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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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doch ausreden! rief Keraban, der die ihm nur zu natürliche Erregung nicht verbergen konnte. Alles in Allem sind Sie ja Ihr freier Herr, Van Mitten; Sie sind weder mein Verwandter, noch mein Diener. Sie sind ja nur mein Freund, und ein Freund kann sich Alles erlauben, selbst die Bande alter Freundschaft zu zerreißen!
    – Keraban!… Mein lieber Keraban!… rief Van Mitten, ganz ergriffen von einem solchen Vorwurfe.
    – Sie werden also in Atina bleiben, wenn Ihnen das beliebt, oder auch in Trapezunt, wenn Sie Trapezunt vorziehen!«
    Mit diesen Worten drückte sich Keraban in seine Ecke zurück, wie ein Mann, der nur ihm gleichgiltige Leute, nur Fremde um sich hat, welche nur der Zufall zu seinen Reisegefährten machte. – Wenn nun Bruno entzückt war über diese Wendung der Dinge, so war Van Mitten dagegen höchst bekümmert, seinem Freunde diesen Schmerz bereitet zu haben. Indeß sein Vorschlag war durchgegangen, und wenn ihm auch ein solcher Gedanke kam, schreckte er doch davor zurück, ihn wieder zurückzuziehen. Uebrigens war auch Bruno noch da.
    Nun blieb noch die Geldfrage übrig, die zu machende Anleihe, um in der Lage zu sein, entweder eine Zeit lang hier im Lande bleiben, oder die Reise unter günstigeren Verhältnissen vollenden zu können. Das konnte keine Schwierigkeiten machen. Der bedeutende Vermögensantheil an seinem Hause in Rotterdam mußte in nächster Zeit in der Bank von Constantinopel deponirt werden, und der Seigneur Keraban konnte sich für die entliehene Summe durch einen Check, den ihm der Holländer ausstellen wollte, wieder bezahlt machen.
    »Freund Keraban, begann Van Mitten nach längerem Stillschweigen, das von Niemand unterbrochen wurde.
    – Was wünschen Sie noch, mein Herr? fragte Keraban, als ob er einem ihm unbequemen Quälgeiste antwortete.
    – Wenn wir nach Atina kommen… erwiderte Van Mitten, den das Wort »mein Herr« tief innerlich getroffen hatte.
    – Nun, wenn wir nach Atina kommen, knurrte Keraban, werden wir uns trennen, das ist ja abgemacht.
    – Ja freilich… Keraban!«
    Er wagte in der That nicht, in »mein Freund Keraban« zu sagen.
     

    Keraban besichtigte den Himmel. (S. 234.)
     
    – Ja… gewiß, ich werde Sie dann auch bitten, mir einiges Geld zurückzulassen.
    – Geld! Welches Geld?
    – Eine kleine Summe, welche Sie an der Bank von Constantinopel wieder beheben können.
    – Eine kleine Summe?
    – Sie wissen, daß ich mit Ihnen fast ohne Geld abreiste… und da Sie so zuvorkommender Weise die Reisekosten auf sich nahmen…
    – Diese Kosten gehen nur mich allein an.
    – Ja, ja… ich widerspreche dem ja gar nicht…
    – Ich würde nicht zugegeben haben, daß Sie ein einziges Pfund ausgäben, fuhr Keraban fort, nicht ein einziges!
    – Wofür ich Ihnen sehr dankbar bin, erwiderte Van Mitten; heute aber habe ich kaum noch einen Para übrig, und Sie würden mich sehr verbinden…
    – Geld, um es Ihnen zu leihen, hab’ ich nicht, erwiderte Keraban trocken, es bleibt mir nur eben das nöthige zur Vollendung der Reise übrig.
    – Dennoch geben Sie mir jedenfalls…
    – Nichts, sag’ ich Ihnen!
    – Was?… platzte Bruno heraus.
    – Bruno erlaubt sich wohl gar mit hineinzureden? sagte Keraban in unheildrohendem Tone.
    – Gewiß, versetzte Bruno.
    – Schweig’, Bruno,« gebot ihm Van Mitten, der eine Verschärfung des Streites durch die Einmischung Brunos vermieden wissen wollte.
    Bruno schwieg.
     

    Die Thüre des Häuschens öffnete sich (S. 245)
     
    »Mein lieber Keraban, nahm Van Mitten das Wort, es handelt sich Alles in Allem um eine verschwindend kleine Summe, die mir nur dazu dienen soll, wenige Tage in Trapezunt zu verweilen…
    – Verschwindend oder nicht, mein Herr, entgegnete Keraban, erwarten Sie von mir absolut nichts!
    – Tausend Piaster würden hinreichen!…
    – Nicht Tausend, nicht Hundert, nicht Zehn, nicht Einen! erwiderte Keraban, der allmählig in Wuth kam.
    – Wie, gar nichts?
    – Gar nichts!
    – Ja, aber dann…
    – Dann haben Sie eben die Reise mit uns fortzusetzen, Herr Van Mitten, es wird dabei an nichts fehlen. Aber Ihnen einen Piaster, einen Para, nur einen halben Para, zu überlassen, um Sie nach Belieben umherschweifen zu lassen… niemals!
    – Niemals?
    – Niemals!«
    Die Art und Weise, wie dieses »Niemals« ausgesprochen wurde, war völlig geeignet, Van Mitten und selbst Bruno einsehen zu lassen, daß der Entschluß des Starrkopfes unerschütterlich sei. Hatte der einmal nein gesagt, so war das ebensogut

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