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Kerker und Ketten

Kerker und Ketten

Titel: Kerker und Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Wort verrate, kelb ibn kelb.«
    Michel lachte hart auf.
    »Nun gut, fangen wir damit an. Abu Hanufa, zieh ihm das Hemd aus. Ich werde ihm die Haut abziehen.«
    Der Araber bekam angstgeweitete Augen. Als ihm sein Landsmann das Hemd herunterriß und Michel das Messer ansetzte, nicht zu zart, damit er es auch spürte, fragte er ängstlich:»Willst du mir wirklich die Haut abziehen?«
    »Bei Allah, was ich versprochen habe, halte ich. Ich werde nicht nur deine Haut abziehen, sondern ich werde dich dann in eine neue einnähen lassen, und zwar in eine Wildschweinhaut.«
    Ein Ruck ging durch den Körper des Arabers.
    »Allah w'Allah!« stöhnte er auf, warum willst du, daß ich als Unreiner vor Allah erscheine? Weißt du, daß du mich um den Genuß der Himmel und aller himmlischen Freuden bringst, wenn du das tust?«
    Michel dauerte das Geschwätz zu lange.
    »So rede!« sagte er kurz und ritzte die Haut des unter ihm Liegenden. Auf dessen Stirn perlte der Angstschweiß. Doch dann kamen zögernd seine Erklärungen. »Hier in El Mengub gibt es keine Garnison. Das Kommando der Wachen für den Steinbruch besteht aus sechzig Mann, die drüben in den Zelten liegen und dort mit Weib und Kind hausen. Zehn Mann haben jeweils eine Nacht und einen Tag lang Wachdienst. Wir lösen uns stets ab. Dort drüben sind auch die Pferde und die Kamele; die Waffen hat jeder Krieger bei sich.« »Feßle ihn, Diaz. Dann stellst du dich mit Abu Hanufa an den Durchbruch und sicherst mit den hier herumliegenden Gewehren unseren Angriff auf die Zelte. Ich will hoffen, daß alles gelingt. Lange haben wir nicht mehr Zeit, denn die Sonne geht bald auf. Ich möchte möglichst vermeiden, daß geschossen wird. Sonst erwacht die ganze Stadt, ehe wir auf und davon sind.« Diaz nickte, nahm die Gewehre auf, legte sie griffbereit und wies dem Kapitän der »Medina« schweigsam seinen Platz an. Der hatte begriffen, ohne daß Michel seine Erklärung auf arabisch wiederholte.
    Die unten Zurückgebliebenen wurden inzwischen schon ungeduldig. Endlich erblickten sie Michel, als dieser aus dem Turm trat. Er gab rasch seine Anweisungen.
    Die Sträflinge schlichen unter seiner Führung hinüber. Bald hatten sie die weidenden Pferde ausgemacht, und jetzt erst wurden ihnen die Schwierigkeiten klar: über die Hälfte der Soldaten konnte nicht reiten. Niemand hatte an diesen wichtigen Punkt gedacht.
    Stimmen wurden laut.
    Michel fuhr unter die Leute und befahl ihnen, den Mund zu halten. Das wichtigste seien im Augenblick nicht Pferde, sondern Waffen.
    Ein Leutnant fühlte sich ausgerechnet in diesem Moment bemüßigt, seinen Rang geltend zu machen.
    Er baute sich großartig vor Michel auf und meinte:
    »Ich werde jetzt das Kommando über meine Leute übernehmen; denn zum Kriegführen scheint Ihr mir doch nicht der richtige Mann zu sein, Senor.« Michel holte aus und schlug ihn einfach nieder. Es ging jetzt ums Ganze. Wenn man nicht augenblicklich handelte, konnte es zu spät sein. Da!
    Eine erschrockene Frauenstimme schrie auf. Im Zeltlager wurde es lebendig. Einige Krieger erschienen im Freien. Im Osten zeigten sich schon die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Und zu allem Unglück begann auch noch der Muezzin vom Minareh aus die Gläubigen zum Gebet aufzurufen. Das Lager erwachte.
    »Drauf, companeros, dringt in die Zelte ein, nehmt ihnen die Waffen weg und sammelt euch dann bei den Pferden. Schont die Kinder und Frauen.«
    Michel stürzte sich auf den ersten, der erschienen war.Ein kurzes Handgemenge. Dann brach der Araber stöhnend zusammen.
    Ein unheimlicher Lärm erhob sich. Aus jedem Zelt konnte man erschrockene Schreie vernehmen. Die Araber kamen in Wut; denn die Wohnung, in diesem Fall das Zelt, ist das Reich
    der Frauen, wo sie sich unverschleiert aufhalten durften. Jetzt waren sie den Blicken der Eindringlinge preisgegeben.
    Die ersten Schüsse bellten auf. Kolben krachten auf schlaftrunkene Schädel. Es war ein Ringen auf Leben und Tod.
    Ojo im Turm packte Abu Hanufa am Ärmel und deutete auf das Lager und dann auf die Gewehre.
    Der Kapitän, der früher jede Handlung mit seitenlangen Flüchen begleitet hatte, schien das Sprechen verlernt zu haben. Schweigsam legte er das Gewehr an, zielte kurz und drückte ab. Drüben wälzte sich ein Janitscharenwächter im Staub.
    Zehn Menschenleben wurden auf diese Weise ausgelöscht. Das Schießen trug auch dazu bei, daß sich die Überfallenen nach und nach in ihr Schicksal ergaben.
    Ojo und Abu Hanufa luden die

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