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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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den Willen der Regul herausforderten – das war noch nie passiert, nicht direkt, nicht solange die Mri den verschiedenen Regul-Docha und Behörden gedient hatten. Hulagh durchforschte sein Gedächtnis und fand keinen Bericht darüber, was die Mri getan hatten, wenn sie es mit etwas zu tun hatten, das keine Frage des überlieferten Gehorsams war. Dies war die unangenehmste aller möglichen Situationen, eine, von der noch nie ein Regul einen Erfahrungsbericht angefertigt hatte, in der sein eigenes enormes Gedächtnis so hilflos war wie das eines Junglings, völlig bar hilfreicher Informationen.
    In der Agonie vollständiger Senilität behaupteten Regul manchmal, Gedächtnisbilder gesehen zu haben, die jedoch noch in der Zukunft lagen – sahen Dinge, die noch nicht geschehen waren und über die es noch keine Informationen geben konnte. Manchmal waren diese Ältesten in ihren ersten Einschätzungen bemerkenswert genau gewesen – eine Genauigkeit, die jede Analyse störte und abblockte. Aber dann beschleunigte sich der Prozeß: und alle ihre Erinnerungen gerieten durcheinander, wahre und noch nicht wahre und niemals wahre, und sie wurden unheilbar wahnsinnig. Plötzlich litt Hulagh an etwas von dieser Art, projizierte die Potentiale dieser Situation und entnahm ihnen eine aberwitzige Vorbedeutung, in der sich diese Kriegswesen gegen ihn wandten, ihn und Chul sofort vernichteten und sich dann in blutigem Wahn gegen die Regul-Docha erhoben. Seine beiden Herzen litten unter dem Schrecken nicht nur dieser Vorstellung, sondern auch der Tatsache, daß er sie überhaupt hatte. Er war 310 Jahre alt. Er stand an der Grenze, seine Fähigkeiten zu verlieren, obwohl er den Gipfel ihrer Entwicklung noch nicht erreicht und noch Jahrzehnte des Lebens vor sich hatte. Er fürchtete sich davor, daß der Verfall begonnen hatte, hier unter der Anspannung solcher Merkwürdigkeiten. Für einen alten Regul war es nicht gut, so viele Merkwürdigkeiten auf einmal aufzunehmen.
    »She'pan«, sagte er, versuchte einen letzten Angriff auf ihre Unerbittlichkeit. »Du bist dir dessen bewußt, daß dein schlechtberatenes Zögern es letztendlich unmöglich machen kann, überhaupt Angehörige deines Volkes an Bord in Sicherheit zu bringen.«
    »Wir werden uns beraten«, gab sie zurück, was weder ja noch nein hieß. Er faßte es jedoch als endgültige Ablehnung auf, vermutete, in dieser Welt nie wieder etwas von der She'pan zu hören, nicht bevor dieses Schiff angekommen war.
    Es regte sich etwas unter den Mri, etwas, das Kesrith betraf und wovon die Regul nichts erfahren durften; und er erinnerte sich an den jungen Kel'en, der Selbstmord begangen hatte, als er nicht die Erlaubnis erhielt, das Schiff zu verlassen – der die Nachricht von der Anwesenheit von Menschen der She'pan überbracht haben würde, wenn man ihn aus dem Schiff gelassen hätte. Und es gab diese Perversität der Mri, daß sie, ihres Krieges beraubt, zu rassischem Selbstmord fähig sein konnten, einem letzten Widerstand gegen die Menschen, die kamen und diese Welt beanspruchten. Und wenn die Menschen dem gegenüberstanden, würden sie niemals glauben, daß die Mri eigenmächtig handelten, und sich gegen die Regul wenden. Dies war eine weitere Voraussicht eines schrecklichen Aspektes.
    Mri würden sich nur unter direktem Befehl zurückziehen, und wenn sie der Kontrolle entwichen, würden sie sich überhaupt nicht zurückziehen. Auf einmal verfluchte er die Neigung der Regul, an die Ergebenheit der Mri in dieser Sache zu glauben – verfluchte Guran, der ihm diese Information gegeben und ihn dazu bewegt hatte, daran zu glauben.
    Er verfluchte sich selbst, da er die Daten bestätigt und die Mri nicht als Priorität eingestuft hatte, da er sich ausschließlich mit dem Verladen der Wertgegenstände der Welt an Bord der HAZAN befaßt und sich mit den Menschen beschäftigt hatte.
    Hulagh versuchte, sich zu erheben, entdeckte, daß seine Muskeln vom ersten Klettern noch zu ermüdet waren, um sein Gewicht leicht bewältigen zu können, und es wurde ihm auch nicht die Demütigung erspart, durch das Jungling Chul, der einen Arm um ihn legte und ihn mit all seiner Kraft stützte, vor dem Zusammenbrechen bewahrt zu werden.
    Die She'pan schnappte mit den Fingern, und der arrogante junge Kel'en zu ihren Knien stand auf und half Hulagh an der rechten Seite.
    »Das ist sehr anstrengend für den Bai«, sagte Chul, und Hulagh verfluchte das Jungling im Geist. »Er ist sehr alt, She'pan, und diese lange

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