Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

heilbringenden Lichts' handelt in seinem Namen. Gott hat die Kreaturen der Finsternis nie geduldet. Sie sind die Kinder Liliths, der ersten Frau Adams, die sich gegen ihn auflehnte und aus dem Paradies floh, um sich in einer Schlucht mit den Dämonen zu vereinen. Seitdem verbreiten sich ihre unsterblichen Zöglinge unaufhaltsam auf der ganzen Welt. Jede Nacht werden es mehr. Ihr, Sophie, könnt uns helfen, wenigstens einen Teil von ihnen zu vernichten! Führt uns zur ‚Loge’!“
    „Das werde ich niemals tun, die Vampire sind nicht bösartig!“ Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, doch Dango packte mich an der Schulter und drückte mich auf den Stuhl zurück.
    „Zu schade, Sophie. Ich hatte gehofft, wir würden uns einig. Vielleicht solltet Ihr Euch schon einmal von Eurer Schwester verabschieden? Lange wird sie hier nämlich nicht mehr wohnen.“
    Panik stieg in mir hoch. Würde Ignatius seine Drohung wirklich wahr machen? So grausam konnte er doch nicht sein!
    „Habt Ihr kein Herz? Elisa liebt Euch!“
    „Ich weiß. Deshalb wird sie mir auch bereitwillig nach London folgen. Die Kleine vertraut mir. Es ist rührend.“ Ignatius schnippte mit dem Finger. Sofort eilte Dango aus dem Zimmer, um kurze Zeit später mit Elisa im Schlepptau zurückzukehren.
    113

Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
    „Guten Morgen, Samuel. Hallo Sophie! Du wirst es nicht glauben, ich fahre mit Mister Ignatius nach London!“ Elisa strahlte über das ganze Gesicht. In ihrer Unschuld ahnte sie nicht einmal, welch grausames Spiel dieser Mann mit ihr trieb.
    „Hast du deine Sachen schon gepackt, mein Herz?“
    „Ja, sie liegen in einer Tasche unter meinem Bett. Ich habe sie dort versteckt, damit Papa sie nicht sieht. Wann geht die Reise los?“
    „Noch heute!“ Ignatius sah mich herausfordernd an. Langsam beugte er sich zu mir vor und flüsterte in mein Ohr: „Elisas Schicksal liegt in Eurer Hand. Wir beide wissen, dass sie die Behandlung in ‚Bedlam’ nicht überleben wird. Sie wird elendig eingehen. Könnt Ihr mit der Schuld leben?“
    cd

    Tamara machte in dieser Nacht kein Auge zu. Übermüdet und gleichzeitig innerlich aufgewühlt schleppte sie sich am nächsten Morgen in die Werbeagentur, wo Sally sie mit den Worten empfing: „Du siehst ja aus wie ein Gespenst.“
    „So fühle ich mich auch“, feixte Tammy und schüttete sich eine Tasse starken Earl Grey Tee ein, „als wäre ich bereits gestorben.“
    Viele Tassen Tee folgten. Die nächsten Tage waren gespickt mit Konferenzen, die bis nachts dauerten und Tammy die letzten Kraftreserven raubten. Wenn sie völlig am Ende nach Hause kam, schaffte sie es gerade noch, ihren Kater Grey zu füttern und kurz unter die Dusche zu springen. Sophies Lederbuch schenkte sie jedes Mal, bevor Tammy die Nachttischlampe ausschaltete, einen ängstlichen Blick. Zur Hand nahm sie es nicht. Dafür fehlten ihr die Energie und vielleicht auch der Mut, denn sie wusste, alles, was sie von nun an lesen würde, verhieß nichts Gutes. Je weiter sie in die Geschehnisse des 18.Jahrhunderts eingeweiht wurde, desto mehr zog sich der Strick um ihren eigenen Hals zu. Auf seltsame Weise hatte die weit zurückliegende Vergangenheit, die Geschichte um Sophie Ashford und Jeremy Wellingham, Auswirkungen auf ihr eigenes Leben.
    Lag das Unheil darin, dass Mensch und Vampir nicht zusammenpassten? Hase und Fuchs konnten einfach keine Bindung eingehen. Und doch versuchten Sophie und Jeremy genau das auf Biegen und Brechen. Die Liebe zu einem Blutsauger hatte der 18-Jährigen nicht nur Ärger mit ihrem Vater eingebracht, sondern auch einen Vampirjäger auf ihre Fährte gelockt. Nun stand Sophie vor einer der schwersten Entscheidungen ihres jungen Lebens! Sie würde entweder ihre Schwester Elisa ins Unglück stürzen oder die „Loge“ verraten und somit Jeremy für immer verlieren. Aber Dorian war ebenfalls ein Mitglied der „Loge Condannato“ und er lebte drei Jahrhunderte später noch. Was war nur vorgefallen?
    114

Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
    Tammy wollte es gerne wissen und gleichzeitig fürchtete sie die Wahrheit. Eines Morgens, als die Hitze ein wenig nachgelassen hatte und angenehm frische Luft in die Wohnung geweht war, hatte Tamara sogar einen Moment daran gedacht, Sophies Memoiren einfach in den Müll zu werfen und nie wieder einen einzigen Gedanken an Vampire zu verschwenden. Doch welchen Sinn machte dieser Schritt, wenn sie durch Dorian immer wieder daran