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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich nicht wohl bei dem Gedanken, in Begleitung des Menschen diesen unglaublichen, verwickelten Irrgarten zu betreten, in dem ein einziger Fehltritt ihr aller Ende bedeuten konnte.
    »Was soll ich mit ihm machen?« fragte er Melein in der Hochsprache, damit Duncan ihn nicht verstehen konnte. »Er sollte nicht hier sein. Soll ich einen Weg suchen, wie wir ihn loswerden können?«
    »Die Dusei werden mit ihm fertig werden«, antwortete sie. »Laß ihn allein!«
    Er fing an zu protestieren, nicht um seinetwillen, sondern aus Furcht um sie; sie machte jedoch nicht den Eindruck, als ob sie bereit wäre, ihm zuzuhören.
    »Er wird als letzter gehen, wenn wir hinaufsteigen«, sagte Niun, aber in seinem Magen bildete sich ein Knoten der Furcht. Intel hatte die Zukunft klar gekannt: Ich habe ein schlechtes Gefühl , hatte sie in der Nacht gesagt, in der sie alle starben. Und jetzt hatte er solch eine Angst, eine kalte, klare Vorahnung, daß er hier einen Punkt ohne Wiederkehr überschritt, daß er eine Chance verpaßt oder an etwas vorüberging. Und der Mensch grub sich tiefer und tiefer in seinen Geist hinein.
    Er wollte ihn nicht. Er trug Duncan in seinem Geist, wie er die Erinnerung an den Angriff in sich trug: unauslöschlich. Er betrachtete den Menschen und erschauderte vor plötzlichem und vehementem Abscheu. Er entdeckte, daß er die Last trug, die eigentlich dem Menschen zukam, und wußte nicht, was er sonst damit machen sollte. Er fingerte nach seiner Pistole.
    Aber er war zur Ehre des Volkes zu einem Kel'en gemacht worden, nicht für blanke Metzgerei. Obendrein hatte Melein ihm anderes befohlen und sein Gewissen erleichtert. Er konnte eine solche Entscheidung nicht reffen. Das lag an ihr, und sie hatte sie getroffen, und dabei in Übereinstimmung mit dem besseren Teil seines Gewissens gehandelt.
    Und plötzlich blickte Duncan ihn an, und er schob die Finger in den Gürtel in dem Versuch, seine Gedanken und die Bewegung auf einmal zu verbergen. »Komm!« wies er Duncan an. »Komm, es geht jetzt rauf!«
    Niun machte sich selbst als erster an die schmale Steigung und bemerkte sofort, daß Melein kaum dazu in der Lage war, den Anstieg auf diesem erodierten, unbenutzten Pfad zu schaffen. Überall, wo er konnte, stemmte Niun die Füße gegen den Boden und griff nach Meleins Hand, und sie reichte ihm ihren entgegengesetzten Arm, um ihre verletzte Stelle zu schonen. Er bewegte sich jedesmal sehr vorsichtig, wenn er ihr mit einem sanften Ziehen half, denn er sah ihr Gesicht und wußte, daß sie starke Schmerzen hatte.
    Duncan folgte ihnen, und als letzte kamen die Dusei, die ungeschickt vorgingen und Felsbrocken in die tiefe Schlucht hinabpoltern ließen. Ihre Tatzen und ihre große Kraft machten sie jedoch sicherer auf den Beinen, als man ihnen ansah.
    Auf halber Höhe hörten sie ein Flugzeug.
    Meleins scharfe Ohren fingen das Geräusch zuerst auf, als sie zwischen zwei Schritten gerade ausruhte, und sie drehte sich um und zeigte, wo es über dem Haupttal kreiste. Dort, wie sie waren, konnte es sie weder sehen noch aufspüren, während sie es beobachten konnten, diesen winzigen Fleck im rosigen Dämmerlicht, das noch andauerte.
    Niun nahm nicht nur das Flugzeug wahr, sondern auch Duncans Rücken. Der Mensch stützte sich an einem großen Felsbrocken ab und betrachtete dieses Schiff, und Niun konnte an nichts anderes denken, als daß Duncan gern losgerannt wäre, um Signale zu geben, und daß es durchaus noch dazu kommen konnte, wenn es in der Zukunft noch andere Gelegenheiten gab.
    Sie waren nicht länger allein auf der Welt.
    »Wir klettern besser weiter«, meinte Melein, »und verschwinden von diesem Felshang, bevor es hier entlang kommt.«
    »Komm!« forderte Niun Duncan scharf auf, und Haß klang in seiner Stimme. Duncan wandte sich um und kletterte hinter ihnen her, fort von dem, was aller Wahrscheinlichkeit nach für ihn eine Hoffnung auf Rettung war.
    Als er ein weiteres Mal hinabblickte, um Melein zu helfen, hielt Niun Ausschau und sah das Flugzeug nicht, und das beruhigte ihn überhaupt nicht. Es konnte leicht über ihnen auftauchen, die Kliffs und Sandsteinfinger überfliegen, die ihnen nur teilweise Deckung gaben.
    Und zu seiner Erleichterung standen sie nicht, als sie endlich die Felskante erreicht hatten, einer weiteren Ebene gegenüber, sondern gingen einen leichten Abhang hinab, folgten dabei einem sich zwischen den Sandsteinsäulen dahinschlängelnden Pfad, die sich jetzt in einem brennenden Rot vor dem

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