Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01
Füßen. Er konnte mit seinem vampirischem Charisma jede Frau besitzen. Weshalb sollte er sich ausgerechnet Tammy aussuchen? Sie erinnerte sich daran, dass sie nicht zu ihm fuhr, um ihn für sich zu gewinnen, sondern um mehr über seine Absichten mit der Familie Malt zu erfahren.
Der Zug fuhr in den Bahnhof in Richmond ein und Tamara schleppte sich zum Taxistand. Als sie im Taxi saß, war sie für einen Moment verführt zu sagen: „Fahren Sie mich zum Norfolk Square, Nähe London Street.“, aber dann bat sie den Fahrer doch, sie zum Gestüt ‚Ride through time’ zu bringen.
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Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
Er fuhr sie aus der Stadt hinaus und bog in einen Feldweg ein. Tammy wurde ganz mulmig, denn hier draußen sah es wie das Ende der Welt aus, als würde rein gar nichts mehr kommen. Während die Sonne sich zurückzog und ein apokalyptisches Licht auf die menschenleere Natur warf, wuchsen die Schatten der Bäume und Sträucher, um bald zur Finsternis der Nacht zu verschmelzen.
Nach einer halben Ewigkeit sah Tamara in der Ferne ein Tor, auf dessen oberstem Rand in Eisenlettern „Ride through time“ stand. Eine Mauer säumte das Gestüt ein. Als Tammy näher kam, erkannte sie Stacheldraht darauf und Kameras am Tor und in regelmäßigen Abständen auf der Mauer.
Der Taxifahrer setzte sie vor dem Tor ab. Nachdem sie gezahlt hatte und er abfuhr, schluckte Tamara schwer. Nun stand sie einsam im Grünen. Weit und breit war kein Haus zu sehen. Das Gestüt glich einem Hochsicherheitstrakt. Und die ersten Sterne funkelten schon am Firmament.
„Was habe ich mir nur dabei gedacht?“, schalt sie sich.
Sie schlang die Arme um den Oberkörper und suchte nach der Klingel. Es gab keine.
Plötzlich ertönte eine männliche Stimme: „Guten Abend. Was wünschen Sie?“
Tammy erschrak. Verwirrt schaute sie sich um und entdeckte ein Mikrophon unter einer der Kameras. Sie atmetet tief ein und aus und sagte laut: „Tamara Malt für Dorian Everheard.“
„Erwartet er Sie, Miss?“
Genervt hob sie die Augenbrauen. Er würde sie doch hoffentlich nicht hier draußen stehen lassen, nur weil sie keinen Termin gemachte hatte. Sie räusperte sich und antwortete gespielt selbstbewusst: „Nein, aber wenn Sie ihm meinen Namen nennen, wird er ganz bestimmt Zeit für mich finden.“
Stille. Lediglich die Grillen zirpten und zwei Vögel lieferten sich ein Gesangsduell. Tammys Nervosität stieg. Immer wieder blickte sie sich um. Die Dunkelheit machte sie mürbe. Sie befand sich im unmittelbaren Jagdrevier der Vampire. Schutzlos stand sie im Nichts.
„Der Fahrer hätte warten sollen, bis ich im Gestüt bin.“
Plötzlich ging das Tor surrend auf. Heraus fuhr ein elektronisches Auto, wie Tammy es vom Golfplatz her kannte. Der Mann, der darin saß, lenkte den Wagen einmal um sie herum und hielt neben ihr an.
„Guten Tag, Miss Malt. Mein Name ist Tyron Winchester. Ich bin der Verwalter des Gestüts und werde Sie zu Mister Everheard bringen. Steigen Sie bitte ein.“
Er sprach mit amerikanischen Akzent. Seine Gesichtshaut sah aus wie gegerbtes Leder, ein wenig faltig, aber seine Augen strahlten wie Türkise. Er musste die meiste Zeit im Freien verbringen, in der Sonne, was Tammy milde stimmte, denn sie vermutete, dass er ein Mensch war.
Sie sprach sich innerlich Mut zu und stieg ein. „Danke.“
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Unauffällig betrachtete sie ihn. Sie schätzte ihn auf 60. Eine graue Strähne durchzog sein kastanienbraunes Haar. Die Ärmel seines blau- karierten Hemdes waren nach oben gekrempelt und ließen Tammy seine muskulösen Oberarme erkennen. Er schien kein Verwalter zu sein, der nicht von seinem Schreibtisch wegging, sondern mit anpackte. Das machte ihn sympathisch in ihren Augen.
Tyron Winchester fuhr sie nicht zum Haus, das inmitten von Koppeln und Reitwegen stand, sondern zu dem etwas abseits gelegenen Stall. „Mister Everheard erwartet Sie bei den Boxen, Miss Malt.“
Der Reitstall war hell erleuchtet. Langsam schritt Tammy auf das Tor zu, das weit offen stand. Dorian holte gerade einen schwarzen Hengst aus einer Box und band ihn in der Stallgasse am Putzplatz fest. Die anderen Pferde schnauften und scharrten in ihren Boxen mit den Hufen, als würden sie Dorian mitteilen, dass sie ebenfalls ausreiten wollten. Tamara bemerkte die Gitter an den Boxen, die von oben bis unten reichten und durch einige Querstreben verbunden waren. Heuballen säumten die Gasse.
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