu verlassen, nicht wahr?
    – Ja, zeitweilig, nur ganz zeitweilig! beeilte sich Van Mitten hinzuzusetzen. Wir sind höchst erschöpft, Bruno und ich selbst. Wir würden es vorziehen, auf dem Seewege nach Constantinopel zurückzukehren… Ja… auf dem Seewege…
    – Ueber das Schwarze Meer?
    – Gewiß, Freund Keraban… O, ich weiß, daß Sie gerade das Meer nicht lieben!… Ich sage das nicht, um Ihnen zu widersprechen!… Ich begreife sehr wohl, daß es Ihnen höchst unangenehm sein würde, irgend eine Seefahrt unternehmen zu sollen!… Ich finde es auch ganz natürlich, daß Sie auf der Küstenstraße weiter fahren!… Die fortwährende Anstrengung macht mir aber diese Beförderungsweise zu peinlich… und… wenn Sie ihn recht ansehen, magert Bruno thatsächlich dabei ab!…
    – Aha,… der Bruno magert ab! sagte Keraban, ohne sich nur nach dem unglücklichen Diener umzusehen, der mit fieberischer Hand auf die an seinem reducirten Leibe schlotternde Kleidung wies.
    – Deshalb, Freund Keraban, fuhr Van Mitten fort, bitte ich Sie, uns nicht zu sehr zu zürnen, wenn wir in Atina zurückbleiben, von wo aus wir unter günstigeren Verhältnissen nach Europa zurückgelangen können. Ich wiederhole Ihnen, wir werden Sie in Constantinopel wieder treffen… oder vielmehr in Scutari… ja, in Scutari… und ich werde zur Vermählung meines jungen Freundes Ahmet gewiß nicht auf mich warten lassen!«
    Van Mitten hatte Alles ausgesprochen, was er sagen wollte. Er erwartete die Antwort des Seigneur Keraban. Würde diese in einer schweigenden Zustimmung zu einer so natürlichen Bitte bestehen, oder sollte auch sie sich in einen Zornausbruch des Starrkopfes kleiden?
    Der Holländer senkte den Kopf, ohne die Augen zu seinem schrecklichen Reisegefährten zu erheben zu wagen.
    »Van Mitten, sagte Keraban, in einem ruhigeren Tone, als man hätte erwarten sollen, Sie werden zugeben, Van Mitten, daß Ihr Vorschlag mich erstaunen machen muß, ja, daß er mich sogar reizen könnte…
    – Freund Keraban!… rief Van Mitten, der bei diesen Worten schon eine drohende Gewaltthat fürchtete.
    – Bitte, lassen Sie mich ausreden! sagte Keraban. Sie können sich wohl vorstellen, daß ich eine solche Trennung nicht ohne aufrichtiges Bedauern sehen könnte. Ich füge hinzu, daß ich mich eines derartigen Vorschlags von Seiten eines Geschäftsfreundes, mit dem ich seit dreißig Jahren in Verbindung stehe, nicht versehen hätte…
    – Keraban! warf Van Mitten bittend dazwischen.
    – Nun, bei Allah, so lassen Sie mich

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