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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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unserem Schlafzimmer. Sie hat in diesem Zimmer Todesangst gehabt, und das ist ein derart starkes Gefühl, daß etwas davon zurückbleibt«, sagte Ina ins dunkle Pensionszimmer hinein, nachdem Hans sie mit allen einem Ehemann zu Gebote stehenden Mitteln zu beruhigen gesucht hatte. Die Wiedersehensnacht, die er sich erhofft und erträumt hatte, wurde es freilich nicht.
    Es stellte sich jetzt auch heraus, daß die drei Wochen mit Frau von Klein an den Nerven dieser gehorsamen und hingegebenen Tochter gezerrt haben mußten. Es war ungemütlich in der Gegenwart von Frau von Klein. Sie hatte eine Eigenschaft, die selbst ihre Tochter nicht verstand: mit allen Bedingungen, die sie umgaben, höchst unzufrieden zu sein, alles einer harschen Kritik zu unterziehen, an nichts Gebotenem ein gutes Haar zu lassen und gleichzeitig in großer Gelassenheit und unantastbarem Seelenfrieden zu leben. Nicht einmal Ina hörte auf, darüber zu staunen, daß ihre Mutter nicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen war, was ihr an Tadelnswertem auch zustoßen mochte. Sie wußte sich immer auf der sicheren Seite und wählte ihren Platz im Leben grundsätzlich gleichsam neben dem Notausgang.
    Hans sah, daß es das Beste sei, Ina die eigentliche Einrichtung der Wohnung zu überlassen. Geschlafen werden konnte eigentlich nur in dem Tauben-Zimmer. Es lag zum Hof und war ruhig, es lag neben dem Bad, und es war größer als »Mamas Zimmer«, wie der Raum daneben tatsächlich schon hieß, und zwei weitere Räumchen, die wohl am besten in begehbare Kleiderschränke zu verwandeln waren. Aber hätten sie nicht auch in dem großen Zimmer schlafen können, das nach Süden und auf den betriebsamen Platz blickte? Warum sollten sie nicht Wärme, Weite und Leben von dort unten auch im Bett auskosten? An größere Einladungen mit Abendessensgästen war ohnehin noch nicht zu denken. Sie kannten hier keinen Menschen.
    Ina tat ihre Arbeit sehr geschickt und mit leichter Hand. Bald schon bauschten sich prachtvolle Vorhänge aus irgendeinem künstlichen Futterstoff vor den Fenstern, und ein Großeinkauf in dem planend bereits genannten Möbellager füllte die Räume mit Korbsesseln, Kissen, Tischchen und Lampenschirmen, daß es schon beinahe wie in den Katalogen dieses Möbellagers bei ihnen aussah. Es war, als solle eine Bühne ausgestattet werden, wozu der große Raum auch verführte durch seine tatsächlich theaterartig anmutende Leere. Nachdem der Möbelwagen ausgeladen war, konnte man wirklich glauben, Ina habe in die Hände geklatscht und wie im indischen Märchen einen Palast, nun, ein Palästchen, ein geschmackvolles, jugendlich farbenfrohes Heim von Geisterhand herbeigetragen bekommen.
    Und wo war das Schlafzimmer? Es war, Hans rührte aber mit keinem Wort daran, dort, wo es vernünftigerweise auch hingehörte. Die Wohnung wußte bei ihrer Einrichtung auch ein Wort mitzureden. Ob da am Ende doch ein geheimer Kampf hatte ausgefochten werden müssen, ahnte Hans freilich nicht. Ina ging so ernsthaft in ihrem Einrichtungswesen auf, daß die seelische Befangenheit, die sie ausstrahlte, auch schöpferische Zerstreutheit sein mochte, eine Unfähigkeit, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als der Verwirklichung ihrer Pläne. Und Zeit hatte sie sich nicht gelassen. Sie hatte die Wohnung mit einer Geschwindigkeit in Schuß gebracht, als werde sie in einem Büro erwartet und müsse so schnell wie möglich damit zu Rande kommen.
    In ihrer blitzenden Frische mußte die Wohnung jeden überraschen, der durch die öde Verbrauchtheit der Umgebung zu ihr vordrang. Man konnte hier oben wirklich vergessen, in welchem Viertel man sich aufhielt. Hans machte Ina große Komplimente für ihre Leistung. Er bewunderte die wolkige Pracht des falschen roten Tafts, der als Abbreviatur eine lustige Salon-Illusion erzeugte, und dankte ihr von Herzen. Im Grunde entspreche eine derartige Wohnung in einem solchen Viertel der Umwandlung, in der die gesamte Laster- und Vergnügungswelt begriffen sei. Die Erleichterung darüber, daß dies Wohnungswagnis doch noch gelungen sei, verleitete ihn dazu, sich als Soziologe zu versuchen. Der altgewohnte Huren- und Spielerbetrieb, die Netzstrumpfträgerinnen, die das Handtäschchen schwenkten, die dicke Schminke, der Schmutz der Hinterzimmer, das Unbürgerliche, die alte Vorstellung eines unberührbaren, aber vielfach nützlichen fahrenden Volkes stünden an ihrem Ende. Eine Hure sehe heute nicht mehr aus wie eine Hure, sondern wie die

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