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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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kalt. Er warf Melein einen Blick zu.
    »Wir können nicht schon wieder anhalten und uns ausruhen«, sagte sie. »Sie dürfen uns nicht finden, hier nicht. Wir müssen den Ort erreicht haben, bevor es hell wird, auch dort wieder weggekommen sein. Niun, wir müssen uns beeilen.«
    Er stieß den Menschen freundlich an. »Komm!« sagte er.
    »Ist es wegen ihr?« fragte Duncan und deutete mit einem Nicken in Meleins Richtung, ohne die Stelle zu verlassen, an der er stand. »Hat es etwas mit ihr zu tun, daß euch die Regul jagen?«
    »Das kann nicht sein«, sagte er mit Überzeugung; und dann fing ein anderer Gedanke an mit schrecklicher Klarheit in ihm zu wachsen – ein mentaler Prozeß arbeitete wieder, wo es lange Zeit nur Schock gegeben hatte. Wieder blickte er Melein an und sprach in der Hal'ari , der Hochsprache: »Es kann eigentlich nicht sein, daß sie uns jagen. Sie können eigentlich nicht wissen, daß es uns gibt. Was bedeuten ihnen zwei Mri, wenn alle anderen tot sind? Oder wie können die Regul es geschafft haben, zum Edun zu kommen und herauszufinden, daß Überlebende es verlassen haben? Sie hätten nicht zwischen Ruinen herumklettern können. Es ist dieser Mensch, dieser verfluchte Mensch. Er hat Verbindungen in der Stadt, einen Meister, und seinetwegen haben die Regul mich über die Ebenen verfolgt. Wenn es die Regul sind, verfolgen sie diese Spur. Regul und Menschen sind an dieser Sache beteiligt.«
    Meleins Blick wurde sorgenvoll. »Am besten gehen wir«, sagte sie plötzlich. »Am besten gehen wir jetzt, schnell! Ich weiß nicht, was wir mit ihm tun werden, aber wir können das jetzt nicht klären.«
    »Wovon redet ihr?« verlangte auf einmal Duncan mit seiner krächzenden Stimme von ihnen zu wissen. Vielleicht waren es bestimmte Wörter, ein Seitenblick, die er aufgefangen hatte, bei dem, was sie sagten. Niun betrachtete ihn und dachte unbehaglich, daß Duncan vermutete, wie wenig sein Leben bei ihnen wog.
    »Beweg dich!« forderte Niun erneut und stieß ihn an, diesmal nicht freundlich. Duncan ließ seine Fragen und ging in die gewiesene Richtung, ohne darüber zu streiten.
    Und wenn es Duncan war, der gejagt wurde, und wenn die Regul ihre Spur seinetwegen verfolgten, dann, dachte Niun, würde Duncan letztlich auf eine Art und Weise zum Feind gehen müssen, daß dieser die Suche einstellte, auf eine Art und Weise, die ihm nicht die Tatsache verraten konnte, daß eine She'pan des Volkes nach wie vor am Leben war.
    O Götter , trauerte Niun innerlich, zu Mord und Ehrlosigkeit gedrängt, ohne eine andere Möglichkeit sehen zu können.
    Aber das Flugzeug kam nicht wieder, und Niun schaffte es, diese drängende Bedrohung auf ihrer gegenwärtigen Reise zu vergessen – den Gedanken zurückzudrängen, was er zu tun haben mochte, falls die Suche wieder aufgenommen wurde.
    Zweimal mußten sie sich ausruhen, obwohl Melein es nicht wollte – um Meleins willen. Und jedesmal wäre Niun gerne länger geblieben, aber sie beharrte darauf, daß es weiterging. Schließlich mußte Niun ihren Arm halten, während ihre schlanken Finger sich um die seinen krampften, womit sie sich gegen die Unstetigkeit ihrer Beine wehrte.
    Und nach Mitternacht kamen sie in einen schmalen Canyon, der seltsame und schwindelnde Windungen vollführte. Er begann, sich zu senken, an einer Stelle, an der sich die Wände über ihren Köpfen bedrohlich gegeneinander neigten und eine Dunkelheit über sie warfen, die noch tiefer war als die nächtliche Dunkelheit draußen.
    »Benutz deine Lampe!« forderte Melein dann. »Ich denke, daß wir jetzt unter einer geschlossenen Steindecke sind.« Und Niun benutzte Duncans Taschenlampe mit einem Strahl, der gerade ausreichte, um den Weg zu erhellen. Tiefer und tiefer gingen sie hinab auf einem spiralförmigen, engen Weg, bis sie plötzlich unter eine Quelle des Himmels über ihnen kamen, wo die Nacht heller wirkte als die völlige Dunkelheit, durch die sie gegangen waren. Hier weiteten sich die Wände, die über und über mit Symbolen von der Art bedeckt waren, die auch einmal das Edun geschmückt hatten.
    Das vorderste Dus warf sich seitlich herum und gab ein Brüllen von sich, das den Gang hinauf und hinab fürchterlich widerhallte. Niun schwenkte den Strahl nach links, auf das Dus zu. Dort lag in einer Nische ein unordentliches Häuflein aus schwarzen Fetzen und Knochen. Ein Wächtergrab.
    Niun berührte in Verehrung des unbekannten Kel'en die Stirn, und als er sah, daß Duncan zu nahe an diesem

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