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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auf das Telephon in seiner Brusttasche, dies bebende Wesen, das seine elektronischen Erschütterungen unmittelbar an seine Haut weitergab. Souad behielt Frau Mahmouni fest im Auge, als versuche sie ihm die Worte von den Lippen ablesen, was man sich durchaus vorstellen konnte. Aber war Souad eigentlich an Geheimhaltung gelegen? Wollte er sein physisches Glück nicht am liebsten mit der ganzen Welt teilen?
    Dieses Glück hatte begonnen, als eines Tages eine Frau anrief, die er nicht kannte und die ihn, wie sie behauptete, gleichfalls nicht kannte - »obwohl ich das für ausgeschlossen halte, ich bin überzeugt, sie hat sich nicht verwählt«.
    Ihre Stimme war warm und wohlklingend, und sie lachte so nett, als das Mißverständnis sich aufklärte. Man wußte nicht wie - auf einmal war man im Gespräch. Und diese sinnliche, sanfte Stimme verführte Souad dazu, die Unterhaltung ein wenig verfänglicher zu gestalten. Sieh da, sie ging darauf ein.
    »Was man so sagt«, erklärte Souad in dem Ernst, in dem ein Mann dem anderen Mann Geständnisse macht, denn alle Männer sind bekanntlich gleich und sagen dasselbe. Hans konnte schlecht ableugnen, er wisse nicht, »was man so sagt«. Er hatte dabei mit Eroberungen eigentlich gar keine Erfahrung. Was sich in seinem Leben an Abenteuern ergeben hatte, war durch ein beinahe unmerkliches Hineingleiten zustande gekommen, es war wie beim Struwwelpeter-Hoffmann, als der Hans-guck-in-die-Luft ins Wasser fällt und seine Mappe verliert: Kaum ist er triefnaß an Land gezogen, heißt es: »... und die Mappe schwimmt schon weit«. An das wichtige Zwischenstadium, nachdem er ein Mädchen kennengelernt hatte, bis zu dem Zeitpunkt, an dem »die Mappe schon weit schwamm«, konnte er sich nicht einmal bei seiner Frau erinnern, bei ihr war ihm schon geradezu, als habe es sie immer gegeben, einer erstaunlichen Nichtachtung und Wesenlosigkeit fiel die Zeit vor ihrem Auftreten anheim. Als Historiker seines Lebens jedenfalls versagte Hans spektakulär. Souad hingegen bewahrte den einzelnen Stufen seiner Eroberungen ein genaues Gedächtnis. Er war Jäger - so bezeichnete er sich jetzt wörtlich -, er wolle die Frau nicht serviert bekommen, sondern sie zur Strecke bringen.
    »Sehen Sie mal hier«, er ließ das Display seines Telephons aufleuchten und Hans die Botschaft lesen, die er angeblich soeben empfangen habe. »Je veux faire l’ amour avec toi, cheri.«
    »Ich verachte so etwas«, sagte er streng, indem er die Botschaft wegdrückte, ob in den Orkus der Vergessenheit oder doch in ein geheimes Vorratsfach, blieb unbesprochen. Einzigartig war, wenn man ihm glaubte, die Entwicklung gewesen, in der die Fremde mit der schönen Stimme immer weniger fremd geworden sei und Einblicke in ihre Vergangenheit gewährte. Wie kostbar war der Augenblick, in dem er verstand, daß sie ihre Erlebnisse im Bett nicht widerwillig preisgab, als er scheinbar nüchtern und mit der Objektivität ärztlicher Lebenserfahrung das Thema einzukreisen begann - man kann unter erwachsenen Menschen schließlich alles, mit der gebotenen Dezenz freilich, besprechen -, sondern geradezu darauf wartete, die letzten Hemmungen abzustreifen und ganz und gar indezent zu werden. Stundenlang habe die Unterhaltung inzwischen gedauert. Lange nach Mitternacht sei man endlich zur Sache gekommen. Sie sprach über ihren ersten Liebhaber; ob man damit weit in die Vergangenheit zurückging oder nur vom letzten Jahr die Rede war, wollte Souad bewußt zunächst unerörtert lassen.
    »Sie sagte, sie sei zweiundzwanzig, die Stimme klang zwar älter, aber man kann sich in Stimmen irren.« Souad wußte von Fällen, in denen eine gurrende, erotisierende Stimme mit grauer Unscheinbarkeit der Erscheinung einhergegangen sei. Das Meer der Erfahrungen war uferlos. Wer sich darin treiben ließ, begegnete immer neuen Meeresfrüchten, mit bizarren Formen und von schlüpfrig schimmernder Leiblichkeit. Souad durfte jetzt wie ein Untersuchungsrichter fragen, streng und keine Ausflüchte zulassend.
    »Was genau hat der Mann mit dir gemacht? Wie hat er dich ausgezogen? Hat er die Backen angefaßt, als er den Schlüpfer heruntergerollt hat? Waren deine Beine breit oder zusammen? Wo waren seine Hände?« Und dann nach einer Weile, als sie bereits auf viele solche Fragen scheinbar zögernd, sich dann aber überwindend immer ausführlicher Auskunft gegeben hatte, habe er es gehört, das schönste aller Geräusche, seinen Triumph, die Vorbereitung seines eigenen höchsten

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