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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wie zehnmal.
    Ob sich Van Mitten verletzt fühlte durch diese Weigerung Keraban’s, der seit langer Zeit Correspondent und bis vor Kurzem sein Freund war, wäre nur schwierig zu sagen, dazu birgt das menschliche Herz, und speciell das eines phlegmatischen, verschlossenen Holländers zu viel Geheimnisse. Bruno freilich schien ganz außer sich. Wie? Er mußte unter diesen Verhältnissen weiter reisen, die sich vielleicht noch verschlimmern konnten? Er sollte diese thörichte Fahrt, diese unsinnige Reise in Karren, zu Pferde oder, wer weiß, gar zu Fuße bis zum Ende mitmachen? Und alles das aus Gefälligkeit für einen starrsinnigen Osmanli, vor dem sein Herr zitterte? Er sollte den kleinen, ihm noch verbliebenen Rest von Wohlbeleibtheit einbüßen, während sich der Seigneur Keraban trotz aller Widerwärtigkeiten und Strapazen in majestätischer Rundung erhielt!
    Ja! Aber was thun? – Da Bruno keinen anderen Ausweg als den sah, »zu brummen, so brummte er eben in seiner Ecke. Einen Augenblick dachte er auch daran, allein zurückzubleiben und Van Mitten allen Folgen einer solchen Tyrannei zu überlassen. Leider thürmte sich dagegen wieder die Geldfrage vor ihm auf, wie dieselbe seinem Herrn entgegengetreten war, der jetzt nicht einmal so viel besaß, ihm seinen Lohn auszuzahlen. Er mußte also wohl oder übel bei ihm aushalten.
    Während dieser Verhandlungen rollte die Araba nur mühsam vorwärts. Der schwer mit Wolken belastete Himmel schien sich auf das Meer niederzusenken. Das dumpfe Grollen der Brandung verrieth, daß die offene See schon sehr erregt war. Jenseits des Horizontes mochte der Wind in Sturm umgeschlagen sein.
    Der Kutscher trieb die Pferde an, so gut er konnte. Die armen Thiere vermochten sich kaum vorwärts zu schleppen. Ahmet, der es eilig hatte nach Atina zu kommen, feuerte sie gleichfalls noch an, dennoch unterlag es keinem Zweifel mehr, daß das Unwetter sie unterwegs überraschen würde.
    Der Seigneur Keraban hielt die Augen geschlossen und sagte kein Wort. Dieses Stillschweigen bedrückte Van Mitten, der lieber einen Zornesausbruch seines alten Freundes hingenommen hätte. Er fühlte es, welche Verwünschungen jetzt Jener gegen ihn aufhäufte. Wenn diese einmal zur Explosion kamen, mußte es fürchterlich werden.
    Endlich hielt es Van Mitten nicht mehr aus; er neigte sich zu Keraban’s Ohr, so daß Bruno ihn nicht verstehen konnte.
    »Freund Keraban? sagte er.
    – Was gibt’s? fragte Keraban.
    – Wie konnte ich auch nur auf den Gedanken kommen, Sie zu verlassen! fuhr Van Mitten fort.
    – Ja, wie?
    – Wahrhaftig, jetzt begreif’ ich’s gar nicht mehr.
    – Ich auch nicht!« meinte Keraban.
    Das war eben Alles; die Hand Van Mitten’s sachte jedoch die Keraban’s, der diesen Beweis der Reue mit edelmüthigem Gegendruck entgegenkam, von dem des Holländers Finger die Spuren lange tragen sollten.
    Es war schon neun Uhr Abends und die Nacht drohte sehr dunkel zu werden. Das Unwetter entlud sich mit entsetzlicher Heftigkeit. Der ganze Horizont flammte von grellen Blitzen, obwohl jetzt der Donner noch nicht zu hören war. Dazu erhob sich bald ein so furchtbarer Sturm, daß wiederholt die Befürchtung entstand, die Araba könnte davon umgestürzt werden. Erschöpft und außer Athem hielten die Pferde jeden Augenblick an, bäumten sich und drängten nach vorwärts, so daß der Führer alle Mühe hatte, sie im Zügel zu halten.
    Was war aber unter solchen Umständen zu thun? Ohne Obdach konnte man auf dem offenen, vom Westwind gepeitschten Uferland unmöglich Halt machen, und bis zur nächsten Ortschaft war wenigstens noch eine Strecke von einer halben Stunde zurückzulegen.
    Ahmet fühlte sich sehr beunruhigt und wußte nicht, wozu er sich entschließen sollte, als bei einer Biegung des Ufers plötzlich auf Büchsenschußweite ein heller Schein sichtbar wurde. Dieser rührte vom Feuer des Leuchtthurms in Atina her, der vor dem betreffenden Orte auf dem felsigen Ufer errichtet ist und mitten durch die Finsterniß einen blendenden Schein verbreitete.
    Da gedachte Ahmet für die Nacht die Gastfreundschaft der Thurmwächter, welche ja auf ihrem Posten sein mußten, in Anspruch zu nehmen.
    Er klopfte an die Thür des Häuschens am Fuße des Leuchtthurms.
    Wenige Augenblicke später hätten der Seigneur Keraban und seine Gefährten dem entsetzlich wüthenden Sturme gewiß nicht mehr Widerstand zu leisten vermocht.
Drittes Capitel.
In welchem Bruno seinem Kameraden Nizib einen Streich spielt, den

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