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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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noch gar nicht, wieviel es ist - nicht viel mehr als hundertachtzigtausend Euro, ich habe es mitgehört, als sie vorhin auf Spanisch telephoniert hat. Er denkt, er könnte den >Habsburger Hof<, das Hotel gegenüber, mit ihrem Geld kaufen, er ist ganz verrückt danach, und dabei weiß er noch immer nicht, daß der >Habsburger Hof< niemals ihm gehören wird.« Sie legte den knochigen Finger über die dünnen, jetzt zusammengepreßten Lippen und sah Hans starr und drohend an. Er gab sich alle Mühe, so leise wie möglich zu schwören, daß er nie ein Wort über diese Zusammenhänge verlieren werde.
    »Du bist eine blöde Kuh«, rief Souad jetzt, »ich liebe dich, und deshalb macht mich das wütend.«
    »Tja, Immobiliengeschäft macht immer viel Arbeit«, antwortete Barbara mit dem Vergnügen ungehemmter Selbstgefälligkeit, beugte sich dann zu Hans und fragte anheimelndgesellig-herzlich: »Und was machen Sie so Schönes?«
    Hans sah sich nach den Ukrainern um, aber die waren längst stumm im Dunkeln abgezogen.
    »Sie haben hier den Riesenvorteil, daß ich tagsüber oft in der Autowaschanlage bin und von dort aus alles am Haus überblicken kann«, sagte Abdallah Souad. »Es kann praktisch niemand das Haus betreten, ohne daß ich das weiß.« Es wurde ihm, in dem Augenblick, da er sich rühmte, wohl selbst klar, daß man diese vollkommene Überwachung vielleicht nicht nur genießen mochte. Er fügte deshalb hinzu, daß er oft, allzu oft gar nicht hinüberschaue, er sei mit den eigenen Angelegenheiten mehr als belastet. Das Personal der Autowaschanlage, gegenwärtig zwei Männer, einer aus Ghana, der andere aus Albanien, bedürften eiserner Aufsicht. Es wisse heute niemand mehr, was Arbeit sei.
    »Arbeit«, sagte Abdallah Souad mit anklagendem Nachdruck, »ein Fremdwort. Das muß überhaupt erst wieder gelernt werden.« Barbara war mit dem Taxi davongefahren, und es war der Äthiopier, der ihr mit unwandelbarem Lächeln den Schlag geöffnet hatte. Souad blieb mürrisch sitzen, hatte sich sitzend von Barbara, deren Lockenschlangen bei dieser Prozedur seinen Kopf verbargen, auf die Wangen küssen lassen, wobei sie, in dem Bestreben, aus der flüchtigen Berührung mit den Lippen mehr zu machen, als es war, »Mm« und »Mm« bei jedem Kuß machte, und schaute ihr mit leerem Blick hinterher, als ein solchermaßen Geküßter wohl gar mit einem gewissen Recht. Wie sie kicherte und mit vorgestrecktem Popo in engen, dünnen Hosen schauspielerisch küßte, war sie vielleicht gar ein bißchen beschwipst. Frau Mahmouni harrte ungerührt weiter in der Nacht aus. Sie saß so hingegossen in dem Kunststoffklappstuhl, als entspanne sie sich nach Vorstellung bei der englischen Königin in einem Teezelt auf dem Rasen des Buckingham-Palastes. Jetzt wandte sie sich dem Äthiopier zu und sprach raunend und eindringlich in sein zart gelbliches Ohr. Später wurde klar, daß sie stets so lange ausharrte wie er, weil er sie nach Hause brachte. Er war Nachtportier in dem Hotel, in dem Frau Mahmouni wohnte.
    »Es ist schrecklich mit einem Menschen, der nicht weiß, was er will«, sagte Souad. »Ich sage zu ihr: Du weißt nicht, was du willst.« Das war in seinem Verständnis eine beunruhigende Analyse, die sich seine Freundin zu Herzen hätte nehmen müssen, am besten so: »Ich sehe ein, daß ich nicht weiß, was ich will, und werde deshalb von jetzt ab tun, was du willst.«
    »Darauf wird es sowieso hinauslaufen«, sagte Souad, der den letzten Gedanken freilich nicht hatte laut werden lassen, deshalb etwas abrupt. »Zum Schluß wird sie tun, was ich gesagt habe - und dann ist es vielleicht zu spät.« Im übrigen tue er seit Wochen kein Auge mehr zu.
    Seine Miene änderte sich. Das Muffige, das seine Werbung um Barbara so unvorteilhaft begleitet hatte, verschwand. Er strahlte verhalten. Es war, als öffne er den Deckel einer Schatztruhe und sehe darin die Dukaten glänzen. Er sei erschöpft von der Liebe. Er habe im Grunde keine Zeit mehr für anderes als die Liebe.
    »Ich bin achtundfünfzig - ich weiß, man sieht mir das nicht an, ich färbe das Haar etwas, aber den Körper können Sie nicht betrügen. Ich habe allein gestern nacht zweimal Liebe gemacht - bedenken Sie mein Alter.« Er sah Hans offen und ohne Neid an. Er erinnerte sich, was ein junger Mann leistete, und machte sich nichts vor. Dafür nehme er sich jetzt viel mehr Zeit, und das Erlebnis werde stärker, erschütternder. Und es sei überall und in jeder Situation zu haben. Er tippte

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