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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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fortgegangen«, sagte Pasev. »Wir haben ihnen Lebewohl gesagt.«
    »Ich gebe meinen Segen«, murmelte Intel pflichtbewußt.
    Pasev neigte zustimmend ihr Haupt. »Ich werde dir dienen«, sagte sie, »bis die She'pan mich entläßt. Es gibt immer noch genug von uns, um zu tun, was getan werden muß.«
    »Das wird nicht mehr lange dauern«, sagte Intel. »Niun, mein Kind«, fügte sie hinzu und streckte die Hand aus.
    Er kniete vor ihr nieder, nahm ihre Hand in seine, senkte seinen entblößten Kopf auf ihre Hand, fühlte, wie ihre Finger aus seiner Hand glitten und die Geste des Segens machten.
    »Geh hinaus«, sagte sie, »geh zum Schiff und sprich von Angesicht zu Angesicht mit den Besuchern! Höre dir an, was sie zu sagen haben! Antworte weise! Es kann sein, daß du eigenständige Entscheidungen treffen mußt, junger Kel'en. Und sei vorsichtig! Wir haben beinahe schon damit aufgehört, den Regul zu dienen.«
    Etwas streifte über seinen Kopf. Er fühlte, wie das Gewicht auf seinem Nacken ruhte, und griff danach, und seine Finger schlossen sich um kaltes Metall. Als er es umdrehte und auf das Amulett an einer Kette blickte, erkannte er die offene Hand, das Emblem des Edun Kesrithun, und Intels seidenweiche Finger berührten sein Kinn und hoben sein Gesicht, so daß sich ihre Augen begegneten.
    »Es ist nur ein J'tal «, sagte sie mit weicher Stimme. »Aber ein Meister-J'tal . Erkennst du es, mein letzter Sohn?«
    »Es ist eine Ehrung«, sagte er, »für den Kel'en einer She'pan.«
    »Trage es gut«, sagte sie, »und beeile dich! Zeit ist jetzt wichtig.«
    Sie stieß ihn mit den Fingern an, und er stand auf, fürchtete beinahe die Blicke der anderen, der Kel'ein, die selbst mit solch einem J'tal hätten geehrt werden können, wo er doch der jüngste und letzte unter ihnen war. Aber er begegnete keinem Neid, nur der Freude, als sei dies etwas, dem sie alle zustimmten.
    Er zog seine Hausgewänder aus, und drinnen im Zimmer der She'pan legten alle mit Hand an, um ihn für seinen Gang vorzubereiten, beeilten sich, ihm die Siga zu bringen, die er beim Gehen über das staubige Land tragen würde, und Zaidhe und Mez . Und sie überreichten ihm ihre Waffen, sowohl Yin'ein als auch Zahen'ein , die besser waren als seine eigenen. Und mit einem Lächeln, einem Lachen, das einen Aberglauben verwarf, der älter war als die Erinnerungen des Volkes, nahm Palazi ein Glücksamulett aus seinem Gürtel und reichte es ihm, ein Kriegermädchen, das ihm von seinem Glück gab.
    »Jahre und Ehren«, sagte Palazi.
    Er umarmte den alten Mann und andere und kehrte mit vor Anstrengung klopfendem Herzen zu seiner letzten eiligen Verbeugung zu ihren Füßen zur She'pan zurück. Aber nachdem er ihren Kuß auf seiner Stirn empfangen hatte, ließ sie ihn nicht sofort gehen, sondern blickte ihm auf eine Weise ins Gesicht, daß das Blut in ihm gefror.
    »Du bist schön«, sagte die She'pan zu ihm, wobei Tränen in ihren goldenen Augen schwammen. »Ich habe große Angst. Sei vorsichtig, jüngster Sohn!«
    Das Volk glaubte nicht mehr mit großer Inbrunst an Voraussagungen, nicht mehr, als Niun wirklich an Palazis Glückwunsch glaubte; aber er erschauerte. Es gab Mri-Vernunft und Regul-Vernunft, und immer nur an das zu glauben, was durch Erfahrung erwiesen werden konnte, war die Methode der Regul, nicht die der Mri.
    Eine, die schon so lange gelebt hatte wie Intel, konnte Gründe haben, die er nicht verstand. Sein ganzes Leben hatte er in Gegenwart des Verbotenen und Unbegreifbaren verbracht; und meistens war die She'pan Intel einbezogen gewesen. She'pan , Bewahrerin der Mysterien.
    »Ich werde vorsichtig sein«, sagte er, und daraufhin ließ sie ihn ziehen. Er wich Meleins Augen aus, als er aufstand, denn sollten die She'pan und ihre Erwählte irgend etwas ihn Betreffendes miteinander teilen, wollte er bei dieser Mission nicht damit belastet sein.
    »Vertrau keinem Regul!« sagte die Kel'anth. »Nimm alles wahr, was du siehst!«
    »Ja«, stimmte er ernsthaft zu, ergriff Pasevs Hände und drückte sie sanft, um damit den Brüdern und der Schwester seiner Kaste Lebewohl zu sagen.
    Dann wandte er sich rasch ab und ging mit langen Schritten, die ihn eilig die spiralenförmige Treppe hinabtrugen, an den aufgeschriebenen Namen der Geschichte und der Helden des Volkes und der Wahrheit aller Dinge vorbei, auf die Intel ihn hingewiesen hatte und die er nicht lesen konnte. An diesem Tag empfand er ihre Bedeutung, das Andenken an seine Vorfahren.
    Alles, alles,

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