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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Die Zeit setzte sich wieder in Bewegung. Duncans Herz beschleunigte sich mit der wachsenden Sicherheit, daß sie tatsächlich dort angekommen waren, wo sie hingehörten, daß sie sich in der Nähe ihrer neuen Welt befanden. Nach dem Diagramm zu urteilen, würde es zwar noch länger als eine Woche dauern, bis sie an der Station von Kesrith andockten, aber sie waren kurz vor dem Ziel.
    Die Zeit der Gefangenschaft war beinahe vorüber.
    Im Korridor zu seiner Linken waren Schritte zu hö- ren. Einen Moment lang kümmerte er sich nicht um sie, denn er wußte, daß er seine Zeit überzogen hatte, und erwartete eine ernste Zurechtweisung durch ein Jungling. Den unheilvollen Charakter der Schritte erkannte er nicht sofort. Dann ging ihm auf, daß sie nicht hierher gehörten, dieser gemessene Tritt von Stiefeln auf dem Boden, der so ganz anders war als das langsame Schlurfen von Regul oder selbst Stavros' zerbrechlicher Schritt. Er drehte sich um, schon von dem Anblick erschrocken, durch die Gegenwart von jemandem, der weder Mensch noch Regul war.
    Und Duncan erblickte eine Gestalt, die ebenfalls stehengeblieben war, in Schwarz gekleidet und mit vielen kleinen glitzernden Scheiben auf den Gewändern. Mri. Kel'en. Die goldenen Augen über dem Schleier blickten überrascht. Eine schlanke bronzene Hand fuhr zum Messer im Gürtel und zögerte dort.
    Einen Moment lang bewegte sich keiner von ihnen, und man hörte nur die langsamen Veränderungen des Projektors.
    Der Feind. Der Zerstörer von Kiluwa und Talos und Asgard. Duncan hatte noch nie zuvor einen von ihnen so nahe und in Wirklichkeit gesehen. Nur die Augen und die Hände waren unbedeckt. Die hochgewachsene Gestalt bewegte sich nicht, war von Drohung und Ärger umhüllt.
    »Ich bin Sten Duncan«, fand er den Mut zu sagen. Er bezweifelte, daß der Mri ein Wort verstehen konnte, aber er hielt es für an der Zeit, daß Wörter zum Einsatz kamen, bevor es die Waffen taten. »Ich bin der Assistent des Gesandten der Föderation.«
    »Ich bin Kel Medai«, sagte der andere in einwandfreiem Basic. »Wir hätten uns nicht begegnen dürfen.«
    Und damit drehte sich der Mri auf den Fersen um und schritt in die Richtung davon, aus der er gekommen war, eine schwarze Gestalt, die hinter einer Biegung des Korridors in den Schatten verschwand. Duncan entdeckte, daß jeder Muskel an ihm zitterte. Aus solcher Nähe hatte er Mri bisher nur auf Fotos gesehen, und alle waren sie tot gewesen.
    Fremdartig schön – so war der Eindruck, den der Mri-Krieger auf ihn gemacht hatte. Auch ein Tier hätte diesen Eindruck machen können, auf seine Art prächtig – und tödlich.
    Er drehte sich um, und sein Blut, das irgendwie die normale Zirkulation wieder aufgenommen hatte, drohte ein zweitesmal zu gerinnen, denn mitten im Hauptraum stand ein Regul-Jungling, dessen Nasenlöcher in der Hast der Erregung flatterten und sich schlossen.
    Mit schriller Stimme rief es ihm eine Warnung zu; Angst oder Schrecken, das konnte er nicht genau feststellen. Die Farbe des Junglings wechselte in graublaue Blässe über. »Gehen Sie in Ihr Quartier!« forderte es. »Es ist Zeit. Gehen Sie in Ihr Quartier. Sofort!«
    Duncan setzte sich in Bewegung, eilte um den Regul herum und davon, ohne zurückzublicken. Als er das Heiligtum seiner eigenen Tür erreichte, zitterten seine Hände. Noch während die Tür aufging, warf er sich geradezu hindurch und schloß sie sofort wieder, wartete ängstlich darauf, daß sich das Siegel zischend schloß. Dann sank er auf sein Bett und wußte, daß er nur zu rasch Stavros gegenübertreten und ihm einen Bericht über das erstatten mußte, was er getan hatte. Die Materialien aus der Bibliothek glitten ihm aus den klammen Fingern, und einige der Papiere fielen zu Boden. Er beugte sich hinab, um sie mit gefühllosen Fingern wieder aufzusammeln.
    Er hatte einen großen Fehler begangen und wußte, daß dessen Konsequenzen erst noch eintreten muß- ten.
    Sie waren zu der Welt unterwegs, die man die Heimatwelt der Mri nannte, zu Kesrith, das um die Sonne Arain kreiste.
    Die Regul beanspruchten sie jedoch, und ebenso das Recht, sie an die Menschen abzutreten. Sie beanspruchten die Autorität, den Mri Befehle zu erteilen und für sie zu unterzeichnen.
    Sie verrieten die Mri und nahmen doch einen Kel'en auf dem Schiff mit, das die Befehle überbrachte, mit denen Kesrith den Menschen übergeben wurde.
    Wir hätten uns nicht begegnen dürfen , hatte der Mri gesagt.
    Es war offenkundig, daß zumindest

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