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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihm der Leser freundlich verzeihen möge.
    Ein massives, in zwei Zimmer mit nach dem Meere gerichteten Fenstern getheiltes Blockhaus, ein aus starken Balken errichtetes Thurmgerüst mit katoptrischem Apparate, das heißt einer Laterne mit Reflectoren, welche das Dach des ersteren um etwa sechzig Fuß überragte, das war der Pharus von Atina und sein Zubehör. Das Ganze machte also einen recht urwüchsigen Eindruck.
    Jedenfalls leistete dieses Leuchtfeuer der Schifffahrt höchst ersprießliche Dienste. Seine Einrichtung datirt erst seit wenigen Jahren. Vor dem kleinen Hafen von Atina, der viele gefährliche Stellen hat, scheiterten, bevor diese bedrohlichen Wasserstraßen des Abends erleuchtet wurden, in dieser Sackgasse des asiatischen Continents ungemein viele Schiffe. Bei heftigem Nord-oder Westwinde hat hier selbst ein Dampfer, trotz der Kraft seiner Maschine, Mühe, sich im rechten Course zu erhalten, wie viel mehr ein Segelschiff, das nur unter geschicktem Laviren gegen den Wind aufzukommen vermag.
    Im Blockhause am Fuße des Leuchtthurms hatten zwei Wächter beständige Wohnung; der erste Raum desselben diente ihnen als gemeinschaftliches Zimmer, im zweiten befanden sich die beiden Lagerstätten, welche sie nie gleichzeitig benützten, da Einer von ihnen jede Nacht wachen mußte, sowohl um das Feuer zu unterhalten, als auch um den Signaldienst zu versehen, wenn sich ein Fahrzeug ohne Lootsen in die Nähe von Atina heranwagte.
    Auf das von außen kommende Klopfen öffnete sich die Thür des Häuschens. Unter dem Drucke des heftigen Orkans stürzte – selbst ein Orkan – der Seigneur Keraban hinein, dem Ahmet, Van Mitten, Bruno und Nizib nachfolgten.
    »Was wünschen Sie? fragte einer der Wächter, dem sich sein durch das Geräusch erweckter Genosse sehr bald zugesellte.
    – Ihre Gastfreundschaft für diese Nacht, erklärte Ahmet.
    – Gastfreundschaft? erwiderte der Wächter. Wenn Sie nur Unterkunft suchen, steht unser Haus Ihnen offen.
    – Nur Unterkunst, um den Tag abzuwarten, antwortete Keraban, und vielleicht etwas, unseren Hunger zu stillen.
    – Recht gern, erwiderte der Wächter, Sie würden aber in jedem Gasthofe von Atina besser aufgehoben gewesen sein.
    – Wie weit ist es noch bis nach dem Orte? fragte Van Mitten.
    – Ungefähr eine halbe Lieue vom Leuchtthurm, im Rücken der Uferklippen, belehrte ihn der Wächter.
    – Eine halbe Lieue bei solch’ entsetzlichem Wetter zu fahren! rief Keraban. Nein, meine wackeren Leute, nein!… Hier sind ja Bänke, auf denen wir die Nacht verbringen können… Wenn unsere Araba und die Pferde hinter Eurem Häuschen einigen Schutz finden können, so haben wir Alles, was wir brauchen… Morgen mit Tagesanbruch begeben wir uns nach dem Orte hinein und dann helfe uns Allah, dort ein bequemeres Fuhrwerk zu finden…
    – Und vorzüglich ein schnelleres, setzte Ahmet hinzu.
    – Und eines, welches nicht so stößt, brummte Bruno zwischen den Zähnen hinein.
    –… als diese Araba, der immerhin nichts Schlechtes nachzusagen ist… vollendete Keraban seinen Satz, während er dem boshaften Diener Van Mitten’s einen nicht besonders freundlichen Blick zusandte.
    – Seigneur, sagte der Wächter, ich wiederhole, daß unsere Wohnung zu Ihrer Verfügung steht. Hier haben schon so manche Reisende gegen die Unbill der Witterung Schutz gesucht und sich begnügen müssen…
    – Mit dem, womit auch wir uns begnügen werden!« versicherte Keraban.
    Mit diesen Worten richteten sich die Reisenden ein, in dem Häuschen die Nacht zu verbringen. Jedenfalls konnten sie sich nur beglückwünschen, eine solche Unterkunft gefunden zu haben, wenn dieselbe auch keine weiteren Bequemlichkeiten bot. Immerhin war es nicht zu verachten, daß man den Wind nur draußen heulen und den Regen niederstürzen hörte, ohne davon belästigt zu werden.
    An Schlaf wäre freilich nur zu denken gewesen, wenn hier ein, wenn auch noch so frugales Abendbrot zu erhalten war. Natürlich machte Bruno diese Bemerkung unter dem Hinweise, daß die Vorräthe erschöpft seien.
    »Nun, Ihr wackeren Leute, fragte Keraban, habt Ihr uns etwas zu essen zu bieten… selbstverständlich gegen anständige Bezahlung?
    – Etwas Gutes oder Schlechtes, antwortete einer der Wächter, es giebt eben, was es giebt, und für alle Piaster des kaiserlichen Schatzes wäre hier nichts weiter aufzutreiben, als was wir von Nahrungsmitteln im Leuchtthurm eben übrig haben.
    – Das dürfte hinreichen, meinte Ahmet.
    – Ja… wenn’s

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