Kesrith – die sterbende Sonne
dreizehn davon befinden sich gegenwärtig auf Kesrith und ein weiterer ist kürzlich verschieden.«
»Sei gnädig«, bat Hada. »Bai, ich bin mir völlig sicher, richtig gehört zu haben. Ich habe sie gebeten, die Zahl zu wiederholen. – Es ist möglich«, fügte Hada mit zitternder Stimme und keuchend vor Schrekken hinzu, »daß dies all die Mri sind, die irgendwo im Universum überlebt haben.«
»Seuche und Verdammnis«, sagte Hulagh sanft und streckte die Hand aus, um Chul gegen die Schulter zu stoßen. »Zum Hafen!«
»Bai?« fragte Chul blinzelnd.
»Zum Hafen!« wiederholte Hulagh. »O junge Unwissenheit, zum Hafen. Fahr zu!«
Der Schlitten schwenkte nach links ab, korrigierte wieder den Kurs, folgte für die erforderliche Strecke dem Straßendamm, dann links an der passierbaren Grenze der Stadt entlang, hüpfte über Gestrüpp, erwischte gelegentlich einen Anblick des rosafarbenen Himmels und der fernen Berge, Kesriths Hochland, dann des öden, weißen Sandes und der schlanken verdrehten Stämme von Luin-Gestrüpp.
Dies fiel den Menschen als Erbe zu.
Er würde froh sein, wenn er sie los war.
Er fing wieder an, an den Mri zu denken, der Selbstmord begangen hatte, und mit neuem Kältegefühl an die übriggebliebenen Mri, die zu dieser Zeit bereits Kurs auf Kesrith genommen hatten – alle die Mri, die irgendwo überlebt hatten, die zu ihrer Heimatwelt zurückkehrten, die den Menschen übergeben werden sollte.
Wollten sie sterben?
Er wünschte sich, darauf vertrauen zu können, daß es so einfach und endgültig wäre. Die Menschen aufzuhalten, dem Krieg neues Leben einzuhauchen, den mühsam ausgehandelten Frieden und die Regul gleichzeitig zu ruinieren und dann, da es nur wenige waren, selbst zu sterben und die Art der Regul der Gnade aufgebrachter Menschen zu überlassen: das sah den Mri ähnlich. Er fing an zu überlegen, während seine beiden Herzen vor Furcht rasten, welche Wahl ihm im Umgang mit diesen Söldnern blieb. Und wie er nie vor dem Umgang mit Mri gelogen hatte, so hatte er nie direkt mit seinen Händen Gewalt ausgeübt, ohne als Mittler angeheuerte Mri.
Der Schlitten fuhr in einer scharfen Kurve auf die Hafeneinfahrt zu und hüpfte schmerzlich über Furchen. Selbst hier herrschte Zerstörung.
Hulagh sah mit vollständigem Begreifen, daß sich über den Bergen hinter der Stadt wieder Wolken zusammengezogen hatten.
13
Der Regen, ein freundlicher Feind, rauschte gegen die Mauern des Edun. Die Winde bliesen herab, aber die Gebirgsbarriere und die hohen Felsen brachen ihre Kraft und schickten sie statt dessen schrill pfeifend die Hänge hinab gegen die Stadt und den Hafen der Regul. In 2000 Jahren hatte noch nie ein starker Wind das Edun berührt.
In einer solchen Nacht war es gemütlich, wenn alle Kasten zusammen das gemeinsame Mahl im Turm der She'pan einnahmen. Den ganzen Abend lang hatte eine merkwürdige Sensitivität in der Luft gelegen, eine Gefühl gewaltigen Vergnügens und einer Befriedigung, so stark wie die Winde. Die stimmungsempfindlichen Dusei waren so unruhig geworden, daß man sie alle zusammen aus dem Edun gewiesen hatte, damit sie sich in dieser Nacht herumtreiben konnten, wo sie mochten. Sie verschwanden in der Dunkelheit, alle außer dem Miuk-ko am Tor, das sich nicht über die Unruhen der Welt aufregte.
Die Geister der Kel'ein waren hochgestimmt. Alte Augen funkelten. Das ankommende Schiff wurde von niemandem erwähnt, aber es war das Zentrum von allem.
Wie die übrigen Kel'ein empfand auch Niun das Aufwogen der Hoffnung aufgrund der Ankunft der AHANAL. Plötzlich hatte sich vor seinen Füßen ein verwirrender Ausblick eröffnet. Andere. Brüder. Rivalen. Herausforderung und die Hoffnung auf Leben.
Und er selbst, noch nicht einmal reif, noch ohne Kriegserfahrung und bis heute noch keine Person von Bedeutung: aber dies war die Heimatwelt, und er gehörte zum Kel der Heimatwelt, und vor allem war er der Kel'en der She'pan. Es war ein berauschendes und ungewohntes Gefühl, nicht länger der letzte zu sein, sondern zu den ersten zu gehören.
»Wir standen in Kontakt mit einem Mri-Schiff«, war alles, was ihnen die She'pan an diesem Morgen vor der Ankunft des Regul-Bai gesagt hatte; und das war, abgesehen vom Schiffsnamen, alles, was sie wußten. In der Dämmerung hatte die Lady Mutter sie zusammengerufen und ruhig und ernst mit ihnen gesprochen, und es war für sie eine Anstrengung, denn sie lag so oft bewußtlos da. Aber einen Augenblick lang, einen kurzen
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